Immer wieder erreichen uns Anfragen, ob wir nicht Trainingsübungen oder ganze Trainingseinheiten veröffentlichen können, um Trainern einen Einblick in fremde Arbeit zu gewähren oder... Trainingsformen (1) – Die „Hösche“ und das Ableiten komplexerer Übungen

DribbelnImmer wieder erreichen uns Anfragen, ob wir nicht Trainingsübungen oder ganze Trainingseinheiten veröffentlichen können, um Trainern einen Einblick in fremde Arbeit zu gewähren oder schlichtweg ein paar Ideen zu geben. Die Gründe für diese Suche ist der Mangel an publizierten nützlichen Übungen. Toptrainer im Hochleistungsfußball machen meist ein Geheimnis aus ihren Übungen, um keinen Wettbewerbsvorteil zu verlieren oder Einblick in die Vermittlung wichtiger taktischer Aspekte zu vermeiden.

Viele Trainingsbücher wiederum sind veraltet, stellen nur einzelne Übungen dar und erfüllen wichtige Anforderungen an ein Training nur unzureichend. Deswegen sollen in diesem Fünfteiler Beispiele für einzelne gute Übungen gezeigt werden, auch wenn das natürlich nicht ausreichend ist – ein Training muss in puncto Trainingssteuerung, Spielphilosophie und Eigenheiten der Spieler und des Teams immer spezifisch angepasst werden. Trotzdem könnten diese Übungen eventuell für die eine oder andere interessante Idee bei den Lesern sorgen.

Begonnen wird im ersten Teil mit einem Zonenspiel, das sich insbesondere für Amateurfußballer und Jugendspieler eignet, um sie zu mehr Aktivität und Spielintelligenz im Bewegungsspiel zu animieren, zeitgleich aber Technik, Kombinationsspiel und Defensive trainiert. Dieses Zonenspiel wird immer wieder erweitert und bildet ein ganzes Spektrum an Übungen ab, welche variabel genutzt werden können.

Vom Rondo über das 1-Zonenspiel zum Mehr-Zonenspiel

Diese Übung ist darum eher als ein Prozess zu sehen, der über mehrere und aufeinander aufbauende Übungen abläuft. Das Rondo beziehungsweise hierzulande meistens „Hösche“ dient hierbei als Basis. Bei der Hösche geht es darum, dass eine kleinere Gruppe an Spielern in einem abgesteckten Feld in der Mitte steht und gegen eine größere Gruppe an Spielern den Ball erobern soll. Eine Studie von Barrero und Cabrera erklärt, dass hier die Spielintelligenz durch die Entscheidungsfindung auf engem Raum unter Druck und die Suche nach Raum trainiert wird, ebenso wie die Passtechnik selbst, das Teambuilding (taktisch wie psychologisch), die Kreativität, der Ehrgeiz und auch die Kondition.

Spiel mit einer Zone im Rechteck

Bei dieser Trainingsübung werden drei Quadrate in einer Reihe aufgestellt. Zu Beginn darf nur ein langes Rechteck bestehend aus zwei der drei Quadrate bespielt werden. In diesem Rechteck gibt es ein „Teamrondo“; Drei plus Drei mit einer Dreiermannschaft in der Mitte. Erobert die Mannschaft den Ball, tauschen sie die Position. Es ist also ein Rondo im Sechs gegen Drei.

Innerhalb dieses Rechtsecks gibt es einige Probleme, weil das Rechteck durch die ungleiche Proportion und die Enge Probleme in der Ballzirkulation herstellt. Es funktioniert aber im Normalfall (bei passenden räumlichen Dimensionen) noch passabel und hat einen guten Trainingseffekt. Später behilft man sich einer kleinen psychologischen Manipulation und löst das Hösche/Rondo auf, spielt also einfach Sechs gegen Drei im Rechteck.

Erhöhung der Bewegung sorgt für positiven Effekt

Das komplett freie Spiel (sowohl von der Berührungszahl her als auch bei der Bewegungsfreiheit) sorgt für eine flexible Besetzung von Räumen, insbesondere der Mitte. Im Gespräch kann nun besprochen werden, wieso das besser funktioniert. Der strategische Wert von positioneller Freiheit und variabler Besetzung der Mitte wird schnell klar.

Nach dieser Diskussion kann man zur Demonstration sogar bei zahlreichen Teams auf eines der kleinen Quadrate spielen und die Ballzirkulation funktioniert häufig weiterhin sehr gut; so will es zumindest die eigene Erfahrung. In den späteren Trainingsübungen kann man dann Rondos im üblichen Quadrat dank der freien Bewegung generell eine Spur dynamischer und intensiver praktizieren. Das Ziel ist ein Rondo, in welchem die äußeren Spieler sich immer wieder dynamisch in die Mitte bewegen und generell aufmerksamer sind, um sich besser anzubieten.

Verbindung mit Gegenpressing

Die nächste Erweiterung führt dann dazu, dass im wieder vergrößerten Raum nach Ballgewinn sofort eine Gegenpressingsituation ausgelöst wird und die jagende Mannschaft dadurch immer fließend wechselt. Das erhöht die Dynamik und die Intensität in dieser Übung enorm. Die Staffelungen bei einem Drei plus Drei gegen Drei sind in diesen Räumen auch meist so, dass man sehr gut Gegenpressing und schnelles Umschalten „aus dem Haufen heraus“ trainieren kann.

Danach kann man wechselnd in einem größeren Quadrat oder über die drei Quadrate spielen.

Multi-Team-Multi-Zonen-Rondo

Beim Spiel mit drei Quadraten gibt man zusätzliche taktische Regeln vor, um das ballorientierte Verschieben einzubringen. Befindet sich der Ball in zentraler Position, so müssen von den zwei ballbesitzenden Teams sämtliche drei Quadrate besetzt sein. Bei Flügelposition des Balles (also in einem seitlichen Quadrat) sind die Zone mit Ball und die Mitte besetzt. Der ballferne Raum gilt hier als nicht bespielbar, aber auf dem Übergang zum ballfernen Quadrat sollen sich Spieler aufhalten, damit dieses Quadrat schnell bespielbar ist, wenn von der Seite in die Mitte gewechselt wird.

Das ist mit Belohnungen und Vorgaben erweiterbar, indem z.B. Seitenwechsel in das leere Feld mit einem Tor belohnt werden oder bestimmte Positionen bei Flügelpositionen des Balles eingenommen werden mussten (dies geht schon in Richtung des „Juego de Posicion“).

Zonenwechsel in alle Richtungen

Später sind es nicht mehr drei Quadrate, sondern sechs oder gar neun (in einem 3×3-Feld). Dies kann außerdem so erzeugt werden, dass zwischen den jeweils drei Quadraten Abstände sind, in denen man sich nicht positionieren darf, sondern mit Pässen überspielen muss. Damit sind die Positionswechsel und die Zonenbesetzung komplexer und weiträumiger, außerdem werden auch längere Pässe und Verlagerungen trainiert. In diesem 9er-Feld gibt es dann ebenfalls unterschiedliche Aufgaben und Übungen, es können schon kleine Tore hinzugefügt werden, die Kontaktzahlen oder auch bestimmte Zonenbesetzungen vorgegeben werden.

Abschlussbemerkung

Diese Trainingsübung besteht also aus einer Grundübung, die in einem Prozess von einer sehr einfachen und grundlegenden Übung zu einer hochkomplexen wird. Der erste und sehr einfache Aufbau gibt dem Bewegungsspiel einen Sinn gibt und verbindet ihn mit der Zirkulation. Von dieser Basis ausgehend wird das Gegenpressing, schnelle Umschalten und Befreien aus engen Räumen hinzugefügt.

Es folgen das ballorientierte Verschieben und Vorgaben für Zonenbesetzungen; gleichzeitig wird andauernd an der fußballspezifischen Kondition, der Koordination, der Positionsfindung, der Passtechnik und der Kommunikation gearbeitet. Eine Übung für alle Facetten sozusagen, die beliebig veränderbar ist. Auch kann immer wieder gestoppt werden, um auf einzelne Punkte hinzuweisen oder diese zu korrigieren. Es muss aber auf die richtige Größe der Quadrate geachtet (das ist spieler- und teamabhängig), ein hohes Tempo mit vielen Pausen und motivationalen Ansprachen aufrechterhalten, die adäquate Trainingdosierung in allen Aspekten beachtet und den fundamentalen Aspekten des Coachings (von Spielerumgang bis Periodisierung) Rechnung getragen werden.

Im zweiten Teil geht es verstärkt um Kleingruppenspiele.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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