WAC-Physio Schriebl: „Österreich ist ein Big Data-Entwicklungsland“
Taktik & Theorie 22.März.2018 Christian Albrecht 0
Das russische Kazan, das kasachische Aktobe und Wolfsberg in Kärnten – Sportphysiotherapeut Wolfgang Schriebl hat schon an so manch exotischen Orten gearbeitet. Seit 2017 ist der Sport-Absolvent der Universität in Graz für den Bundesligaverein WAC tätig. Eines seiner größten Hobbies ist „Big Data“ und die damit folgende Analyse der Daten. Etwas, das für die meisten heimischen Klubs noch Neuland ist.
Milan als Vorreiter
Heute zum Teil nur ein Schatten ehemaliger Glanzzeiten, war der AC Milan um die 2000er Jahre DER Club, wenn es um Daten ging. Im sogenannten „Milan Lab“ wurden erste Tagesroutinen für Profis erforscht. „Es war der Einstieg zu Big Data oder auch zum ´gläsernen´ Fußballer“, erklärt Schriebl. Informationen erhalten, ein Trend der in Zeiten von Facebook & Social Media in unbeschreibliche Höhen wachsen sollte.
18 Jahre später ist „Big Data“ bei allen Top-Klubs angekommen. Barcelona, die beiden Vereine aus Manchester und auch natürlich das Red-Bull-Universum nutzen alle möglichen Daten. „Barcelona ist, neben den englischen Vereinen, am Besten aufgestellt“, erklärt der WAC-Physio. Bei den Katalanen sei eine eigene Forschungseinrichtung für alle möglichen Sportarten aufgebaut worden. In England haben alle Vereine einen „Head of Performance“, der praktisch gar nicht mit dem Team zu tun hat. Seine Funktion beschränkt sich darauf, Daten zu interpretieren und dem Trainer-Stab aufzubereiten. Für Wolfgang Schriebl wäre das sein Traumjob. Daten gemeinsam auszuwerten und somit die Sportler optimal vorzubereiten. Und Österreich?
„Viele wissen nicht, was es für Möglichkeiten gibt“
Um Daten zu bekommen muss man investieren. In Hardware, in Software und in Personal. Geld, dass oft in den Mannschaftskader gesteckt wird. „Es gibt sicher einige Traditionsklubs, die nachhaltig arbeiten wollen“, erklärt Schriebl. Sonst komme es stark auf den Trainer an. Wenn er einen sportwissenschaftlichen Hintergrund hat, ist die Chance höher. Ein GPS für Datenmessungen kostet bis zu 200.000€. „Wenn ein Verein zu mir kommt und sagt ´was müssen wir tun, um langfristig viele gute, junge Spieler auszubilden´, dann sage ich, dass mindestens 5% des Budgets und fünf bis zehn Personen dafür gebraucht werden“, fasst Wolfgang Schriebl die Kosten zusammen. Viele Funktionäre kämen aus der Wirtschaft und hätten deshalb wenig Einblick: „Viele wissen nicht, was es für Möglichkeiten gibt.“ Dortmund hat zuletzt eine eigene Abteilung geschaffen, in der neue Wege um an Daten zu kommen, getestet werden sollen. Dort ist auch ein Ex-Mitarbeiter der Wiener Austria unter Trainer Thorsten Fink hin gewechselt. Mit Videoanalysen könne man nun alle Laufwege der Spieler analysieren.
Atletico Madrid geht sogar noch einen Schritt weiter. Den dortigen Co-Trainer hat Schriebl mit einer Google-Brille auf der Betreuerbank entdeckt. Damit können die Daten in Realzeit angezeigt werden und somit unter anderem analysiert werden, wie viele Angriffe über welche Seite kommen.
Auch der WAC nutzt GPS, wenn auch längst nicht so komplexe System wie die Top-Vereine. Auch wenn Trainer Heimo Pfeifenberger mittlerweile beurlaubt wurde, lobt Schriebl seinen Ex-Coach: „Er kam aus dem Red-Bull-System, er hat dort gesehen, was alles möglich sein kann.“
Außerdem wird mit „Senswave“-Geräten gearbeitet. Damit könne die Gewichtsverteilung der Spieler auf einer schwebenden Platte festgestellt werden. Falls ein Fußballer eine Verletzung verschleppen will, dann erkennt man aufgrund der Daten, ob die Verletzung noch akut ist. Dennoch bleibe Österreich ein „Big-Data Entwicklungsland“.
Richtige Trainingsdosierung mit richtigen Daten
Laufwege messen, Verletzungen richtig einschätzen, es hört sich ja fast schon zu gut an. Gelaufene Kilometer und Sprints werden auch heute schon oft in Einblendungen der Fernsehsender gezeigt. Im täglichen Training gestaltet sich der Einsatz aber schon schwieriger. Moderne Trainer halten ihre Übungen nur selten am kompletten Fußballfeld ab. Was bringt es nun, Werte wie Sprints und Kilometer zu haben, wenn das Feld viel kleiner ist und somit auch die Bedingungen sich vom Match unterscheiden? „Das ist extrem interessant. Wenn du das Spielfeld veränderst, um Zeit- und Gegnerdruck zu erzeugen, dann kommen die Spieler nicht mehr in die langen Distanzen“, meint Schriebl. Oft werden in die Trainingseinheiten nun Phasen auf dem großen Feld eingebaut, um wieder wichtige Paramter zu bekommen. „Als Trainer setzt man sich für jedes Training ein Ziel, aber wie überprüfe ich das? Wenn es ordentlich kracht? Wenn alle schwitzen? Wenn du Kriterien mit Big Data erfassen kannst, dann wird das Training richtig dosiert“, meint Schriebl.
Der Umgang mit Daten ist also ein komplexes Thema, das nur selten von einer Person gestemmt werden kann. Für Wolfgang Schriebl wäre ein eigenes Studium, also das eines „Analysecoaches“, ein mögliches Berufsfeld in der Zukunft. „Irgendwann läuft es so ab, wie auf der Playstation. Einer zeigt mit dem Controller wohin man laufen muss und falls nicht, dann gibt’s einen Stromschlag“, scherzt der WAC-Physiotherapeut.
Autoren: David Marousek, Nikolaus Fink, Christian Albrecht
Wolfgang Schriebl im Wordrap
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