Zonenfußball (3) | Wieso man im Dreieck lieber nicht wie eine Armee stehen sollte
Taktik & Theorie 26.August.2011 Daniel Mandl 0
In den ersten beiden Teilen unserer Serie über Zonenfußball haben wir euch unter anderem erklärt, wieso man manchmal den fußballerisch schwächeren Kicker aufstellen sollte und wie man kompakt von innen nach außen verteidigt. Im dritten Teil unserer Serie beschäftigen wir uns mit Ausnahmesituationen, sowie der berühmt-berüchtigten Dreiecksbildung.
Das Grundprinzip eines kompakt verteidigenden Blocks ist es, wie bereits beschrieben, dass das effektive Spielfeld durch alle (!) Spieler der eigenen Mannschaft klein gehalten wird. Man verkleinert ein Feld von 100 x 60 Meter auf einen effektiven Spielraum von etwa 40 x 40 Meter. Innerhalb dieses Raumes hat jeder Spiele die Aufgabe zu decken: Aber prinzipiell keine Gegenspieler, sondern den Raum. Wir müssen unseren Gegenspielern nicht überall hin folgen. Wenn ein gegnerischer Angreifer etwa zentral vor unserer Viererkette kreuzt, um sich freizulaufen, wird er nicht von einem einzelnen Innenverteidiger attackiert, sondern von den beiden in nächster Nähe befindlichen Verteidigern (entweder zwei Innenverteidiger, oder auch ein Innenverteidiger und ein Außenverteidiger) unter Druck gesetzt. Die Kommunikation untereinander ist hierbei sehr wichtig, andernfalls funktionierte eine kompakte Verteidigung nicht. Kommt es dennoch zu Missverständnissen oder individuellen Fehlern, ist die Abseitsfalle ein gutes Mittel um Fehler zu korrigieren und dynamische, durchbrechende Angreifer des Gegners außer Gefecht zu setzen. Natürlich ist auch hierfür ein hohes Maß an Kommunikation zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen erforderlich.
Kompaktes Verteidigen im Sinne des Zonenfußballs, ist eines der modernsten Mittel im Fußball. Aber perfekt ist bekanntlich nichts und auch der kompakte 40 x 40 Meter – Verteidigungsblock stößt hie und da an seine Grenzen. Gerade wenn unser Team in Vorwärtsbewegung den Ball verliert und die Viererkette, die weit aufgerückt ist, um den kompakten Block nicht auseinander zu reißen und stets anspielbar zu sein, hinter sich einen großen Raum frei stehen lassen muss, ist es auch wichtig, dass der Torhüter effektiv mitdenkt und mitspielt. Hier ein Beispiel: In Vorwärtsbewegung vertendelt unser defensiver Mittelfeldspieler den Ball und der Gegner, der den Ball erobern kann, setzt einen schnellen Stürmer ein, indem er einen Lochpass durch eine Schnittstelle der Abwehrkette spielt. Einerseits muss sich das Team als Ganzes zurückbewegen, um weiterhin für System und Ordnung zu sorgen, andererseits muss in diesem akut gefährlichen Fall aber auch der Torhüter mitspielen und quasi wie ein Libero fungieren. Was in den 60er- oder 70er-Jahren noch ein Libero lösen musste, muss im modernen Fußball nicht selten der Torhüter machen.
Eine weitere Ausnahme: Der verteidigende Block muss nicht gezwungenermaßen immer symmetrisch sein und sich in einer quadratischen oder rechteckigen Form ausbreiten. Wenn der Gegner seinen Spielaufbau etwa auf seiner rechten Seite startet, muss der andere Flügel von unserer verteidigenden Mannschaft vernachlässigt werden. Man setzt den Gegner als kompakter Block unter Druck, indem man mannschaftlich geschlossen auf seine Seite verschiebt. So setzen wir als Mannschaft den Gegner unter Druck – und zwar nicht zu einem Gegenspieler hin orientiert, sondern zum Ball. Wenn der Gegner den Angriff über die rechte Seite abschließt und entweder einen Seitenwechsel macht oder den Ball zurück zu einem Verteidiger spielt, haben wir mannschaftlich betrachtet keinen besonders großen Aufwand, die Ausgangsformation wiederherzustellen. Jeder unserer zehn Feldspieler verschiebt ein bisschen. Das ist wesentlich effektiver, als wenn der Gegner nicht von der gesamten Mannschaft, sondern von einzelnen Spielern unter Druck gesetzt wird, da diese Variante von einzelnen Spielern nicht verlangt, dass sie in Rückwärtsbewegung mehr Meter zurücklegen als der Mannschaftdurchschnitt. Im folgenden Beispiel seht ihr wie verschoben werden muss – dabei ist auch der nicht aktive Flügel deutlich erkennbar.
Kommen wir nun zu den Basics der Dreiecksbildung und wieso diese überhaupt wichtig ist. Der rechte Verteidiger hat auf dem Platz nicht viel mit dem linken Mittelfeldspieler zu tun – man braucht sich keine Passstatistiken vor Augen halten um zu verstehen, dass diese Spieler auf dem Feld nicht sonderlich oft interagieren. Hingegen haben alle Spieler speziell im Kurzpassspiel sehr häufig mit ihren unmittelbaren Nebenleuten zu tun. Und so kann man das Spielfeld, je nach Position der jeweiligen Spieler in einige Dreiecke einteilen. Dass das Zusammenspiel dieser Dreiecke im Speziellen funktioniert, ist eine wichtige Grundlage der Taktik.
Bevor wir ausführlich auf die Sache mit den Dreiecken eingehen, möchten wir zunächst den häufigsten Fehler analysieren, den Fußballer bei der Dreiecksbildung machen. Auf der Längsachse gesehen dürfen zwei Spieler, die mit einem dritten ein Dreieck bilden, möglichst niemals auf einer Linie stehen, sondern immer versetzt. Dies hat vor allem zwei Gründe. Einerseits besteht im Falle eines Fehlpasses die große Gefahr, dass der Gegner direkt zum Gegenangriff ansetzen kann. Das berühmte, gefährliche „Querspielen“ ist vor allem auf der Zentralachse und in der eigenen Hälfte tödlich! Hier ein Beispiel, bei dem ein Gegenspieler den Querpass innerhalb eines Dreiecks abfängt:
Wenn dies passiert, ist das Dreieck ausgehebelt und keiner der Spieler ist sofort hinter dem Ball. Daher ist es wichtig im Dreieck versetzt zu stehen! Uns sich möglichst auch so zu bewegen. Wenn innerhalb des Dreiecks ein Fehler passiert, sollten nie zwei Spieler auf einer Linie sein, sondern immer gestaffelt, um wenige Meter versetzt. Die Fehlerquote ist in dieser Variante deutlich niedriger. Zudem ist es im Offensivspiel von Vorteil, wenn man sich nicht wie eine Armee bewegt, auf der so manche Kicker auf einer Linie spielen, sondern gestaffelt, sodass man Anspielmöglichkeiten im Raum hat und nach vorne und hinten kurze, diagonale Pässe spielen kann. Die allerersten Anfänge dieses Systems sind übrigens auch im Rugby zu beobachten.
Im vierten Teil unserer Serie über Zonenfußball gehen wir im Detail auf die Dreiecksbildung ein und erklären, wie man die Automatismen, die im Rahmen dieser greifen müssen, bestenfalls trainiert werden sollten.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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