Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (8) – Lieber SC Paderborn!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag adressieren wir unseren Brief an einen Verein.

 Lieber SC Paderborn!

„Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst.“ War es wirklich so? Am Dienstag habt ihr bekanntgegeben zukünftig eine langfristige Kooperation im sportlichen Bereich mit RB Leipzig einzugehen. Hospitationen, Austausch bei Scouting und Marketing und vielleicht sogar Tauschgeschäfte von Spielern seien geplant. Das klingt verdammt nach einem unmoralischen Angebot. Dem schnöden Mammon werden Integrität und Fußballkultur geopfert.

Bei euren Fans verursachte diese Ankündigung einen heftigen Kabelbrand. Auch Medien und Mitbewerber sind perplex. Ihr wart sogar gezwungen eure Zusammenarbeit mit dem sächsischen Retortenklub näher zu erklären: „Inhaltlich zielt die Kooperation auf einen gegenseitigen Austausch über sportliche Entwicklungen, insbesondere im Bereich der Ausbildung von Spielern und der Fortbildung von Trainern ab. Dadurch soll es zu einem Know-How-Transfer in beide Richtungen kommen, der letztlich beiden Clubs hilft“, habt ihr auf eurer Homepage verlautbaren lassen.

Das klingt natürlich nett. Harmlos. Aber allein das Andenken einer solchen Arbeitsgemeinschaft, lässt mir die Gesichtszüge davongaloppieren. Es passiert nicht einmal versteckt, sondern ganz offen: Frei von der Leber wird potenziellen Wettbewerbsverzerrungen Tür und Tor geöffnet. Garniert mit der unschuldigen Frage der Beteiligten: Wo denn eigentlich das Problem liegt? Kollegialität wird doch noch erlaubt sein. Man nennt es „Kooperation“. Kartell beginnt übrigens auch mit „K“.

Irgendwie hat es einen unfreiwilligen Unterhaltungswert. Es spielt keine Rolle, ob Paderborn eine inoffizielle Franchise-Filiale des Bullenstalls wird oder nicht. Es spielt keine Rolle, ob es zu absichtlichen Wettbewerbsverzerrungen kommen wird. Das ethische Sportsdenken ist jedenfalls nonchalant öffentlich abgewatscht worden.

Euch ist das Hemd näher als der Rock. Einem vermeintlichen Erfolg des Moments wird die Zukunft des ganzen Spiels geopfert. Was ihr für die Zukunft anrichtet, begreift ihr einfach nicht. Fußball ist immer noch ein Volkssport – auch wenn die Vereine mittlerweile von Investoren durchsetzt, die Verbände von Korrupten geleitet und die Spieler mit Geld zugeschüttet werden. Die Fans, die Herzklopfen haben, wenn ihr Verein vorne liegt, Herzschmerzen, wenn er hinten liegt. Die Stöpsel, die von Angola bis Armenien einem Fetzenlaberl nachjagen. Die Menschen, die ihre Treue einem Verein schenken. Ein Leben lang. All diese bleiben die Seele des Fußballs. Die wird es noch geben, wenn von jenen Herren, die solche Deals abschließen nichts mehr übrig ist.

Denkt einmal darüber nach. Das empfiehlt euch:

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert