Nahezu wöchentlich grüßt das „Insignia-Murmeltier“ ist man im Lager der Austria geneigt zu sagen, denn es vergeht kaum ein längerer Abschnitt, ohne dass es... Kommentar: Das violette „Insignia-Debakel“

Nahezu wöchentlich grüßt das „Insignia-Murmeltier“ ist man im Lager der Austria geneigt zu sagen, denn es vergeht kaum ein längerer Abschnitt, ohne dass es zu neuen Entwicklungen in dieser Partnerschaft kommt. Was mittlerweile zur Tragikomödie verkommt, ist für die Violetten leider bitterer Ernst und hat nun ein weiteres Kapitel in dieser Posse hinzugekommen. Nun meldete sich die Insignia-Spitze erstmals öffentlich zu Wort und gab Einsicht in die Gedankenwelt des mittlerweile ehemaligen „strategischen Partners“ der Austria und wie man die Beziehung aktuell sieht. Und wenn man sich die Aussagen der Insignia-Verantwortlichen zu Gemüte führt, bleibt keine zweite Meinung dazu mehr offen, wie für die Wiener Austria diese „strategische Partnerschaft“ weitergehen soll.

Ambitioniertes Projekt und ein rasch einsetzendes Fantasiegebilde

Schon der Start dieser Partnerschaft zwischen der Wiener Austria und der Insingia-Group stand unter keinem guten Stern. Bereits bei der Antrittskonferenz muteten die großspurigen Ankündigungen von Insignia doch eher amüsant an, war doch von der Champions League zu lesen und dass man die besten Talente Europas nach Wien lotsen möchte. Man sei ja bestens in der europäischen Elite vernetzt, da man über gute Kontakte zu Chelsea oder zur AS Roma verfüge. Das hörte sich zunächst spannend an, da mit Aleksandar Bursac ein interessanter Mann an Bord war, der auch in einer Spieleragentur involviert ist.

Viel wichtiger war jedoch, dass die meisten Anhänger und Beobachter dem Verein dahingehend vertrauten, dass man sich den „strategischen Partner“ nach einer sorgfältigen Evaluierung gezielt ausgesucht hatte, die Wahl auf basierenden Fakten und einer eingehenden Überprüfung getroffen wurde. Immerhin suchte man doch seit fast zwei Jahren einen „strategischen Partner“ und waren verschiedenste Investoren aus allen Teilen der Welt im Gespräch. Eigentlich Zeit genug also, um zu sondieren und das beste Paket für den Verein zu finden.

Anfänglich wurde auch von gewissen „Garantien“ gesprochen, die als Leistung von Seiten der Insingia-Group erbracht werden sollten, um ein Grundvertrauen herzustellen. Es wurde eine Vermarktungsgesellschaft gegründet, an der Insignia 70 Prozent hielt und die Austria mit 30 Prozent beteiligt war. Dieses Konstrukt mutete schon anfänglich etwas befremdlich an und man fragte sich, wo hier die Vorteile für beide Seiten liegen würden. Für die Violetten war wohl hier ausschlaggebend, dass man die Aussicht auf schnelles Geld hatte, welches man aufgrund der Finanz- und Liquiditätsprobleme dringend benötigte. Insignia erklärte sich nämlich bereit, in den ersten Monaten dieser Partnerschaft entweder millionenschwere Sponsorengelder aufzustellen, oder falls dies nicht gelingen würde, selber für eine Millionensumme zu sorgen und diese bereitzustellen.

In diesem Zusammenhang war dies vor allem für das Lizenzierungsverfahren für die Saison 2021/22 wichtig, war den Verantwortlichen der Austria, allen voran dem ehemaligen AG-Vorstand Markus Kraetschmer, klar, dass es ein Millionenloch im Budget gibt, welches es zu tilgen gilt. Daher gab es auch von Insignia ein Zugeständnis – wenn auch nicht in Form einer Bankgarantie wie von der Bundesliga gefordert -, dass man den Verein finanziell unterstützen würde. Der Rest der Geschichte ist hinlänglich bekannt, diese Absichtserklärung wurde von der Liga nicht akzeptiert, die Austria mobilisierte Mithilfe ihres Netzwerks alle Kräfte und brachte den erforderlichen Millionenbetrag innerhalb weniger Tage doch noch zusammen, um das Überleben des Vereins zu sichern.

Konflikt köchelt immer weiter hoch

Das war bereits ein denkbar unfreulicher Start in diese Partnerschaft, der den Start zu mehreren Konflikten ebnen sollte. Luka Sur ließ etwa über seine sozialen Kanäle recht schnell ausrichten, dass man sich nicht verantwortlich für die finanziellen Schwierigkeiten des Vereins sieht und die Austria diese selber bewältigen müsse. Eine interessante Sichtweise, da wie man von Quellen aus dem Umfeld des Vereins hörte, dass Insignia bis zum Herbst mehrere Raten an die Austria überweisen hätte müssen, die im siebenstelligen Bereich liegen. Die Verantwortlichen der Violetten wurden aber immer wieder vertröstet und der Gesundheitszustand von Insignia-Oberhaupt Michael Surguladze ließ es laut Auskunft nicht zu, dass man die Gelder freigibt oder auf Sponsorensuche geht, um hier Ergebnisse zu präsentieren.

Monate vergingen und immer mehr Leute (auch innerhalb des Vereins) begangen sich die Frage zu stellen, wo der Mehrwert bei der Partnerschaft mit Insignia liegen würde. Die Insigina-Vertreter waren in der Generali Arena omnipräsent, fuhren großspurig mit einem Bentley vor und traten, um es positiv auszudrücken, äußerst selbstbewusst im VIP-Club der Violetten auf Sie prahlten auch mit ihrem Zugang zur Mannschaft und dass man hautnah aktiv im Geschehen des Vereins involviert sei.

Auch Insignia entgingen diese Zweifel und zunehmend kritischen Fragen im Umfeld nicht, daher versuchte man, mit einer kleinen Geste Vertrauen zu schaffen. Die Vereinbarungen hielt man zwar weiterhin nicht ein, aber man sprang zumindest als Trikotsponsor ein und ließ dafür einen niedrigen sechsstelligen Bereich fließen. Wie man hört, sollte dies das erste und bislang einzige Mal sein, dass von Seiten Insignias Geld an den Verein floss und eine Leistung erbracht wurde.

Im Gegenzug schleppt die Austria allerdings den Sprössling von Merab Jordania, Levan, bei der zweiten Mannschaft mit und dieser darf sich wie man so hört über ein für diese Leistungsstufe äußerst fürstliches Salär freuen. Ein höchst fragwürdiger Kuhhandel, der einem Verein wie der Austria unwürdig ist – da hätten bereits die Alarmglocken schrillen müssen.

Das Sponsorengeld sollte allerdings nur vorübergehend die Gemüter beruhigen, denn Insignia zog sich mit ihrem Auftreten und teils absurden Forderungen zunehmend den Unmut des Vereins zu, weshalb auch die Kritik und die Forderungen nach einer Exit-Strategie immer lauter wurden. Dieses Verhalten vom strategischen Partner könnte man sich vielleicht erlauben, hätte man tatsächlich die in Aussicht gestellten Millionen dem Verein gebracht. Ohne diese wurde man jedoch immer mehr in die Schublade des „Blenders“ gesteckt und die Skepsis wuchs. Viele Gerüchte machten die Runde und die Frage tauchte zunehmend auf, wer eigentlich für die Akquisition von Insignia verantwortlich war. Dies waren und sich letztlich jene Stimmen, die nach wie vor zu dieser Partnerschaft stehen und daran glauben (müssen). Man möchte sich die Blamage des Scheiterns natürlich nicht umhängen lassen.

Neues Inisgnia-Interview lässt tief blicken

Endgültig das Fass zum Überlaufen in dieser Beziehung brachte dann letztlich der letzte Transfertag Ende August, bei dem die sportlichen Verantwortlichen ihren Augen nicht trauen konnten. Insignia brachte auf eigene Faust zwei junge Spieler nach Wien und setzte den Medizincheck und die Vertragsunterschrift zur Verwunderung der Austria an. Einer der Spieler war der junge Mittelstürmer Facundo Colidio von Inter Mailand. Die Violetten lehnten dankend ab und ließen ausrichten, dass man sowas nicht tolerieren würde und dieses rufschädigendes Verhalten auch nicht zulassen wird.

Im Gegenzug sollen die Insignia-Vertreter über ihre Kanäle im Verein die Ablöse von Schmid und Ortlechner gefordert haben. Daraus resultierte letztlich ein Kontaktabbruch und wochenlang herrschte zwischen den beiden Fronten Funkstille. So waren auch von Vorstand Gerhard Krisch in dieser Zeit erstmals zweifelnde Töne im Bezug zum strategischen Parnter zu vernehmen und man nahm öffentlich mögliche Exit-Szenarien in den Mund, stufte Insignia darüber hinaus öffentlich auch nur noch zu einem einfachen Sponsor ab.

Das verwunderte auch nicht, forderte Insignia doch die Ablöse von Krisch und wollte die Zusammenarbeit mit ihm abbrechen bzw. nicht mehr fortsetzen. Deshalb stand man, wie man so hört, vor dem Hartberg-Spiel bereits davor, die Kooperation mit Insignia zu beenden, ehe man sich auf juristisches Anraten dazu entschloss, noch einige rechtliche Dinge abzuklären. Daher rührte auch die Trikot-Saga, was in dem Interview kurz angeschnitten wird.

Als Gegenreaktion setzte nun Insigina mehr oder weniger zum Rückschlag aus und gab den Kollegen von 90minuten.at ein Interview, welches reichlich Sprengstoff zu bieten hat. Dieses Interview ist so brisant, dass man dieses genauer unter die Lupe nehmen muss, um die Aussagen dementsprechend interpretieren und in den passenden Kontext bringen zu können. Bereits der Einstieg ist hochinteressant und offenbart ein tiefgreifendes Missverständnis über die strategische Ausrichtung dieser Partnerschaft.

Aleksandar Bursac: Unser erstes Ziel ist es, die Austria zu internationalisieren und auf ein neues Level zu heben. Wenn uns dies gelingt, dann können wir auch alle anderen Themen angehen. Unsere Aufgabe ist es nicht nur, Sponsoren zu bringen, sondern auch mit unserem Netzwerk und unserer Erfahrung den Klub als gesamtes weiterzuentwickeln – und dazu gehört auch der Sport. Das gesamte Konzept geht nur auf, wenn der Klub auch sportlich erfolgreich ist. Wenn sich der sportliche Erfolg einstellt, dann werden auch die anderen Themen wie Vermarktung klappen.

Luka Sur: Wir wollen die Austria als internationale Marke etablieren, das wird uns vordergründig nicht als Vermarkter gelingen, sondern nur dann, wenn wir dem Klub gute Spieler bringen und sportlich weiterentwickeln. Das alles geht nur Hand in Hand.

In dieser Passage ist von Vermarktung und der Beschaffung von Sponsoren nur nebensächlich die Rede und man möchte den Klub plötzlich vordergründig „sportlich“ und nicht finanziell entwickeln. Wenn sich erst der sportliche Erfolg einstelle, erst DANN würde auch die Vermarktungsstrategie von Insignia klappen. Hier offenbart sich nicht nur ein tiefgreifendes Missverständnis in der Einordnung der zugewiesenen Rolle innerhalb des Vereines, sondern bezüglich der aktuellen Gegebenheiten bei der Austria.

Insignia selbst sieht sich scheinbar als Dienstleister, der sportliche Expertise in den Verein bringt und mithilfe ihres Netzwerks Spieler und Know-how zur Verfügung stellen möchte. Jetzt könnte man natürlich zynisch argumentieren, dass aufgrund des sportlichen Misserfolgs der letzten Jahre, die Austria gut beraten wäre, jede Hilfe anzunehmen. Aber ob Insignia diese Reputation und Expertise besitzt, um hier sportlich korrigierend eingreifen und Hilfestellung leisten zu können, ist mehr als nur fraglich. In Anspruch nahm diese sportliche Hilfestellung im europäischen Fußball zumindest Offiziell bislang niemand an.

Das viel dringendere Problem für den Verein ist nicht das sportliche Thema, sondern das finanzielle, welches auch aktuell von existenzieller Bedeutung ist. Daher ist es völlig realitätsfremd, wenn man über Spieler von internationalen Topvereinen nachdenkt und über diesen Hebel für den sportlichen Erfolg sorgen will, um dann erst mit der Vermarktung richtig loslegen zu können, um dann in weiterer Folge irgendwann finanziell davon zu profitieren. Das wäre ungefähr so, als würde das eigene Haus vor der Zwangsräumung stehen, man währenddessen aber über Renovierungen und teure neue Möbel nachdenkt, um das Anwesen aufzupolieren und auf Vordermann zu bringen und den Wert zu steigern. Genau das versucht Insignia gerade zu vermitteln und offenbart damit ein tiefgreifendes Missverständnis über die Situation des Vereins.

Interessant ist auch die Passage, wo es um die finanziellen Vereinbarungen geht. Hier spricht Insignia vage von bereits getätigten Zahlungen und dass man bis Dezember Zeit hätte, die vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen.

Bursac: Um es klar zu sagen: Es gibt keine Vereinbarung, die vorsieht, dass Insignia diese Beträge hätte zahlen sollen. Die Vereinbarung sieht ganz klar vor, dass wir einen gemeinsamen Prozess haben, der Zahlungen für die sportliche und vermarktungstechnische Entwicklung vorsieht. Darin ist vorgesehen, dass wir bis Dezember einen gewissen Betrag zahlen. Das war alles ganz klar vereinbart, daher können wir diese Medienberichte, wonach wir drei oder vier Millionen Euro hätten zahlen müssen, nicht verstehen. Wir haben unsere Zahlungsvereinbarungen, die im Vertrag festgeschrieben sind, immer pünktlich eingehalten.

Sur: Wir sind kein Investor, der finanzielle Lücken schließt. Unsere Aufgabe ist es, das Marketing des Klubs auf ein neues Level zu heben und die sportliche Entwicklung voranzutreiben. Das ist alles vertraglich dokumentiert, diese Medienberichte sind einfach nicht richtig. Es gibt keinen einzigen Vertrag, der vorsieht, dass wir sieben Millionen Euro pro Jahr zahlen müssen.

Hier sind wieder einige interessante Textpassagen zu finden. Das gesamte Vertragskonstrukt und die genauen Vereinbarungen kennen nur die beiden Parteien, allerdings wäre die Austria wohl nicht in solchen finanziellen Schwierigkeiten, wenn von Seiten Insignias nennenswertes Geld innerhalb dieser „strategischen Partnerschaft“ geflossen wäre. Hier lassen die Aussagen der Insignia-Verantwortlichen auch viel Interpretationsspielraum übrig oder sind Ablenkungsmanöver, denn es wurde auch nirgends behauptet, dass Insignia jedes Jahr Zahlungsverpflichtungen in Höhe von sieben Millionen zu leisten hätte. Auch dass Zahlungen an die Austria bereits geflossen sind mag zutreffen, doch wie man hört, nicht in dem Zusammenhang der „Vermarktungsgesellschaft“, sondern eben nur aufgrund des im Sommer abgeschlossenen Trikotsponsorings. Und wenn bereits mehrere Fristen von Zahlungsvereinbarungen offensichtlich versäumt worden sind, kann keine Rede davon sein, dass man alles pünktlich und wie vereinbart eingehalten hat.

Und wo wir schon das Thema der gegründeten Vermarktungsgesellschaft angeschnitten haben, bietet Insignia interessante Einblicke über den Ablauf und das Ziel dieser gewählten Abwicklungsform. Wie bereits erwähnt, hält Insiginia 70 Prozent der Anteile an der FK Austria Wien International Marketing GmbH, während der Austria 30 Prozent zukommen. Hier stellte sich natürlich die Frage, warum diese prozentuelle Aufteilung gewählt wurde und wie das in der Praxis genau aussieht. Hier haben wir nun ein konkretes Beispiel von Insignia bekommen:

Frage: Wie viel hat Insignia für dieses Sponsoring gezahlt?

Bursac: Für das Sponsoringpaket (zu dem auch das Trikot gehört) hat die GmbH mit Insignia einen Vertrag über rund 1 Million Euro für die ersten 6 Monate (bis Dezember) abgeschlossen.

Da wir aus sicherer Quelle wissen, dass die Austria einen niedrigen sechsstelligen Betrag für das Sponsoring bekommen hat und hier ein genauer Betrag genannt wird, kommen wir aufgrund des 70:30 Schlüssels genau zu dieser Summe, die uns bekannt ist. Das bedeutet, den Großteil dieser Summe verblieb bei Insignia, während der Austria 30 Prozent der Summe zukamen. Hier stellt sich natürlich die grundlegende Frage, was hat die Austria von dieser prozentuellen Aufteilung und warum sollte man dieser ohne Bedingung zustimmen? Wo bliebe da der Mehrwert?

Wäre dies der Fall, müsste man diesen Personen, die dem zugestimmt haben, sofort ein Hausverbot im violetten Zuhause aussprechen. Eher klingt es wahrscheinlicher, dass der strategische Partner der Austria eine (siebenstellige?) Summe für die Mehrheit der Vermarktungsgesellschaft zahlt, von der sich der strategische Partner nach der Akquisition von Sponsoren erhofft, diese wieder einzuspielen und daran zu verdienen. Solche Deals gab es in der Sportwelt schon in der Vergangenheit immer wieder (u.a. FC Köln) und wären nichts Ungewöhnliches.

Hier beißt sich die Katze allerdings in den Schwanz, denn während Insignia der Meinung ist, es müsse sich zunächst der sportliche Erfolg einstellen und erst dann würde die Vermarktungsgesellschaft richtig loslegen, braucht die Austria allerdings die finanziellen Mittel sofort, da es um das eigene Überleben geht. Entweder man redet von Anfang an aneinander vorbei, was schwer vorstellbar ist, oder Insignia versucht nun nachträglich das Narrativ zu verändern, um den eigenen Ruf zu schützen und sich reinzuwaschen. Wenn man bedenkt, dass Insignia bewusst diesen Schritt in die Öffentlichkeit erstmals wählt, kann man hier durchaus von Kalkül ausgehen.

Realitätsfremde Transferwünsche lassen tief blicken

Doch es wird noch besser. Wenn es um Transferwünsche geht, setzt sich Insignia ambitionierte Ziele und prahlt hier mit ihrem Netzwerk, welches sie anzapfen könnten. Vor allem diese Passage im Interview lässt einen sprachlos zurück und zeugt von einer Realitätsfremde, die eigentlich keiner weiteren Erläuterung bedarf.

Sur: Diese Darstellung mit dem Transferfenster am letzten Tag ist so nicht richtig und auch verkürzt. Wir haben in den Wochen davor immer wieder Spieler angeboten: Junge Spieler für die Akademie oder Spieler für die Kampfmannschaft. Da waren Spieler dabei, die auch in der Premier League oder Champions League gespielt haben. Die Reaktion der Austria war immer extrem langsam bzw. desinteressiert. Und natürlich spitzt sich das Transferfenster dann gegen Ende hin zu, das ist aber überall so. Es gibt immer wieder Transfers, die erst am letzten Tag des Transferfensters eingefädelt werden. Wir haben einfach gegen Ende des Transferfenster das Tempo noch einmal erhöht, um gute Spieler zum Beispiel von Inter Mailand, Olympique Marseille, OSC Lille oder Valencia nach Wien zu bringen. Alle diese Spieler hätten die Kampfmannschaft der Austria wesentlich verstärkt.

Fassen wir also zusammen, die Austria befindet sich in einer existenzbedrohten Krise, muss überall Einsparungen vornehmen, Mitarbeiter entlassen und jeden Cent dreimal umdrehen, aber Spieler aus den Milliardenligen in England oder Italien und mit Champions League-Erfahrung sollen nach Wien kommen und finanzierbar sein? Nur damit man dies in den richtigen Kontext setzt, selbst Jugendspieler bei Top-Vereinen wie Inter, wären mit ihren Gehältern absolute Spitzenverdiener bei der Austria. Und wir reden hier nicht von erprobten Profis, wo man davon ausgehen könnte, dass man für diese Investition zumindest einen gewissen sportlichen Output auf dem Feld bekommt, sondern von Jugendspieler, die versuchen im Profifußball Fuß zu fassen.

Diese Idee ist natürlich, mit Verlaub gesagt, völlig hirnrissig und macht auf vielen Ebenen schlichtweg keinen Sinn. Das entgeht natürlich auch nicht den Insignia-Verantwortlichen, die auf Nachfrage über die Finanzierbarkeit der Spieler folgendes zu Protokoll gaben:

Frage: Man hat in diesem Zusammenhang auch davon gelesen, dass sich die Austria diese Spieler nicht hätte leisten können?

Bursac: Das ist ein sehr merkwürdiges Argument. Es gab die klare Absprache, dass wenn wir als Partner einen Spieler vorschlagen, von dem beide Seiten überzeigt sind, dann ist dafür auch das Geld von unserer Seite verfügbar. Wir haben mit der Austria nie darüber gesprochen, wie groß das Minus in der Bilanz ist, wir wollten etwas für die Zukunft aufbauen. Also noch einmal: Wenn wir einen Spieler vorgeschlagen haben, dann auch immer im Zusammenhang damit, dass das Geld dafür auch verfügbar ist.

Die Austria sollte sich also hier bei der Verpflichtung von teuren Spielern auf das Wort von Insignia verlassen, dass man die Finanzierung übernehmen und dass das Geld bereitstehen würde. Und das nachdem man mutmaßlich schon mehrere Raten verabsäumt hatte zu begleichen und der Verein bislang wenig Geld vom „strategischen Partner“ gesehen hatte. Und dabei kommen wir noch nicht einmal zum viel größeren Problem, nämlich der Frage der gesetzlichen Rechtmäßigkeit. Wie mittlerweile jeder weiß, hat die FIFA das Modell der Third-Party Ownership ganz klar verboten. Wie also hätte Insignia die Spieler direkt finanzieren können, ohne gegen geltendes Recht zu verstoßen? Hier wird ein Luftschloss aufgebaut, was auf überaus wackeligen wenn nicht sogar auf gar keinen Beinen steht. Man träumt von den ganz großen Deals, von dem weder die Finanzierung, noch die Gesetzeslage gesichert ist.

Zeit dieses Kapitel zu beenden

Fasst man nun das Gesagte zusammen und lässt die vergangenen Monate Revue passieren, dann kann man eigentlich nur zu einem Entschluss kommen: Die Austria hatte keine Wahl, als so schnell wie möglich die Partnerschaft und die Verbindungen zur Insignia-Group zu kappen und dieses Kapitel zu beenden. Der „strategische Partner“ hatte nun Monate Zeit, dem Verein einen Mehrwert zu bringen und eine Basis zu etablieren, auf der man miteinander arbeiten und Projekte vorantreiben kann. Bislang ist abgesehen von einem kleinen Entgegenkommen in Form des Sponsorenvertrags wenig geblieben. Gleichzeitig konnte Insignia mit der Marke und der Bühne, die man bei der Austria vorfindet, national und international hausieren gehen und sich diese auf die eigenen Fahnen heften. Man ist geneigt zu sagen, dass Insignia für eine läppische Summe letztlich eine tolle Plattform bekam, um die eigene Marke zu stärken.

Der große Verlierer ist dabei die Austria, die nach wie vor in finanziellen Schwierigkeiten steckt und der aufgrund dieser Possen klarerweise nicht zum Lachen zumute ist. Hier gilt es auch, die Verantwortlichen für dieses Debakel zur Rechenschaft zu ziehen und sie weit weg von einer Entscheidungsmacht innerhalb des Vereins zu positionieren. Dass nach einer jahrelangen Suche Insignia als beste Option präsentiert wird, gibt einem zu denken. Auch wir wollten dem designierten strategischen Partner eine faire Chance geben und sie nicht an Worten, sondern Taten messen. Doch nun muss man konstatieren, dass Insignia in den Geschichtsbüchern der Violetten als dunkles Kapitel eingehen wird, welches nur als absoluter Flop zu bezeichnen ist. Doch hier heißt es ganz klar, lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Geblieben sind weiterhin die finanziellen Schwierigkeiten und die Tatsache, dass die eigene Verhandlungsposition noch wesentlich schlechter ist, als noch vor zwei Jahren. Die Fans der Austria müssen nun hoffe-, dass der Verein an einen Investor gerät, der ein seriöses und nachhaltiges Projekt aufziehen möchte, und nicht nur ein Spielzeug braucht, um sich als starken Mann zu präsentieren und in erster Linie die Gewinnmaximierung des eigenen Investments im Vordergrund hat. Ob das ein Traum bleiben wird, dass wird die Zeit zeigen, doch klar ist, ohne einen externen Investor, werden die Lichter bei der Austria in den nächsten Monaten mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ausgehen. Und sollte es tatsächlich so weit kommen, dann wäre der Insignia-Deal der letzte Sargnagel auf dem Grab gewesen.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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