Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München) und Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund) sind mal wieder angefressen. Bei der Wahl des neuen Präsidiums der Deutschen Fußball Liga letzte Woche setzten sich vor allem Vertreter kleinerer Klubs durch. Rummenigge sprach etwas despektierlich vom „Team Mittelstand“; und sein Buddy Watzke wollte erst gar nicht mehr zur Wahl antreten. Das Verhalten zeigt, mit welcher Arroganz die beiden Großklubs die Vormachtstellung im deutschen Profifußball für sich in Anspruch nehmen. Ein Kommentar.
Ergebnisse von Wahlen durch krude Verschwörungen zu erklären, vor allem dann wenn sie einem selbst nicht in den Kram passen, ist ja ein allzeit beliebtes Stilmittel von Leuten, die mit Demokratie eigentlich nicht ganz so viel am Hut haben.
Das soll Karl-Heinz Rummenigge natürlich nicht unterstellt werden. Schließlich ist er ja großer Fan und Kenner des deutschen Grundgesetztes, wie eine legendäre Pressekonferenz im letzten Herbst zeigte. Dennoch ließ der sich sonst so besonnene Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München nach der Wahl des neuen Präsidiums der Deutschen Fußball Liga (DFL) vergangene Woche dazu hinreißen, eine dunkle Macht für den Ausgang verantwortlich zu machen.
Rummenigge sprach vom konspirativen Kreis vom „Team Mittelstand“, dessen Formierung vielen „auf die Nerven gegangen sei.“ Dabei handelt es sich um Vertreter von Klubs wie Hertha BSC, Eintracht Frankfurt oder Werder Bremen.
Warum Rummenigge, der Geldadel, sich so naserümpfend äußert über das Proletariat? Das Präsidium der DFL besteht, außer Jan-Christian Dreesen von seinem Verein, nun vorwiegend aus Vertretern von Mittelklasse-Vereinen und Zweitligisten.
Für jemanden von Borussia Dortmund – ebenfalls Geldadel, auch wenn man das dort offiziell nicht wahrhaben will -, war kein Platz mehr. Und dass, obwohl deren Geschäftsführer Hans-Joachim „Aki“ Watzke so gerne mitgemacht hätte. Als sich jedoch abzeichnete, dass er nicht auf die nötigen Stimmen kommen würde, trat er einfach nicht zur Wahl an. Genau so geht’s: bevor man im fairen Wettbewerb verliert – lieber nicht antreten.
Von einem fairen Wettbewerb will Rummenigge aber nichts wissen. Wenn der FC Bayern und Borussia Dortmund nicht ihren Willen bekommen, dann muss ja grundsätzlich etwas schief laufen. Mindestens eben eine dunkle Macht im Spiel sein. Wer hat Angst vor Team Mittelstand? Oder so.
Dass es sich dabei um einen geldgierigen Haufen handelt, der nun bei den Erlösen aus den Fernsehverträgen – das Präsidium der DFL ist u.a. für die Erstellung des Verteilungsschlüssels der Fernsehgelder zuständig – die Hand aufhalten will, ist selbstverständlich.
Es sei immer nur ums Geld gegangen, sagte Rummenigge nach der Wahl. Bayern und Dortmund hätten zuvor bei der Verteilung der Gelder stets die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga im Fokus gehabt. Die anderen haben das einfach nur nie erkannt.
Nun aber werden die armen Bayern und die armen Dortmunder sicher finanziell abgehängt werden. Und nicht in hundert Jahren mehr einer Meisterschaft gewinnen, so wie es für die Vereine aus dem Team Mittelstand einst galt.
Der letzte Meister, der nicht Bayern oder Dortmund hieß war der VfL Wolfsburg. 2009 war das. Ob die Wolfsburger aber zum Team Mittelstand gehören, ist aufgrund der Unterstützung durch einen großen und grundsympathischen Autobauer aber nicht ganz sicher.
Also doch eher der VfB Stuttgart 2007. Ist ja nur zwölf Jahre her. Die Wettbewerbsfähigkeit der anderen Teams war also stets gegeben. Dank der herzensguten Sozialisten aus dem Westen und Süden. Aber das wird sich ja nun ändern. Wer hat Angst vor Team Mittelstand?
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