Kommentar | Wo bleibt das „wir“? Die Zwei-Fanklassen-Gesellschaft
Gesellschaft & EthikKommentar 31.März.2016 Harald Heeberger 0
Gemeinhin wird von dem Fan nicht als Individuum gesprochen, er wird als Teil der Masse angesehen. Dies ist in vielen Fällen auch den Protagonisten der Fankurven durchaus genehm, da es selbst ein Aufgehen des Einzelnen in der Gruppe begünstigt und auch fordert. Aber dieses Zusammenhaltsgefühl hört oft an den Blockgrenzen auf und schon ist die Einigkeit des Stadions nicht mehr gegeben – eine Rangordnung setzt ein. Doch mit welchem Recht?
Als Hauptakteure in Sachen Stimmungmachen werden die Anhänger hinter den Toren oder bei Auswärtsspielen in einem abgesperrten Bereich in den Kurven gesehen. Sie zelebrieren, feiern, weinen kollektiv oder neigen auch zu mehr oder weniger deftigen Wutausbrüchen. Choreografien gehen von ihnen aus, Wellen nehmen ihren Anfang und Spieler verbeugen und bedanken sich brav nach den Spielen für die, von ihnen so genannte, Unterstützung.
Doch was ist mit den Anhängern des Vereins, welche sich nicht einer Ultra- oder anderer Fangruppierung zugehörig fühlen? Sie werden von den lautstarken Kollegen hinter den Toren oft nicht als vollwertige Fans oder Anhänger angesehen. Ihre Gegenwart scheint oft sogar störend, da sie natürlich gleichfalls eine Stimme haben wollen, welche oft konterkariert wird. Belächelt zu werden wäre schon zu viel der Anerkennung.
Hinter den Toren wird die Hoheit über den Verein gefordert. Es ist wohl wahr, dass dort das Engagement am größten ist, die Identifikation oftmals auch über das Ziel hinausschießt. Doch wie kann es sein, dass Außenstehende, als welche alle jenseits von Block West und anderen zutiefst verschworenen Einheiten, so sehr abgelehnt werden? Skandierversuche werden gnadenlos abgewürgt, die Längsseiten-Besucher im Stadion als minderwertig angesehen und jegliches Aufbegehren gegen die Meinung der Kurvenmitglieder als Sakrileg angesehen.
Doch sind es oft die leiseren Besucher, welche die doppelt so teuren Karten für die Plätze mit besserer Sicht bezahlen, ebenso Fanartikel kaufen, ihre Familien mitbringen und so die Fans von morgen an den Verein heranführen. Sie konsumieren in den Kantinen und an Imbissbuden genauso wie andere auch, bilden eine oftmals zahlungskräftige Klientel und bringen dem Verein ebenso Einnahmen, in den meisten Fällen sogar mehr. Kinder werden nicht zu Fans in aggressiven Umgebungen. Sie sind beeindruckt von den Lautstarken hinter den Toren, aber sozialisiert werden sie an den teureren Plätzen.
Warum ist es oftmals schwer, eine gegenseitige Anerkennung aller Fangruppen im Stadion zu erreichen, geschweige denn eine Einheit? Wieso wird Außenseitern verboten, Fotoaufnahmen in den Fansektoren zu machen und klargestellt, dass sie anderen „Aktiven“ eigentlich einen Platz wegnehmen? Gibt es einen Verhaltenskodex für die Kurve? Wo ist der festgeschrieben und warum existiert er? Wäre es nicht zielführender, einen Schulterschluss mit all den unorganisierten, einzelnen Fans zu suchen, anstatt sich sogar zwischen den verschiedenen Fanklubs zu bekriegen, wer denn nun die wichtigste, lautstärkste und einflussreichste Gruppe sei?
Gefragt sind hier die Vereine. Oftmals unterschätzen sie die Gefahren, welche aus einer Spaltung in einzelne Lager hervorgeht. In Krisenzeiten eines Vereins können so Pulverfässer entstehen, welche leicht zum Explodieren zu bringen sind. Rezepte zur Einigung aller Fans sind natürlich schwer zu entwickeln. Anfangen müsste man allerdings bei dem Erkennen einer zukünftigen Problematik dieses Themas. Leise Fans lassen sich einschüchtern und mit ihren Familien von den Stadien vertreiben, wenn die Stimmung zu aggressiv wird und sie bei Auswärtsspielen angepöbelt werden. Nicht nur der sportliche Erfolg eines Vereins trägt also dazu bei, wie viele Fans kommen und wie hoch ihre Zahl wird. Bei den größten Vereinen geht es momentan noch ruhig zu, aber was passiert, wenn bei Rapid oder Austria die nächsten größeren sportlichen Probleme kommen und die Stimmung auf den Rängen zu köcheln beginnt? Dann sind die Feinde nicht mehr nur die eigenen formschwachen Stars auf dem Rasen sondern auch Fans mit einer anderen Ideologie, Vorstellung von Fantum sowie Meinung über das Geschehen am Feld!
Wie werden wir dem entgegentreten, was werden die Vereine tun? Fangruppen sind eigene soziale Felder, deren Erforschung lange fällig wird. Sie müssen nicht unbedingt gelenkt werden, eine stärkere Beobachtung bezüglich ihrer Einstellung und Wertschätzung untereinander wird aber immer unerlässlicher. Wo ist das „wir“ geblieben?
Harald Heeberger
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