Es ist nun bereits drei Wochen her, dass ich mich mit Heinz Deutsch im zweiten Bezirk zum Interview traf. Ab Mittwochvormittag ist das Interview... Kommentar zum Interview von Heinz Deutsch mit Daniel Mandl

Es ist nun bereits drei Wochen her, dass ich mich mit Heinz Deutsch im zweiten Bezirk zum Interview traf. Ab Mittwochvormittag ist das Interview auf 1899fm zu hören. Da aber seitdem schon wieder vieles passierte, folgt nun auch ein kurzer Kommentar zum Interview.

Hier geht’s zum Interview von Daniel Mandl mit Heinz Deutsch

Es ist halt der Klassiker: Die Öffentlichkeit erwartet kritische, möglichst ins Detail gehende Worte von dir und dann verliert die Mannschaft mit Ausnahme des Cup-Fights gegen Salzburg seit dem Interview keine Partie mehr. Soll nichts Schlimmeres passieren – aber die grundlegende, im Interview geäußerte Kritik lässt sich nach wie vor und trotz der besseren Ergebnisse mit Zahlen und Fakten unterlegen.

Mein Interview mit Heinz Deutsch wurde kurz nach dem 3:1-Sieg Rapids im Wiener Derby aufgenommen. Es folgten ein 5:0 gegen die Admira, das 2:0 in Innsbruck gegen Wattens, der bereits erwähnte Cup-Fight gegen Salzburg und das 3:3 gegen Hartberg, bei dem man Rapid in Wahrheit ebenfalls keine konkreten Vorwürfe machen kann, ohne zu stark ins Detail zu gehen. Alles in allem also eine gute Phase und ansatzweise so etwas wie der Lauf, den Heinz gegen Ende des Interviews insinuiert.

Einer der Gewinner der letzten Wochen und somit einer, für den an dieser Stelle eine Lanze gebrochen werden soll, ist Kapitän Stefan Schwab. Vor einigen Wochen noch scharf von mir für seine Fehlerquote und seinen phasenweise mangelhaften Einsatz kritisiert, kam der Rapid-Achter zuletzt wieder gut in Form und man hatte das Gefühl, dass er nun auch wieder die unangenehmeren Wege mit einer größeren Selbstverständlichkeit geht. Auch die von mir häufig geforderte Fehlerminimierung gelang ihm in den letzten Partien besser!

Während einzelne Spieler in den letzten Wochen einen Schritt nach vorne machten, bleibt das große Ganze aber unverändert, wie bereits Stefan Karger in seinem Artikel über die Expected Goals („xG“) zuletzt erklärte. Dies passt ganz gut zu Heinz‘ „Ausredenliste“ gegen Ende des Interviews, in dem er meinte, dass „Pech“, „vergebene Torchancen“ oder „verlorene zweite Bälle“ als häufigste Ursache für verlorene Partien herangezogen werden.

Dazu passend präsentiere ich die xG-Werte der letzten Partien, die untermauern, dass Rapid noch mehr Aufwand betreiben muss – ganz speziell im Erarbeiten von Torchancen, aber auch im mannschaftlich geschlossenen Pressing, das in unserem Interview ein Thema von größter Wichtigkeit ist. Beim 5:0-Sieg gegen die Admira betrugen die Expected Goals Werte 1,79 : 0,07 zugunsten Rapids – das bedeutet, dass Rapid zwar praktisch nichts zuließ, aber auch „überperformte“, was die erzielten Treffer angeht.

Auch in den nächsten Partien war dies der Fall: Beim Spiel gegen die WSG Tirol standen die xG-Werte bei 1,66 : 0,33 für Rapid. Der 2:0-Erfolg war damit weitgehend ein „erwartbares“ Ergebnis. Beim 3:3 gegen Hartberg betrugen die xG-Werte 1,70 : 1,64, was bedeutet, dass sich Rapid ähnlich viel potentiell Zählbares herausarbeitete wie die Steirer und somit nicht unbedingt aufgrund der schlechteren Chancenauswertung den Sieg verpasste, sondern – wie eben im Interview bereits besprochen – aufgrund zu weniger klarer, zwingender Chancen. Das bedeutet, dass auch angesichts des „Ergebnislaufs“ noch nicht alles eitel Wonne ist…

Und eine letzte Sache, die mir beim eigenen Anhören des Interviews im Nachhinein aufgefallen ist: Der Nachwuchs kommt zu schlecht weg. Nicht nur weil in letzter Zeit derart viele junge Spieler eingebaut wurden, sondern weil sich in den letzten Jahren eindeutig einiges zum Guten veränderte. Meine genannten Beispiele vom „angefressenen Amateurtrainer“ und dem „U15-Trainer, der dem U16 keinen Spieler gibt“ (Achtung – das waren „Hausnummern“, ihr braucht also nicht nach konkreten Namen googeln, auch wenn ich weiß, dass es solche Situationen gab!) sind also bestimmt keine aktuellen Probleme im Klub und sollten – hoffentlich – der Vergangenheit angehören.

Unterm Strich finde ich es toll, dass es engagierte Fans wie Heinz gibt, die einen derartigen Podcast – oder Berichterstattung im Allgemeinen – auf die Beine stellen. Ich erachte so etwas als äußerst wichtigen Beitrag zum Vereinsleben und auch als Sprachrohr ist dies nicht zu unterschätzen, wie etwa schon das sehr ehrliche Interview mit Mario Sonnleitner bewies. In diesem Sinne: Danke für das freundliche und interessante Gespräch, weiter so und an alle anderen – auch Fans anderer Vereine – nehmt euch ein Beispiel, werdet aktiv, bereichert die heimische Medienlandschaft!

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen