Nicht nur beim Fall Christian Eriksen hat die UEFA bewiesen, dass sie vor allem an einem reibungslosen Ablauf der Europameisterschaft interessiert ist. Ein Kommentar.... Profit over people: Das Verhalten der UEFA während der laufenden EURO

Nicht nur beim Fall Christian Eriksen hat die UEFA bewiesen, dass sie vor allem an einem reibungslosen Ablauf der Europameisterschaft interessiert ist. Ein Kommentar.

Rund eine Woche ist es nun her, das Dänemarks Christian Eriksen im Spiel gegen Finnland auf dem Rasen zusammenbrach. Lange mussten die Ärzte um sein Leben kämpfen. Der 29jährige habe einen Herzstillstand erlitten, hieß es. Mittlerweile ist Eriksen laut seinen Posts in den einschlägigen Social- Media-Kanälen wieder auf dem Weg der Besserung. Eine Fortsetzung der Karriere scheint dennoch ungewiss.

Es waren Szenen, die keiner der Beteiligten wohl jemals wieder vergessen wird. Szenen, die psychologische Traumata hervorrufen können. Szenen, die den einen oder anderen Mitspieler (oder Gegner) in den Zustand des Schocks versetzten. An eine Weiterführung der Partie war eigentlich nicht zu denken. Zwar gab es – Gott sei Dank! – zeitnah Entwarnung, was den Zustand von Eriksen anging. Doch Fußball an diesem Abend? Das kann noch nicht mal einer so technokratischen Organisation wie der UEFA einfallen.

Ein großer Irrtum. Nach den Aussagen der dänischen Mannschaft wurden sie vor die Wahl gestellt: Entweder ihr spielt heute noch zu Ende – oder morgen um Punkt 12 Uhr. Alles andere hätte wohl den eng getackteten Plan des europäischen Verbandes in Bedrängnis gebracht. Die Dänen entschieden sich – wohl auch nach Rücksprache mit Eriksen – für eine Fortsetzung des Spiels.

Das Vorgehen der UEFA an diesem Abend – man muss es wohl so deutlich sagen – war eine Schande! Niemals hätte unter Schock stehenden Menschen so eine Entscheidung, ja Ultimatum, auferlegt werden dürfen. Doch der Zirkus Europameisterschaft muss weitergehen. Schließlich ist der Wettbewerb die Haupteinnahmequelle des Verbandes.

Die eigentlichen Protagonisten, um diese spielen zu sehen die Fans und Sponsoren nicht wenig Geld bezahlen, die zählen offenbar recht wenig. Wo die Prioritäten der UEFA liegen, wurde erst unter der Woche wieder recht deutlich. Da wurde den einzelnen Landesverbände Strafen angedroht, wenn sie sich nicht an ihre Verpflichtungen den Sponsoren gegenüber halten. Auslöser dieser Rüge war Cristiano Ronaldo, der bei einer Pressekonferenz Flaschen des Sponsors Coca Cola gegen Wasser austauschen ließ.

Hierbei war die UEFA schnell zur Stelle. Eine angemessene Alternative für die Fortsetzung des Spiels Dänemark gegen Finnland zu finden, daran scheiterte der Verband. Genauso übrigens, wie bei der Durchsetzung des eigenen Protokolls bei Kopfverletzungen. Nach eigener Aussage war Benjamin Pavard im Spiel Deutschland gegen Frankreich nach einem Zusammenprall mehrere Sekunden bewusstlos. Dennoch durfte er nach einer kurzen Behandlungspause erneut auf das Feld.

Die körperliche wie mentale Gesundheit der Spieler zu schützen, wäre eigentlich die Aufgabe einer übergeordneten Instanz wie die UEFA eine ist. Dieser ist sie bei dieser Europameisterschaft wiederholt nicht nachgekommen. Die Frage mag polemisch sein – aber was müsste passieren, damit die UEFA ihre Geldruckmaschine für einen angemessenen Zeitraum zum Stillstand bringt? Über die Antwort möchte ich eigentlich gar nicht nachdenken…