Aufgrund seines anhaltenden Kampfes gegen UEFA und FIFA wird Christian Constantin in der Schweiz bereits mit Wilhelm Tell, Robin Hood und Asterix verglichen. Sein... Pfosten der Woche (KW 02) – Christian Constantin

Aufgrund seines anhaltenden Kampfes gegen UEFA und FIFA wird Christian Constantin in der Schweiz bereits mit Wilhelm Tell, Robin Hood und Asterix verglichen. Sein jüngstes Interview mit der FAZ legt allerdings viel eher den Verdacht nahe, dass es sich beim Präsidenten des FC Sion bestenfalls um das derzeit führende eidgenössische Rumpelstilzchen handelt.

Nachdem es im Jahr 2008 beim Erwerb des ägyptischen Torhüters El Hadary zu Unregelmässigkeiten gekommen sein soll, verhängte die FIFA im Juni 2009 ein einjähriges Transferverbot über den schweizerischen Erstligisten, welches der Klub allerdings konsequent ignorierte, da Präsident Constantin den Standpunkt vertrat, dass sich selbiges lediglich auf den Amateurbereich beziehen würde. So wurden weiterhin Spieler für die Profimannschaft verpflichtet und einige davon im Sommer 2011, nach erfolgreicher Qualifikation für die Europa League, auch international eingesetzt – was prompt zur Strafverifizierung der beiden Partien gegen Celtic Glasgow und somit zum Ausscheiden des FC Sion führte, obwohl man sich sportlich gegen die Schotten durchgesetzt hatte.

Diese Entscheidung bekämpft der Klub nun auf dem Weg der ordentlichen Gerichtsbarkeit und beschäftigt einige Schweizer Kantonsgerichte mit dem Fall, was allerdings den Statuten der UEFA widerspricht, die die Einschaltung ziviler Gerichte verbieten. Als die FIFA daraufhin mit dem Ausschluss der Schweiz drohte, falls der eidgenössische Verband nicht in der Lage sei, das Problem in den Griff zu bekommen, reagierte der SFV mit einer vergleichsweise drakonischen Maßnahme und belegte den FC Sion mit einem Punkteabzug von 36 Zählern für die laufenden Saison.

Kein Wunder also, dass Constantin auf die Verbandsbosse nicht gut zu sprechen ist und sich kurz vor Weihnachten sogar dazu verstieg, Blatter mit Muammar Gaddafi zu vergleichen. Könnte man diesen Ausrutscher mit sehr viel gutem Willen noch überbordenden Emotionen zuschreiben, legte Constantin in der aktuellen Wochenendausgabe der FAZ ordentlich nach: so nennt er Platini einen Dummkopf, der bei ihm bestenfalls Assistent seiner Chauffeurs wäre und antwortet dann auf die Frage, ob er nach wie vor zum umstrittenen Gaddafi-Vergleich stehe, wie folgt:

“Er ist ein Diktator. Gaddafi hat dasselbe gemacht. Er hat eine PanAm-Maschine entführt und über 200 unschuldige und unbeteiligte Amerikaner als Geiseln genommen und getötet. Die FIFA hat gegenüber dem Schweizer Verband nichts anderes angedroht. Sie hat gedroht, die Nationalmannschaft und die Vereine wie auch den Bayern-Gegner Basel in der Champions League zu sperren, damit der Verband Sion sanktioniert.”

Da sich Constantin in weiterer Folge leider nicht über die Parallelen zwischen Michel Platini und Pol Pot, sowie die Gemeinsamkeiten von SFV-Präsident Peter Gillieron und Josef Stalin äussert, kann nur gemutmaßt werden, wie genau er nun zu diesen beiden Herren steht. Völlig egal, welchen Standpunkt man auch immer im Streit zwischen Sion und den Fußballverbänden einnehmen mag: dass Constantin mit dieser pietätlosen Wortspende mindestens drei Schritte zu weit gegangen ist, sollte nicht zur Debatte stehen. Handelte Blatter nämlich tatsächlich nach dem Vorbild Gaddafis, würde sich Constantin unter gar keinen Umständen an irgendeinen Gerichtshof dieser Welt wenden können; der FIFA-Präsident hätte ihm schon beim leisesten Anzeichen von Schwierigkeiten ein Angebot machen lassen, dass er nicht hätte ablehnen können – gelinde gesagt.

Christian Constantin ist ein streitbarer Charakter, der seine Art der Vereinsführung mit eigenen Worten als “diktatorisch” beschreibt; ob sich die terroristische Bedrohung seines Klubs durch UEFA und FIFA am Ende abwenden lässt, wird man sehen. In jedem Fall bleibt zu hoffen, dass sich Blatter und Platini einigermaßen im Griff haben und am Ende dieses ungleichen Duells nicht hunderte Tote, brennende Wrackteile und eine verwüstete schottische Kleinstadt stehen.

(Lichtgestalt)

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