Seit im Prozess gegen Hannes Kartnig die Urteilsverkündung erfolgt ist und der Ex-Sturm-Präsident zu noch nicht rechtskräftigen fünf Jahren Haft verurteilt wurde, herrscht nicht... Pfosten der Woche (KW 08) – Frenkie Schinkels

Seit im Prozess gegen Hannes Kartnig die Urteilsverkündung erfolgt ist und der Ex-Sturm-Präsident zu noch nicht rechtskräftigen fünf Jahren Haft verurteilt wurde, herrscht nicht nur bei den wegen ähnlicher Delikte angeklagten ehemaligen Funktionären des GAK heller Aufruhr. Auch Frenkie Schinkels versteht die Welt nicht mehr.

Vom konsequenten Durchgreifen der Justiz schwer irritiert, sah sich Schinkels in der vergangenen Woche veranlasst, seinen Weltschmerz über dieses unfassbare Fehlurteil nicht nur eine, sondern gleich zwei Kolumnen bestreiten zu lassen; beide sowohl inhaltlich als auch vom Umfang her recht überschaubar. Unter dem Titel Fehlpfiff liess er in der Gratiszeitschrift „Heute“ seiner Empörung freien Lauf:

Fünf Jahre Haft! Das Urteil gegen Hannes Kartnig geht mir nicht aus dem Kopf. Hier wird ein Exempel statuiert und ein Mensch zerstört. […] Ich bin sicher: 99 Prozent der Österreicher empfinden dieses Urteil als zu hart. Sie sehen, dass die Justiz hier mit zweierlei Maß misst.

In den „Niederösterreichischen Nachrichten“ verstieg sich Schinkels dann gar zu einem weinerlichen Das hat er nicht verdient und wusste dies freilich auch juristisch profund zu argumentieren:

Sicher hat er seine Fehler gemacht, aber dass Kartnig jetzt als schwerer Krimineller dargestellt wird, hat er sich auch nicht verdient. […] Kartnig hat mit Sturm ja auch vielen Menschen eine Freude gemacht. So eine harte Strafe auszufassen, ist für mich nicht nachvollziehbar. Dass er für seine Taten gerade stehen muss, ist klar, aber dieses Urteil ist zu hart.

Er hat doch sovielen Menschen Freude gemacht, er kann gar kein schwerer Krimineller sein – wie konnte der zuständige Richter in seiner unendlichen Borniertheit diesen unbestreitbaren Milderungsgrund nur übersehen? Sollte sich andernorts ein gewaltbereiter Freiwilliger finden, der beispielsweise Dietrich Mateschitz oder Thomas Einwaller ein paar geschürzte Schwinger verpasst, dürfte ihn, ginge es nach Schinkels, nur eine sehr geringe Strafe erwarten – schliesslich hätte er vielen Menschen eine Freude gemacht.

Schinkels und sein vor larmoyanter Begrenztheit nur so strotzender Trugschluss, den er noch dazu in auflagenstarken Periodika im niederschwelligen Segment kundtun darf, sind ein schauerliches Abbild der öffentlichen Rechtskultur. Offenbar ist Schinkels schon zu lange in Österreich, wenn ein Schuldspruch wegen Abgabenhinterziehung und Betruges mittlerweile zu landestypischen Reflexen der Marke  „Deswegen ist man nicht gleich ein Krimineller“ und „Andere laufen ja auch frei herum“ führt. Und da sage noch einer, dass Integration nicht funktioniert.

(Lichtgestalt)

Lichtgestalt

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