Die Korruptionsermittler des Landes haben seit einiger Zeit auch die Bundesliga und den Österreichischen Fußballbund im Visier: Es geht um eine dummerweise nicht ganz... Pfosten der Woche (KW 15) – Bundesliga & ÖFB

Die Korruptionsermittler des Landes haben seit einiger Zeit auch die Bundesliga und den Österreichischen Fußballbund im Visier: Es geht um eine dummerweise nicht ganz spurlos verschwundene Förderung des Bundeskanzleramts. Und wieder einmal gilt die Unschuldsvermutung.

In den Jahren 2003 und 2004 kämpfte die Bundesliga mit Altlasten aus dem Konkurs des FC Tirol: die Finanzverwaltung hatte Haftungsforderungen in Millionenhöhe angemeldet. Im Zuge der Überlegungen zur Mittelaufbringung verfielen die Funktionäre einer grandiosen Idee: Der ÖFB erhielt eine Zuwendung der öffentlichen Hand und schloss seinerseits einen Fördervertrag mit der Bundesliga über eine Million Euro, die der Nachwuchsförderung zweckgewidmet wurde. Wie der „Kurier“ berichtet, verwendete die Bundesliga diese sogenannte „Jugendmillion“ aber keineswegs für Österreichs zukünftige Spitzenfußballer, sondern tilgte damit die offenen Forderungen der Finanzprokuratur. Alle hochrangigen Funktionäre, die von der Causa gewusst haben könnten oder müssten, haben bislang ausdauernd beteuert, dass alles korrekt abgewickelt worden sei; E-Mails aus der Finanzabteilung der Bundesliga, sowie ein vom damaligen Vorstand unterschriebenes internes Dokument lassen aber begründete Zweifel an dieser Darstellung aufkommen.

Zunächst informierte im Mai 2004 die Buchhaltung: „…der erste Teilbetrag von 500.000 Euro ist im März vom ÖFB an die Bundesliga gezahlt und von dieser vereinbarungsgemäß im April (…) an die Republik Österreich überwiesen worden.“ Und via Aktenvermerk im September desselben Jahres bestätigte der Vorstand dann gegenüber dem Wirtschaftsprüfer:

„Wir halten fest, dass der Bundesligaertrag in Höhe von  € 1 Mio, welcher 2003/04 unter dem Titel „Challenge 2008“ aufgrund einer mündlichen Vereinbarung mit dem Bundeskanzleramt vom ÖFB erhalten wurde, materiell zur Deckung der Aufwendungen dient, welche im Zuge des Vergleichs mit der Finanzprokuratur im Rahmen der FC-Tirol-Drittschuldnerklage entstanden sind. Entgegen dem Vertragsverhältnis mit dem ÖFB entstehen hieraus keine weiteren finanziellen oder anderwertigen Verpflichtungen.“

Entweder hat die Bundesliga also den Wirtschaftsprüfer belogen oder es war tatsächlich nie geplant, die zweckgewidmete Million zur Nachwuchsförderung hinsichtlich der Heim-Europameisterschaft 2008 einzusetzen. Das erklärt zwar nicht das grandiose Abschneiden des Nationalteams im Rahmen des Turniers, zeigt aber einmal mehr auf, wie unverfroren der Steuerzahler in einer Art Millionenringelspiel für die Altlasten einiger größenwahnsinniger Funktionäre zur Kasse gebeten wird. Anstatt für eigene Fehler und Unzulänglichkeiten im Lizenzierungsverfahren einzustehen, wird kurzerhand eine aus dem öffentlichen Budget finanzierte Nachwuchsmillion kassiert und selbig flugs ans Finanzamt weitergereicht. Chapeau.

Es ist allerdings nicht nur die Performance der Bundesliga, die in dieser Hinsicht äusserst fragwürdig erscheint. Der ÖFB als Fördergeber gibt sich von den jüngsten Entwicklungen völlig überrascht und lässt verlauten, die Mittel vom Ministerium erhalten und vereinbarungsgemäß an die Bundesliga weitergeleitet zu haben. Sollte das Geld missbräuchlich verwendet worden und der Verband als Vertragspartner der öffentlichen Hand zur Rückzahlung gezwungen sein, wird bei der Bundesliga regressiert.

Wer jemals das Vergnügen hatte, als kleiner Wirtschaftstreibender oder im Rahmen einer NGO eine Projektförderung der EU oder eines österreichischen Ministeriums zu erhalten und abrechnen zu müssen, wird spätestens an dieser Stelle sein Frühstück wiedersehen. Es ist im Rahmen solcher Abrechnungen eine  Selbstverständlichkeit, dass jeder Cent aus öffentlichen Mitteln in seiner Verwendung belegt wird; dass beispielsweise seitenlange Begründungen dafür verlangt werden, wieso Toilettenpapier für ein Beratungszentrum im Ausmaß von knapp 8 Euro angeschafft wurde, ist keine Seltenheit. Der ÖFB, der seine Hände jetzt in Unschuld zu waschen versucht, dürfte es hingegen mit der Abrechnung und entsprechenden Nachweisen einer ungleich höheren Förderung nicht ganz so genau genommen haben. Andernfalls müsste der Verband nicht davon ausgehen, dass der Fördernehmer Bundesliga die Jugendmillion seiner Zweckbestimmung zugeführt hat, sondern könnte ebendies belegen. Die Alternative: Der ÖFB hat von diesem Deal gewusst und sehenden Auges den Strohmann zur Mitteldurchleitung gegeben.

In jedem Fall geben Verband und Liga in dieser Angelegenheit ein fantastisches Vorbild für ihre Mitglieder ab und gehen mit leuchtendem Beispiel für korrekte und transparente Finanzgebarung voran. Und dann versteht wieder niemand, wie in aller Welt Hannes Kartnig auf seine originelle Interpretation verantwortungsvoller Vereinsführung gekommen sein könnte.

(Lichtgestalt)

P.S.: Eine Mitteilung in eigener Sache: in der KW 16 entfällt der “Pfosten der Woche” urlaubsbedingt, die nächste Auszeichnung erfolgt dann Anfang Mai für die KW 17. Allen Lesern dieser Kolumne und Freunden von abseits.at bis dahin eine schöne Zeit!

Lichtgestalt

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