Dass Fußballprofis in schöner Regelmäßigkeit versuchen, bei verlockenden Angeboten der Konkurrenz mit Hilfe unlauterer Mittel aus laufenden Verträgen auszusteigen, die sie einige Zeit zuvor... Pfosten der  Woche (KW 30) – Nolan Roux

Dass Fußballprofis in schöner Regelmäßigkeit versuchen, bei verlockenden Angeboten der Konkurrenz mit Hilfe unlauterer Mittel aus laufenden Verträgen auszusteigen, die sie einige Zeit zuvor selbst unterzeichnet haben, ist eine in den letzten Jahren verstärkt zu beobachtende Unart – Demba Ba, Ruud van Nistelrooy und Nikica Jelavic sind nur drei Wechselwillige von vielen. Ein Paradebeispiel für eine solche Transferposse spielt sich derzeit in Frankreich ab.

Nolan Roux (23) ist seit 2009 beim französischen Erstligisten Stade Brest engagiert und bei den Bretonen bis 2013 unter Vertrag. Nach zwei erfolgreichen Saisonen haben nun einige grössere Klubs ein Auge auf das Stürmertalent geworfen, darunter auch Schalke 04. Die Königsblauen und Roux selbst haben sich bereits auf einen Vierjahresvertrag geeinigt – dumm nur, dass Brest auf die vertraglich festgeschriebene Ablösesumme von acht Millionen Euro pocht, während Schalke auf einen Nachlass von gut 25% besteht. Angesichts verhärteter Fronten ergriff Roux vergangene Woche also selbst die Initiative: nachdem er zunächst ein Testspiel wegen angeblicher Verletzung geschwänzt hatte, verweigerte er dann sogar das Training und erklärte in einem Interview, bis zur Klärung seiner Situation nicht mehr für Brest spielen zu wollen. Nach einem Krisengespräch mit Klubchef Michel Guyot trainiert Roux mittlerweile wieder, was den Schluss nahelegt, dass er seinen Dickschädel durchgesetzt haben dürfte.

Würde ähnlich indiskutables Verhalten in vielen anderen Branchen den fristlosen Rausschmiss und eine schwere Hypothek für zukünftige Beschäftigungsverhältnisse bedeuten, werden streikende Fussballer für ihre Chuzpe in der Regel mit besser dotierten Verträgen und sportlichem Aufstieg belohnt. Tritt hingegen der umgekehrte Fall ein und wünscht sich der Verein aus sportlichen und/oder wirtschaftlichen Gründen eine Vertragsauflösung, zeigen die Kicker weit weniger Flexibilität und sitzen ihre Verträge entweder aus oder lassen sie sich teuer ablösen; für den Verein vergleichsweise günstige Kulanzen wie jene im Falle von Jan Vennegoor of Hesselink sind da die Ausnahme.

Mögen die Schalke-Verantwortlichen sich im konkreten Anlassfall letzten Endes vielleicht auch insgeheim ins Fäustchen lachen, sollten sie sich doch der Möglichkeit bewusst sein, dass sie selbst die Leidtragenden sein könnten, wenn das nächste verzogene Kind sich in den Trotzwinkel begibt, weil es lieber in einer anderen Sandkiste spielen möchte. Drum prüfe auch charakterlich, wer sich längerfristig bindet.

(Lichtgestalt)

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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