Wenn das österreichische Nationalteam wieder einmal in einer Krise steckt, lässt die obligatorische Teamchefdiskussion nicht lange auf sich warten. Spätestens seit dem medialen Hickhack... Pfosten der Woche (KW 33) – Josef Geisler

Wenn das österreichische Nationalteam wieder einmal in einer Krise steckt, lässt die obligatorische Teamchefdiskussion nicht lange auf sich warten. Spätestens seit dem medialen Hickhack zwischen Dietmar Constantini und ÖFB-Präsident Leopold Windtner im Vorfeld des Freundschaftsspieles gegen die Slowakei ist ebenjene voll entflammt, was Kritiker wie Verteidiger des aktuellen Amtsinhabers auf den Plan ruft – nicht immer mit tauglichen Argumenten, wie Josef Geisler, Präsident des Tiroler Landesfußballverbandes, mit einigen Statements zum Thema beweist.

Geisler ließ am vergangenen Dienstag mit der Aussage aufhorchen, dass das ÖFB-Team keinesfalls “in die Hände von Theoretikern” fallen dürfe. In in einem Interview mit dem Fußball-Blog ballverliebt.eu bekräftigte er dies und fügte weiters hinzu:

“Ich persönlich bin der Meinung, dass die Mannschaft am Besten aufgehoben ist bei den Praktikern, die im Moment die Verantwortung haben, also Herrn Constantini und Herrn Zsak. Denn wie heißt es so schön: “Grau ist alle Theorie” – sie bringt den Fußball sicherlich nicht weiter.”

Warum sein Tiroler Landsmann Constantini in der Kritik steht, kann sich Geisler nicht erklären. Auf die Frage, ob er mit einem “Theoretiker” im Trainerstab des ÖFB ein Problem hätte, antwortet er dann:

“Das hängt von dessen Persönlichkeit ab. Man muss das ja auch mit einem Gesicht verbinden können.”

Geisler wenig freundlich gesinnte Individuen könnten dies als entlarvenden Widerspruch zu seiner Grundaussage ansehen. Möglicherweise hängt alles ja nur davon ab, ob die vielkritisierten Seilschaften innerhalb des Fußballverbandes richtig funktionieren und – wenn schon – ein den Landesfürsten genehmer “Theoretiker” mit der Aufgabe Nationalmannschaft betraut wird.

Sollte Geisler aber tatsächlich der gleichen Ansicht wie Constantini sein, dessen Zitat “Taktik ist generell überbewertet” mittlerweile zum geflügelten Wort avanciert ist, wäre seine Analyse der 1:2-Niederlage gegen die vom Spielermaterial her grundsätzlich auf Augenhöhe befindlichen Slowaken am vergangenen Mittwoch interessant, wie auch die Begründung, warum die österreichische Auswahl gegen ebenbürtige Gegner regelmäßig den Kürzeren zieht. Die logische Antwort könnte Geisler vielleicht überraschen – möglicherweise erschließt sie sich aber auch nur denjenigen, die nicht einer Coachingphilosophie aus einem Land vor unserer Zeit anhängen.

Für den Fall, dass Constantinis bis Ende 2011 laufender Vertrag trotz der gewichtigen Fürsprache Geislers nicht verlängert wird, sollten sich Fans und Experten, die sich einen fortbildungswilligen “Theoretiker” als Teamchef und ein Aufbrechen verkrusteter Strukturen rund um die Nationalmannschaft wünschen, also keine allzu großen Hoffnungen machen. Angesichts dieser Stellungnahme eines maßgeblichen Präsidiumsmitglieds ist wohl mit einem weiteren Teamchef aus der Riege der Helden von Cordoba ’78 zu rechnen – solange noch nicht alle dran waren, hat’s schließlich keine Not.

(Lichtgestalt)

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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