Dass ÖFB-Teamchef Didi Constantini Taktik für überbewertet und diesbezügliche Nachfragen durch die Presse im Wesentlichen für verzichtbar hält, ist bekannt und wurde an dieser... Pfosten der Woche (KW 35) – Didi Constantini, Manfred Zsak & Franz Wohlfahrt

Dass ÖFB-Teamchef Didi Constantini Taktik für überbewertet und diesbezügliche Nachfragen durch die Presse im Wesentlichen für verzichtbar hält, ist bekannt und wurde an dieser Stelle bereits angesprochen. Dass er und sein Team kritische Journalisten als ahnungslose, zerebral unterprivilegierte Spiegeltrinker ansehen und dies auch öffentlich kundtun, verdeutlicht allerdings einmal mehr Kritikfähigkeit und Diskussionsbereitschaft des Teamchefs selbst, sowie das Niveau der insbesondere von seinen Assistenten Manfred Zsak und Franz Wohlfahrt gewählten Diskursform.

Im Zuge der ÖFB-Pressekonferenz anlässlich der anstehenden EM-Qualifikationsspiele gegen Deutschland und die Türkei wurde auch die schwache Leistung im letzten Test gegen die Slowakei noch einmal thematisiert. Ein Journalist des Fußballportals 90minuten.at wagte es, den Teamchef mit der These zu konfrontieren, dass die hohe Fehlerquote in der Defensive weniger – wie von Constantini behauptet – an einzelnen Spielern, sondern vielmehr am Fehlen eines generellen Masterplans zur Ballverteilung im österreichischen Spielaufbau festzumachen sei.

Constantini ließ sich gar nicht erst auf eine inhaltliche Diskussion ein, um seine Sicht der Dinge zu erläutern, sondern verlegte sich sofort auf die verbale Blutgrätsche: „Du bist ja ein ganz ein Schlauer, das habe ich ja überhaupt noch nie gehört! Danke, dass du uns erklärst, wie wir Fußballspielen müssen. Wir werden versuchen, das umzusetzen. […] Wenn mir ein Spaziergänger Taktik erklärt, hört sich alles auf!“

Der Teamchef bewegt sich hier auf dünnem Eis: einfältige Gemüter wie böse Zungen könnten insbesondere die ersten beiden Sätze als aufrichtig durchgehen lassen. Nachdem Constantini seinen Unmut also in hochprofessioneller Manier ventiliert hatte, verließ er kurzerhand beleidigt die Pressekonferenz. Seine allein zurückgelassenen Assistenten Manfred Zsak und Franz Wohlfahrt brauchten offenbar einige Augenblicke, um das eben Gehörte zu verarbeiten. Dann aber traf ihr Zorn über das unbotmäßige Verhalten des Journalisten selbigen mit voller Wucht und war dank noch nicht abgeschalteter Mikrophone im Saal gut hörbar: Zsaks entrüstete Frage „Ist der mit dem Kapperl da hinten fett?“ sekundierte Wohlfahrt mit der Ferndiagnose „[So ein] Trottel!”.

Sollten Analysen, Strategiebesprechungen und Spielvorbereitung des ÖFB-Trainerteams auf ähnlichem Niveau ablaufen wie diese Pressekonferenz, würde das einige der zuletzt gezeigten Leistungen durchaus erklären. Wer übrigens so naiv war zu glauben, dass solches Verhalten zu einer angemessenen Reaktion des Dienstgebers ÖFB führen würde, wurde durch Pressesprecher Peter Klinglmüller tags darauf eines Besseren belehrt: da die Pressekonferenz durch Constantinis vorzeitigen Abgang bereits beendet war, hätten Zsak und Wohlfahrt lediglich ihre Privatmeinung zum Besten gegeben, die der ÖFB selbstverständlich nicht kommentieren kann.

An diesem Punkt angelangt bleibt nur noch jene juristische Floskel, die sich im übertragenen Sinne auch mit Constantinis Herzenswunsch für zukünftige Pressekonferenzen decken dürfte: keine weiteren Fragen.

(Lichtgestalt)

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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