Bislang entschieden Trainer in diktatorischem Alleingang, in welcher Aufstellung ihre Mannschaft antritt und wann welche Spielerwechsel vollzogen werden. Das wird von einigen Spielern neuerdings... Pfosten der Woche (KW 40) – Carlos Tevez

Bislang entschieden Trainer in diktatorischem Alleingang, in welcher Aufstellung ihre Mannschaft antritt und wann welche Spielerwechsel vollzogen werden. Das wird von einigen Spielern neuerdings als unbotmäßige Bevormundung empfunden, und so nahm sich Manchester Citys Carlos Tevez am vergangenen Dienstag ein Herz und brach eine Lanze für mehr Mitspracherecht der Betroffenen.

Als Coach Roberto Mancini in Halbzeit zwei der Champions League-Partie gegen Bayern München seinen bis dahin auf der Ersatzbank sitzenden Stürmerstar Carlos Tevez bringen wollte, zeigte sich dieser von der Idee des Aufwärmens schon wenig angetan, verweigerte später dann kurzerhand seine Einwechslung und begründete das nach dem Spiel in einem TV-Interview wie folgt:

“Ich habe mich einfach nicht wohlgefühlt, ich war mental nicht in der Lage dazu. Deshalb war es besser, nicht zu spielen.”

Der Eklat war perfekt, der Trainer schäumte und kündigte an, dass der Argentinier nie wieder im Dress der Citizens spielen würde. Irgendwann dürfte es Tevez aber gedämmert haben, dass selbstbestimmter Zeitausgleich bei einem wöchentlichen Salär von knapp 290.000 Euro keine so gute Idee ist, und keine 24 Stunden nach der ersten Stellungnahme klang seine Version der Geschichte ganz anders:

“Ich habe mich aufgewärmt und war bereit für einen Einsatz. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um zu erklären, warum es nicht passiert ist. Es gab auf der Bank einige Verwirrung, wahrscheinlich bin ich missverstanden worden. Aber ich möchte festhalten, dass ich mich nie geweigert habe zu spielen.”

Wenn ein einsatzbereiter Spieler nach einem Wortwechsel mit den Betreuern wieder auf die Bank zurückgeschickt wird und der verärgerte Trainer an der Seitenlinie jemand anderen zur Einwechslung meldet, wäre es eventuell angebracht, ein allfälliges Kommunikationsgebrechen sofort aus der Welt zu schaffen. Das gilt natürlich nur, wenn es sich tatsächlich um ein solches handelt und man zudem ein Freund naheliegender Problemlösungen ist.

Wie es aussieht, hat Tevez dank unverfrorener Arbeitsverweigerung sein eigentliches Ziel erreicht und wird Manchester City wohl demnächst verlassen, was er ja schon im Sommer vehement angestrebt hatte. Neben West Ham hat auch Fenerbahce Istanbul bereits konkretes Interesse an einer Verpflichtung gezeigt, und ein Wechsel in die Türkei wäre für den Torjäger wohl eine Ideallösung – denn angesichts des ausufernden Wettskandals, dutzender Verhaftungen von Funktionären und Spielern, verspätetem Ligastart und dem Absprung von Sponsoren haben Verband, Vereine und Fans dort derzeit andere Sorgen, als einen Kämpfer für mehr Selbstbestimmung überbezahlter Fußballstars an den Pranger zu stellen. Sollte sich Tevez am Bosporus einmal irgendwie unwohl fühlen, nicht ganz bei der Sache sein und zu einem Einsatz nicht in der Lage sehen, wird ihm das kaum jemand ernsthaft übelnehmen. Wetten?

(Lichtgestalt)

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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