Jack Wilshere und Alex Oxlade-Chamberlain – Young-Lions vor ihrer ersten WM (1)
WM 2014 13.Juni.2014 Lennart Kühl 0
Die Three Lions haben in diesem Turnier eine wirkliche Horrorgruppe gezogen. Mit Uruguay und Italien sind zwei Mitfavoriten auf den Titel wohl die Hauptrivalen ums Weiterkommen. Und in der heimischen Presse wurde alsbald diese Hürde als nicht zu schaffen eingestuft. Das Team, welches aller negativen Publicity zum Trotz an die Copa Cabana reist, besteht aus einigen erfahrenen Recken und vielen unerfahrenen Talenten, auf die wir nun einen Blick werfen wollen.
Sie sind alle auf dem internationalen Markt schon groß gehandelt, echte Stars, gerade als ihr Stern erst beginnt aufzugehen. Die englische Fußballlandschaft ist immer ein bisschen vorschnell, wenn es um die eigenen Talente geht. Und doch sind diese Jungs einen zweiten, genauen Blick wert.
Jack Wilshere
Der Jungprofi des FC Arsenal ist im Grunde genommen, trotz zahlreicher Verletzungen in den letzten drei Jahren, der, wenn man es so will, Routinier unter den ganzen jungen Hüpfern der Three Lions. Mit Beckhams Nummer 7 auf dem Rücken ist er eine der größten Versprechungen Englands für die Zukunft, man setzt laut Trainer Hodgson auf ihn.
Spielweise als Stärke und Problem zugleich
Und doch kommen dem polyvalenten Mittelfeldmann immer wieder Verletzungen in die Quere. Besonders seine Knöchel sind in den letzten Jahren extrem mitgenommen worden. Ein Hauptgrund dafür ist sicherlich seine Spielweise. Er geht immer wieder in enge Situationen mit Ball am Fuß, riskiert viele Dribblings in gefährlichen Situationen und produziert so manchmal Ballverluste, die sich jedoch in Grenzen halten. Seine Stärke ist somit gleichzeitig seine Schwäche. Und doch weiß er damit seit Jahren die Fans der Gunners zu begeistern. Seine tolle Technik gepaart mit einem herausragenden Körpergefühl und taktischem Verständnis machen ihn zu einem schon jetzt sehr kompletten Spieler. Er spielte einen zwar sehr schweren, aber exquisiten Pass zwischen mehreren Gegenspielern hindurch, um letzten Endes Arsenals titellose Serie enden zu lassen. Dies geschah vor ein paar Wochen, als er in der Verlängerung eingewechselt wurde. 15 Minuten konnte er nach seiner langer Verletzung locker volles Tempo gehen. Zukünftig muss er wohl nur ein wenig abgeklärter und reifer werden, um einer der ganz Großen zu werden.
Alex Oxlade-Chamberlain
Ein zweites großes Talent Arsenals hat es ebenfalls ins Aufgebot der Engländer geschafft – und steht doch auf der Kippe. Alex Oxlade-Chamberlain wusste in einem Testspiel alle Kritiker von seinen Qualitäten zu überzeugen, verletzte sich jedoch kurz vor der Halbzeit am Knie. Er ist zwar schon wieder im Lauftraining und kann vereinzelt Sprints absolvieren; eng wird es mit einem Einsatz in den ersten Spielen der Weltmeisterschaft dennoch. Schon in den letzten beiden Saisonen hatte er nach guter Premierenspielzeit bei Arsenal Wenger mit seinen Verletzungen Sorgen bereitet.
Seine Spielweise – fast, faster, the Ox
Im Vergleich mit Wilshere ist auch Chamberlain extrem riskant auf dem Platz unterwegs, liebt es wie schon damals in der Jugend Southamptons ins Dribbling zu gehen. Er bringt dabei dennoch andere Stärken ein als sein Teamkollege. Wo Jack mit Technik auftrumpft bügelt Alex kleine technische Defizite (nur marginal, seine Technik ist auch aller Ehren wert) mit einer extremen Geschwindigkeit aus. Besonders sein Antritt ist hierbei hervorzuheben. So einigen Verteidigern ist er mit dieser Stärke schon davongerannt. Auch im Zentrum probierte Wenger das Kraftpaket schon aus – mit wechselhaftem Erfolg. Zeigte sich die Maßnahme gegen schwächere, tiefstehende Teams als durchschlagskräftiger Glücksgriff, wurde sie gegen starke Kontermannschaften wie Chelsea zum absoluten Reinfall. Gegen die Blues zeigte sich Chamberlain viel zu risikofreudig auf der Sechs und verlor in der blauen Pressingmaschinerie oft grundlos den Ball. Auch sein Nebenmann Arteta, in der Defensive einmal nicht die sonst sichere Alternative, konnte die auf die Abwehr zustürmenden Stürmer nicht mehr aufhalten. Es folgte eine 0:6-Klatsche. Auf dem Flügel zeigte er sich daraufhin wieder deutlich besser und gewohnt temporeich, wo ihm nicht ganz so viele Gegner auf den Füßen stehen. Auch körperlich scheint er sich im letzten Jahr extrem weiterentwickelt zu haben.
Ihre Rolle bei der WM
Aufgrund der Verletzungen ist es schwierig zu behaupten, Englands „Golden Boys“ würden bei der Weltmeisterschaft eine tragende Rolle spielen. Zumindest in der Startelf waren sie in den Testspielen nur zu finden, wenn die B-Mannschaft ran durfte. In den restlichen Tests zeigte sich Wilshere als erste Option Hodgsons immer wieder mit einer 30-minütigen Einwechslung. „Chambo“ kam wenig später. Dennoch scheint letzterer wohl noch wichtiger für die Mannschaft zu sein als Einwechselspieler. Denn er bringt Tempo in das wohl allein durch die klimatischen Bedingungen mit der Zeit erlahmende englische Spiel. Sein Mannschaftskamerad, unter normalen Umständen sicher Stammspieler im weißen Trikot, wird wohl mit Kurzeinsätzen vorlieb nehmen müssen. Hierbei hat er aber zuletzt gezeigt, dass er auch bei einer kurzen Einsatzzeit spielentscheidend sein kann.
Lennart Kühl, www.abseits.at
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