Am 12. Juni ist es für Fußballfans endlich soweit: in der Arena Corinthians in Sao Paulo wird mit dem Spiel von Gastgeber Brasilien und... Aus der Statistik-Ecke: So wird man Weltmeister

WM-Pokal WeltmeisterschaftAm 12. Juni ist es für Fußballfans endlich soweit: in der Arena Corinthians in Sao Paulo wird mit dem Spiel von Gastgeber Brasilien und Kroatien die 20. Fußballweltmeisterschaft ausgetragen. Wir werfen einen Blick auf die Wege der bisherigen 19 Champions zum begehrten Titel und vor allem auf die Gemeinsamkeiten. Dabei stellen wir uns unter anderem folgende Fragen: Wer sind die häufigsten Gegner in Gruppen- und K.O.-Phase? Wie oft eliminiert der künftige Weltmeister den Amtierenden? Welches sind die häufigsten Ergebnisse? Wie oft musste man in Verlängerung oder Elfmeterschießen? Analysiert wurden die Ergebnisse aller Weltmeister seit 1930.

Vorrunde: im Schnitt 6:2 Tore, bevorzugt 2:0, einmal gegen Österreich

48 Gegner gab es bis dato in der Gruppenphase zu überstehen, für einen künftigen Titelträger regelmäßig erst seit 1954. Uruguay musste 1950 aufgrund von Absagen nur ein Gruppenspiel gegen Bolivien (8:0) absolvieren, der bis heute höchste Sieg eines Weltmeisters. Dabei wurden 34 Partien gewonnen, zehn Mal spielte man Unentschieden und nur vier Spiele gingen verloren. Die Niederlagen kassierten Deutschland 1954 mit einem 3:8 gegen Ungarn (die höchste Niederlage), nochmal Deutschland sowie Argentinien 1974 und 1978 mit 0:1 im jeweils letzten Gruppenspiel gegen die DDR bzw. Italien und Spanien 2010 zum Auftakt gegen die Schweiz mit 0:1 (das erste Mal, dass ein Weltmeister das Auftaktspiel verlor).

Je Spiel wurden dabei im Schnitt 2,27 Tore erzielt und nur 0,71 erhalten. Je Vorrunde (1954-2010 je drei Spiele, 1930 zwei Spiele, 1950 ein Spiel) erzielten die Weltmeister 6,41 Tore und bekamen genau zwei vom Gegner. Argentinien 1986 in Mexiko erfüllte mit 6:2 Toren diesen Schnitt am besten, nur zwei Gegentore kassierten noch Italien 1982 und Spanien 2010, sechs Tore erzielte weiters Brasilien auf dem Weg zum Titel 1994.

Das häufigste Ergebnis war neun Mal ein 2:0, je sechs Mal spielte man 2:1 und 1:1, je vier Mal 3:0 und 0:0, je drei Mal gewann man 1:0, 4:0 und 4:1 sowie verlor mit 0:1. Dank des Entscheidungsspiels gegen die Türkei ist Deutschland 1954 die Vorrunden-Tormaschine unter den Titelträgern: 14 mal wurde in der Schweiz getroffen, gefolgt von Brasilien 2002 mit elf Toren und wieder Deutschland 1990 mit zehn Treffern.

Defensivkünstler mit jeweils keinem Gegentor sind neben des bereits oben erwähnten Teams aus Uruguay 1950 (nur ein Spiel 8:0 gegen Bolivien) auch die Auswahl der Celeste von 1930 (1:0 gegen Peru, 4:0 gegen Rumänien) und England 1966 (0:0 gegen Uruguay, je 2:0 gegen Mexiko und Frankreich) sowie Brasilien 1958. Die Südamerikaner waren der einzige Weltmeister, mit dem Österreich in der Vorrunde die Klinge kreuzte: man verlor das Auftaktspiel mit 0:3, die Brasilianer spielten in weiterer Folge 0:0 gegen England und besiegten Russland mit 2:0. Italien 1982 schaffte in zweierlei Hinsicht Bemerkenswertes: sie sind der einzige Weltmeister, der ohne Vorrundensieg mit drei Remis zum Titel kam. Weiters markieren die beiden erzielten Tore auch die deutlich wenigsten Treffer eines Titelgewinners (fünf Mannschaften mit je vier Toren).

Der häufigste Gegner für den Weg zum Titel war in der Vorrunde die Türkei. Das dreimalige Antreten ist allerdings dem Entscheidungsspiel 1954 geschuldet, als Deutschland nach dem 4:1 im ersten Aufeinandertreffen auch die zweite Partie dominierte und mit 7:2 für sich entscheiden konnte. Zehn weitere Mannschaften waren zwei Mal Vorrundengegner: Chile, die CSSR, England, Frankreich, Italien, Kamerun, Mexiko, Peru, Rumänien und Ungarn.

Insgesamt mussten die Titelgewinner 27 Mal (56%) Vorrundengegner aus Europa hinter sich lassen, mit deutlichem Respektabstand folgen die sieben Mannschaften (15%) aus Südamerika, fünf (10%) aus Nord- und Mittelamerika, je vier (je 8%) aus Afrika und Asien und Australien 1974 ist der einzige Vertreter Ozeaniens.

Zweimal kam es bereits in der Gruppenphase zum Aufeinandertreffen des amtierenden und des künftigen Weltmeisters: 1970 besiegt Brasilien den Titelträger England mit 1:0, 1986 trennt sich Argentinien vom amtierenden Weltmeister mit 1:1.

K.O.-Phase: der Weg führt über Deutschland, Brasilien, Holland

68 K.O.-Spiele absolvierten die Titelgewinner seit 1930, nur zwölf Mal wurde die Partie nicht in der regulären Spielzeit entschieden. Sieben Mal ging es in die Verlängerung, vier Mal ins Elfmeterschießen. Ein wohl einmaliges Ereignis für einen Weltmeister fand 1934 statt: Italien spielte bei der Heim-WM im Viertelfinale gegen Spanien 1:1, ein Wiederholungsspiel musste die Entscheidung bringen. Italien gewann mit 1:0, um im Halbfinale mit demselben Ergebnis Österreich zu verabschieden. 20 Jahre später war für die Österreicher wieder gegen einen späteren Weltmeister im Halbfinale Endstation: 1:6 hieß das Ergebnis gegen Deutschland in der Schweiz. Auch Frankreich schaffte 1998 zu Hause wohl Einmaliges: das 1:0 gegen Paraguay im Achtelfinale wird wohl das einzige Spiel eines Weltmeisters bleiben, das mittels Golden Goal entschieden wurde.

Der Torschnitt ändert sich ab dem Achtelfinale nur geringfügig: 2,38 geschossenen stehen 0,76 erhaltene Tore gegenüber, am höchsten im Halbfinale mit 2,68 (Finale 2,63). In den letzten zwölf Halbfinal- und Finalspielen kassierte der neue Weltmeister zwar nur drei Gegentreffer, die wenigsten Gegentore erhalten die Titelgewinner hingegen im Achtelfinale: nur vier Treffer (zuletzt 1990 Deutschland-Niederlande) ließ man zu, ein Schnitt von 0,33 pro Spiel. Die beste Offensive der Playoffs hält seit 1934 Italien mit zwölf Toren, allerdings in fünf Spielen und mit einer Verlängerung im Finale. Titelverteidiger Spanien schaffte 2010 Historisches: erstmals blieb ein Team in den Entscheidungsspielen ohne Gegentreffer, mit vier 1:0-Siegen war auch die Offensive minimalistisch unterwegs. Nah dran an der defensiven Makellosigkeit war Italien 2006 mit nur einem Gegentor im Finale gegen Frankreich, ebenso nur einen Treffer kassierten Brasilien 2002 (Viertelfinale England), Frankreich 1998 (Halbfinale Kroatien) und Argentinien 1978 (Finale Niederlande). Das häufigste Ergebnis ist mit 14mal das 1:0, gefolgt von 2:1 (neun Mal) und 2:0 (sieben Mal).

Nach zwei Aufeinandertreffen in der Vorrunde eliminierte drei Mal der neue den regierenden Weltmeister in den Playoffs: 1982 gewann Italien gegen Argentinien im Achtelfinale mit 2:1, 1990 verlor wieder Argentinien gegen Deutschland im Finale mit 0:1 und 1998 besiegte Frankreich ebenfalls im Finale Brasilien mit 3:0.

Der Weg zum Titel führt aufgrund der Spielstärke der Mannschaften logischerweise noch deutlicher über Europa und Südamerika als in den Gruppenspielen. 49 Gegner oder 72% stammen aus dem stärksten Kontinentalverband UEFA, 16 oder 24% aus Südamerika, zwei Mal (1934, 1994) spielten die Weltmeister gegen die USA (CONCACAF) und einmal 2006 gegen Australien (alle drei Mal im Achtelfinale). Kein einziger Weltmeister musste bis jetzt Gegner aus Afrika oder Asien ausschalten.

Bezogen auf Nationalteams muss man zumindest einen von drei ganz schweren Gegnern aus dem Weg räumen. Zu allererst ist dies Deutschland: bei drei Weltmeistertiteln scheiterten die Deutschen bereits sechs Mal am neuen Titelträger, davon vier Mal im Finale und bei den beiden letzten Weltmeisterschaften im Halbfinale. Knapp dahinter liegen Rekordchampion Brasilien und der dreimalige Finalist Niederlande, die je fünf Mal die Segel strichen. Diese drei Mannschaften waren seit 1974 immer unter den Playoff-Gegnern, bis auf 1990 und 1994 immer im Halbfinale oder Finale. Je vier Mal schieden Argentinien, England und überraschenderweise Schweden (1950, 1958, 1974, 1994) in den Playoffs aus.

Fazit

Der statistische Weg zum Weltmeistertitel sieht idealerweise wie folgt aus: in den Gruppenspielen spielt man mit 6:2 Toren am besten maximal einmal Unentschieden und beendet die Tabelle auf Platz eins (zuletzt Italien 1982 als Gruppenzweiter, gesamt nur vier Weltmeister). In den Playoffs spielt man zumindest gegen eine Mannschaft aus dem Trio Deutschland, Brasilien, Niederlande, aber nicht gegen Teams aus Afrika oder Asien. Dabei kassiert man maximal drei Gegentore und erzielt neun bis zehn. Im Achtelfinale bleibt am besten gleich ganz ohne Gegentor, im Viertelfinale gewinnt man bevorzugt gegen England (aber nicht im Elfmeterschießen). Im Halbfinale sollte man auf einen europäischen Gegner treffen und im Finale gewinnt man bevorzugt gegen Deutschland. Zum Abschluss hat man lieber den Zweitplatzierten (acht Mal vom Weltmeister) in der Torschützenliste als den Erstplatzierten (nur vier Mal) in seinem Team.

Der abschließende Weltmeistertipp leitet sich aus folgendem interessanten Detail zur Zusammensetzung der Gruppengegner ab: beginnend mit 1986 hatten die jeweiligen Weltmeister keinen Gegner öfter als einmal in der Gruppe. 1982 spielte Italien gegen Kamerun, 1994 taten dies die Brasilianer. Die einzige Gruppe der WM 2014, die eine solche Konstellation ergeben kann, ist die Gruppe F mit Argentinien, Debütant Bosnien-Herzegowina, Iran und Nigeria. Nach der Papierform und dieser Statistik heißt der kommende Weltmeister also Argentinien.

Christian Ditz, abseits.at

Christian Ditz

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