Keine Legionäre: Russland fährt ohne Stars und mit biederer Mannschaft zur WM
WM 2014 | Allgemein 1.Juni.2014 Alexander Semeliker 0
Ein Team, das die Österreicher bei der WM wohl besonders beobachten werden, sind die Russen, sind diese doch ein Gegner in der kommenden EM-Qualifikation. Obwohl das Land aufgrund seiner Größe theoretisch viel Potenzial hat, stellten sich besonders auf WM-Ebene in den letzten beiden Jahrzehnten kaum Erfolge ein, sodass die stärkste Zeit des russischen Fußballs wohl unerreicht bleiben wird.
WM-Historie
Als Russland noch Teil der Sowjetunion war, war man regelmäßig bei WM-Endrunden vertreten und wurde 1966 in England sogar Vierter. Die Zeiten von Lev Yashin & Co. sind aber schon lange vorbei. Nach dem Zerfall der UdSSR im Jahre 1991 erreichte Russland nur zwei Endrunden: In den USA schied man 1994 in der Vorrunde als Dritter hinter Brasilien und Schweden aus; 2002 war gegen Japan, Belgien und Tunesien ebenfalls nach drei Runden Schluss. In der Qualifikation für Deutschland 2006 scheiterte man in der Gruppe, das Ticket für Südafrika 2010 verspielte man den Playoffs gegen Slowenien.
Qualifikation
Für die anstehende WM-Endrunde in Brasilien qualifizierten sich die Russen direkt, was angesichts dessen, dass ihnen die starke Auswahl aus Portugal zugelost wurde, nicht zu erwarten war. Die direkten Duelle gegen Cristiano Ronaldo & Co. endeten zwar jeweils mit einem 1:0 für das Heimteam, in der Endabrechnung konnte man die Portugiesen aber mit einem Punkt auf Abstand halten. Zudem hatte Russland das bessere Torverhältnis. Die weiteren Gegner kamen aus Israel, Aserbaidschan, Nordirland und Luxemburg. Den Grundstein für den Gruppensieg legte man in den Heimspielen, die allesamt gewonnen wurden.
Gruppengegner
Bei der Gruppenauslosung im letzten Dezember wurde Russland in Gruppe H mit Südkorea, Algerien und Belgien gelost. Vor allem Letzteren wird bei der WM einiges zugetraut, da sie über eine „goldene Generation“ verfügen, mit Topspielern aus den besten Ligen der Welt. Die Belgier sind sowohl in der Spitze als auch in der Breite hervorragend aufgestellt und gehen als Favorit in die Gruppenphase. Algerien qualifizierte sich nach einem enttäuschenden Africa Cup of Nations mit fünf Siegen aus sechs Spielen für die WM, während die Asiaten in ihrer Gruppe Zweiter wurden und wohl vor allem für taktikaffine Zuschauer interessant sein werden.
Bisherige Duelle
Die Duelle mit den beiden nicht-europäischen Teams finden für das russische Team auf WM-Ebene zum ersten Mal statt. Im letzten November gewann man ein Freundschaftsspiel gegen Südkorea 2:1. Gegen Algerien spielte man ebenfalls erst einmal: 1964 trennte man sich 2:2. Ebenfalls als Teil der Sowjetunion trat man bei den WM-Endrunden 1970, 1982 und 1986 gegen Belgien an. Die ersten beiden Partien gingen mit 4:1 bzw. 1:0 an die Sowjets, die andere in der Verlängerung an Belgien (4:3). Auch beim Aufeinandertreffen im Rahmen der WM 2002 ging Belgien als Sieger vom Platz (3:2). Es gibt also was gutzumachen für die Russen.
Wo verdienen die Spieler ihr Geld?
Der Kader von Russland besteht vollständig aus Spielern, die in der russischen Premier League ihr Geld verdienen, wobei der Großteil in der Hauptstadt Moskau kickt. Dynamo stellt mit sechs Spielern das größte Kontingent, Meister ZSKA entsendet fünf, Spartak zwei und Lok Moskau einen Spieler. Daneben gibt es noch einen größeren Block mit vier Spielern von Vizemeister Zenit St. Petersburg und je einen Akteur von Terek Grozny, Anzhi Makhachkala, Amkar Perm und vom FC Krasnodar sowie ein Duo von Rubin Kazan. Einen herausstechenden Star wie einst Lev Yashin oder jüngst Andrey Arshavin gibt es nicht.
Extreme im aktuellen Kader
Längstdienende Spieler: Sergei Ignashevich (95 Länderspiele/5 Tore), Aleksandr Kerzhakov (79/25), Vasili Berezutski (76/3)
Jüngste Spieler: Pavel Mogilevets (21), Maksim Kanunnikov (22), Georgi Shchennikov (23)
Älteste Spieler: Sergei Ignashevich (34), Sergey Ryzhikov (33), Roman Shirokov (32)
Rekorde
Höchster Sieg: San Marino – Russland 0:7 (1995)
Höchste Niederlage: Portugal – Russland 7:1 (2004)
Rekordspieler: Viktor Onopko (109 Länderspiele) vor Sergei Ignashevich (95) und Aleksandr Kerzhakov (79)
Rekordtorschütze: Vladimir Beschastnykh (26 Tore) vor Aleksandr Kerzhakov (25) und Roman Pavlyuchenko (21)
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