Die ersten 48 von insgesamt 64 Spielen bei der WM-Endrunde in Brasilien sind vorbei, die Gruppenphase abgeschlossen. In einer achtteiligen Serie blickt abseits.at auf... Rückblick auf die WM-Gruppenphase – Gruppe B

Niederlande, Holland - FlaggeDie ersten 48 von insgesamt 64 Spielen bei der WM-Endrunde in Brasilien sind vorbei, die Gruppenphase abgeschlossen. In einer achtteiligen Serie blickt abseits.at auf die Leistungen der 32 Teams zurück. In diesem Artikel nehmen wir die Gruppe B mit Niederlande, Chile, Spanien und Australien unter die Lupe.

Niederlande: Titelkandidat dank neuer Strategie

Den Niederländern wurde vor der WM nicht viel zugetraut, nicht wenige sahen das Team von Louis van Gaal sogar nach drei Spielen sogar die Heimreise antreten. Gründe dafür war einerseits der vergleichsweise wenig prominent besetzte Kader, andererseits die neue taktische Ausrichtung. Anstatt des gewohnten, offensiv ausgerichteten 4-3-3, setzte van Gaal auf ein defensiveres 5-3-2. Unter allen 32 Teams hatten in der Gruppenphase nur der Iran und die USA im Schnitt weniger Ballbesitz als die Elftal (39,5%).

Dass die Niederländer dennoch die volle Ausbeute von neun Punkten holten, zeigt wie effektiv sie waren. Mit Wesley Sneijder, Arjen Robben und Robin van Persie hatte man nur drei Offensivspieler auf dem Rasen. Diese waren im Konterspiel allerdings enorm gefährlich, während hinten die Räume sehr gut geschlossen wurden. Sneijder war sich zudem auch nicht zu schade gegen Chile eine weiträumige Manndeckung zu übernehmen. Ein weiterer Schlüsselspieler war Daley Blind, der einerseits mit klugen taktischen Bewegungen für die Balance sorgte und andererseits mit seinen beiden präzisen Flanken im Auftaktspiel gegen Spanien die Wende herbeiführte.

Chile: Geheimtipp-Image bestätigt

Chile wurde vor dem Turnier als einer der Geheimfavoriten ausgemacht. Diesen Ruf bestätigte die Truppe von Jorge Sampaoli in den bisherigen Partien eindrucksvoll. Außerdem münzte man den hohen Aufwand, den man betrieb, auch in Tore um. Zunächst wurde Australien 3:1 besiegt, dann schoss man Spanien mit einem 2:0 aus dem Turnier, ehe man gegen die Niederlande nur knapp unterlag. Diese nutzen dabei, ebenso wie Australien, die physischen Nachteile der chilenischen Defensive aus, in der alle Abwehrspieler unter 1,80m groß sind. Zwei der drei Gegentore fielen per Kopf.

Auf der anderen Seite wusste das dynamische und flexible Spiel der Chilenen in hohem Maße zu gefallen. Dass man sich bei jedem Spiel auch personell auf den Gegner einstellte, scheint selbstverständlich zu sein. So begann man gegen Australien mit einer 4-3-3 und Jorge Valdivia als falscher Neun um die Ballzirkulation zu stärken, während man gegen die ballbesitzorientierten Spanier das Zentrum stärkte. Sampaoli stellte auf ein 3-4-1-2 mit dem zweikampstarken Vidal hinter den Spitzen um. Gegen die Niederlande wurde durch die Hereinnahme von Felipe Gutierrez das Gegenpressing gestärkt.

Spanien: das Ende einer Ära?

Für viele Diskussionen sorgte das Auftreten der Spanier, die als Titelverteidiger in der Gruppenphase ausschieden. Den größten Angriffspunkt bietet dabei ihr monotones Ballbesitzspiel, das in den letzten Jahren die Allgemeinheit kaum mehr begeistern konnte, da es sehr ergebnisorientiert ausgelegt wurde. Ein weiteres Argument ist der Alterungsvorgang der Spieler, die dieses System geprägt haben – allen voran das einstige Metronom Xavi. Der 34-Jährige bestritt nur 90 Minuten.

Was dabei aber ebenfalls nicht vergessen werden darf, ist die Tatsache, dass man mit Niederlande und Chile auf zwei Teams traf, die über eine eingespielte Dreierkette verfügen. Andererseits sind auch die Spielverläufe in den jeweiligen Partien als äußerst unglücklich anzusehen. Kurz bevor man im ersten Spiel nämlich den Ausgleich kassierte, hatte man das 2:0 am Fuß. Chiles Chancenauswertung – zwei Tore aus drei Schüssen aufs Tor – war ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Nichtsdestotrotz stellt sich aufgrund des Scheiterns die Frage, ob es bei den Spaniern zu einer einschneidenden Umstrukturierung kommen wird. Dies könnte sowohl auf personeller als auch taktischer Ebene passieren.

Australien: verhängnisvolle Gruppenauslosung

Ebenfalls mit der Gruppenauslosung haderte die Auswahl aus Australien, die ohne Punktgewinn die Heimreise antreten musste. Dabei waren die Socceroos alles andere als enttäuschend. Das Auftaktspiel gegen Chile etwa hätte auch eine andere Wendung nehmen können. Zwar erwischte man einen denkbar schlechten Start und lag früh 0:2 zurück, dank der physischen Präsenz – vor allem von Tim Cahill – kämpfte man sich aber wieder ran. Erst ein Kontergegentor in der Schlussphase sorgte für klare Verhältnisse.

Auch die Niederländer hatten mit den Australiern zu kämpfen. Im Gegensatz zu den Spaniern spielten sie nämlich viel direkter, zudem mit klassischen Flügelspielern. Gegen die Dreierkette der Oranjes hatte man so eins-gegen-eins-Stellungen, die dahingehend genutzt wurden um für die aufrückenden Mittelfeldspieler Räume zu schaffen. Zudem pressten sie das gegnerische Aufbauspiel äußert frech an. Erst nachdem die Niederländer auf eine Viererabwehrkette umstellten bekamen sie das Spiel in den Griff.

Die besten Elf

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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