Die ersten 48 von insgesamt 64 Spielen bei der WM-Endrunde in Brasilien sind vorbei, die Gruppenphase abgeschlossen. In einer achtteiligen Serie blickt abseits.at auf die Leistungen der 32 Teams zurück. In diesem Artikel nehmen wir die Gruppe D mit Costa Rica, Uruguay, Italien und England unter die Lupe.
Costa Rica: die Sensation dieser WM
Das Team aus Costa Rica ist ohne Frage die große Sensation dieser WM-Endrunde. In einer Gruppe mit drei Ex-Weltmeistern wäre wohl schon ein Punktgewinn als großer Erfolge gewertet worden, letztlich holten sich die Ticos sogar den Gruppensieg. Schon das erste Spiel gegen Uruguay legten sie mit ihrer intelligenten Defensive – variable Pressinghöhe und geschicktes Leiten – die Schwächen der Südamerikaner offen. Auch auf die Stärken der Italiener, die gerne das Zentrum dominieren, reagierte man geschickt und ließen vor allem Andrea Pirlo im Aufbauspiel kaum zu Aktionen kommen.
Die 5-4-1-Formation der Costa Ricaner wusste aber auch offensiv zu gefallen. Mit einer sicheren Ballzirkulation und geduldigem sowie fluidem Kombinationsspiel legte man die Basis für den Aufstieg. Personell ragten vor allem Stürmer Joel Campbell, Kapitän Bryan Ruiz sowie die beiden Außenverteidiger heraus. Cristian Gamboa und Junior Diaz eroberten pro Spiel durchschnittlich zehn Bälle, sorgten aber mit ihrem strukturierten Aufrücken auch für genügend Breite im Offensivspiel. Der Höhenflug der Ticos könnte aufgrund der Tatsache, dass im Achtelfinale Griechenland wartet, sogar noch weitergehen.
Uruguay: Fortsetzung der alten Tugenden
Uruguay ist aktuell vor allem aufgrund des Biss‘ seines Starstürmers Luis Suarez in den Medien negativ vertreten. Generell zeigte die Celeste in ihren Spielen wieder das aggressive Gesicht, das Jahrzehnte lang bei vielen Leuten auf Ablehnung traf. Anders als etwa bei der WM 2010 in Südafrika, als man einen durchaus ansehnlichen Offensiv- bzw. Konterfußball zeigte, dominierte in Brasilien bisher wieder die harte Gangart. Nur zwei Teams verzeichneten mehr Fouls und in der Kartenstatistik ist man mit sechs gelben und einer roten Karte unrühmlicher Spitzenreiter.
Dass das entscheidende 1:0 von Verteidiger Diego Godin per Kopf nach einem ruhenden Ball erzielt wurde, passt ins Bild. Daneben sah man in den Spielen der Urus auch die eine oder andere taktische Unsauberkeit. Gegen Costa Rica war vor allem das unterbesetzte Zentrum im Aufbau eine Schwachpunkt. Im Spiel gegen Italien wollte man dem mit einer Umstellung auf ein 5-3-1-1 entgegenwirken. Am sportlich überzeugendsten wirkte der 2:1-Sieg gegen England. Matchwinner war ausgerechnet Suarez mit zwei Toren.
Italien: vermeintliche Flexibilität als Achillesferse
Der Kader der Italiener las sich im Vergleich mit den Titelanwärtern äußert mager, die einzige Chance trotzdem ein Wort mitzureden war die hohe Flexibilität. Genau diese sollte sich letztendlich allerdings als Achillesferse herausstellen, denn es fehlte das Gefühl, dass Coach Cesare Prandelli klare Vorstellungen hatte. Die Auftaktpartie gegen England bestritt man in einer 4-3-2-1-Grundformation, wobei man sich besonders auf die linke Abwehrseite des Gegners fokussierte. Matteo Darmian, der überraschenderweise alle Partie bestritt, agierte dabei mit großem Risiko und ermöglichte den Engländern mit seiner hohen Stellung den Ausgleich.
Letztlich stand nach dem Schlusspfiff ein 2:1, dennoch hätte diese Partie ohne weiteres auch mit einem Remis ausgehen können. Gegen Costa Rica nahm Prandelli nur personelle Wechsel vor, woraufhin sein Team vor allem im Zentrum das Nachsehen hatte. Im finalen Gruppenspiel gegen Uruguay wechselte man schließlich auf eine Dreierkette und schien die Partie zu kontrollieren, ehe ein Ausschluss gegen Claudio Marchisio die Partie kippen ließ. Nachdem man bereits gegen Costa Rica dem Ball hinterherlaufen musste, war man auch gegen die Urus in dieser Situation.
England: zu früh für die neue Generation?
Das Abschneiden des englischen Nationalteams darf man wohl getrost zu den schlechtesten des gesamten Turniers zählen. Den einzigen Punkte holten die Three Lions am letzten Spieltag mit einem torlosen Unentschieden gegen Costa Rica. Dabei krempelte Trainer Roy Hodgson auf den meisten Positionen um. Der Kader der Engländer war besonders durch einige neue Gesichter geprägt. Diese schienen aber die große Last nicht tragen zu können.
Links hinten kam es beispielsweise zur Ablösung von Ashley Cole durch Leighton Baines, der vor allem im Auftaktspiel gegen Italien ein Unsicherheitsfaktor war. In der Offensive hatte man in Daniel Sturridge zwar einen Spieler, der mit viel Rückendwind aus der Saison kam, dennoch kein klassischer Torjäger ist. Sein Positionsspiel ist um einiges besser als seine Abschlussfähigkeiten. Der Wille, dem aktuellen taktischen Trend zu folgen – wenn auch verspätet – war durchaus erkennbar, in der Umsetzung gab es aber noch teils arge Probleme.
Die besten Elf
Alexander Semeliker, abseits.at
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