Die ersten 48 von insgesamt 64 Spielen bei der WM-Endrunde in Brasilien sind vorbei, die Gruppenphase abgeschlossen. In einer achtteiligen Serie blickt abseits.at auf die Leistungen der 32 Teams zurück. In diesem Artikel nehmen wir die Gruppe E mit Frankreich, Schweiz, Ecuador und Honduras unter die Lupe.
Frankreich: Ribery-Ausfall gut weggesteckt
Zu Frankreich lässt sich im Wesentlich Ähnliches wie zur Niederlande schreiben. Die Franzosen spielten keine überragende Qualifikation, mussten vor dem Start den Ausfall von Leistungsträger Franck Ribery hinnehmen und entwickelten sich im Laufe des Turniers zu einem Mitfavoriten, während renommiertere europäische Mannschaften bereits abreisen mussten. In Abwesenheit von Ribery stellte Frankreich seine Ausrichtung etwas um, besetzte seine Position zweimal mit Antoine Griezmann und einmal mit Karim Benzema. Mathieu Valbuena übernahm auf rechts dafür mehr kreative Aufgaben.
Besonders das Wechselspiel zwischen den letzten beiden Akteuren war dabei interessant. An und für sich ist Benzema nämlich jemand, der durch horizontale Läufe Räume für die Flügelspieler öffnet. Gegen Honduras spielte er aber tororientierter und durchschlagskräftiger, was sich in zwei Toren wiederspiegelte. Gegen die Schweiz agierte der Real-Angreifer am linken Flügel, wodurch man den Raum hinter dem hoch spielenden gegnerischen Rechtsverteidiger gut bespielte. Ein weiterer interessanter Punkt ist die Rollenverteilung der beiden Achter im 4-3-3. Diese drifteten nämlich flexibel durchs zweite bzw. dritte Drittel und pressten hoch.
Schweiz: Ziel trotz wechselhafter Leistungen erreicht
Den zweiten Platz hinter den Franzosen sicherte sich die Schweiz, für die die Gruppenphase gewissermaßen ein Wechselbad der Gefühle war. Gegen Ecuador gerieten die Eidgenossen zunächst in Führung, ehe zwei Joker-Tore die Partie drehten. Das 2:1 fiel dabei erst in der Nachspielzeit, nachdem Ecuador zuvor seinerseits eine gute Möglichkeit vergab. Die anschließende 2:5-Niederlage gegen Frankreich war dann ein regelrechtes Festival voller individueller Fehler, bei dem vor allem die Nachteile der offensiv ausgerichteten Außenverteidiger offengelegt wurden. Beim abschließenden 3:0-Sieg gegen Honduras ragte dann Xherdan Shaqiri mit drei Toren heraus.
Der Bayern-Akteur ist der Fixpunkt im Offensivspiel der Schweizer, weshalb Ottmar Hitzfeld das Team auch um ihn baut. Gegen Ecuador kam Shaqiri am Flügel nicht ins Spiel, woraufhin er in der Halbzeitpause ins Zentrum gezogen wurde. Gegen Frankreich war die Ausgangsposition zunächst ähnlich, ehe er nach einer halben Stunde wieder in die Mitte ging. Bei seiner Gala gegen Honduras startete er von Beginn an hinter Stürmer Josip Drmic. Mit dem Nürnberger harmonierte er dabei überaus gut. 13 Pässe spielten die beiden untereinander, sieben davon mündeten in Torchancen.
Ecuador: der Kapitän im Schatten seines Namenvetters
Die Bilanz von Ecuador nach der Gruppenphase könnte nicht ausgeglichener sein: ein Sieg, ein Unentschieden und eine Niederlage bei jeweils drei Toren und Gegentoren. Am Ende wurde den Südamerikanern die 93. Minute im ersten Spiel gegen die Schweiz zum Verhängnis: Michael Arroyo hat im gegnerischen Strafraum die Chance auf das 2:1 auf dem Fuß, verliert aber den Ball und die Schweiz erzielt im Gegenzug den Siegtreffer. Die Hereingabe kam dabei übrigens von Antonio Valencia.
Der 28-jährige Kapitän sollte sein Team mit seiner Routine und Klasse eigentlich in die KO-Phase führen, war aber das Sinnbild für das Scheitern der Tri. Im ganzen Turnier bereitete der Star von Manchester United nur einen einzigen Schuss vor und zog selbst auch nur zweimal ab. Dass er in der letzten Partie noch eine unnötige rote Karte sah, setzte dem Ganzen die Krone auf. Anders präsentierte sich sein Namensvetter Enner Valencia. Der 25-jährige Angreifer, der eigentlich Mittelfeldspieler ist, erzielte alle drei Tore seines Teams und könnte in der nächsten Saison für einen bekannteren Verein als CF Pachuca spielen.
Honduras: nicht konkurrenzfähig
Als abgeschlagener und punkteloser Letzter traten die Mittelamerikaner einmal mehr nach der Gruppenphase die Heimreise an. Damit stehen sie nach neun WM-Spielen weiterhin ohne Sieg da. In Brasilien hatten die Honduraner auch kaum realistische Chancen auf einen solchen. Im ersten Spiel gegen Frankreich wehrte man sich zunächst gut, dann brachte man sich mit einem Foul im Strafraum – ausgerechnet von Routinier Wilson Palacios – selbst auf die Verliererstraße: Rot und Elfmeter, den die Franzosen verwandelten.
Gegen die Schweiz verlor man ebenso 0:3, sodass das 1:2 im zweiten Spiel gegen Ecuador das knappste Resultat war. Carlo Costly brachte sein Team dabei sogar in Führung, die aber nur drei Minuten hielt. Der 31-Jährige ist mittlerweile ebenso wie Trainer Luis Fernando Suarez aus dem Nationalteam zurückgetreten.
Die besten Elf
Alexander Semeliker, abseits.at
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