Bieder, aber flexibel: Die Taktik der US-amerikanischen Elf
WM 2014 | Mannschaftsanalyse 5.Juni.2014 Daniel Mandl 0
Das US-amerikanische Nationalteam ist nominell ziemlich bieder und man darf sich keinen offensiven Powerfußball von der Klinsmann-Elf erwarten. Allerdings könnte die individuelle Flexibilität die US-Boys zu einem kleinen Stolperstein für Deutschland, Portugal und Ghana werden lassen.
Die USA haben nicht die Mittel, um hohes Pressing zu spielen. In Rückwärtsbewegung steht mit Bradley auch der offensivste Mittelfeldspieler eher tief, um das Zentrum zuzumachen. Einer von zwei Angreifern antizipiert im Spiel ohne Ball sehr aktiv, der andere presst eher passiv. Die Spielanlage der äußeren Mittelfeldspieler, die nicht als Flügelspieler zu bezeichnen sind, passt auch ins eher abwartende Pressingverhalten der Amerikaner. Allerdings wissen die US-Teamspieler im Umschaltmoment zu gefallen und spielen nach Balleroberungen sehr zielorientiert nach vorne.
Die USA lassen auch gegen nominell schwächere Mannschaften sehr viele Torchancen zu. Die Türkei schoss bei der 1:2-Testspielniederlage gegen die USA vor einigen Tagen 23-mal in Richtung US-Tor. Speziell spielstarke Mannschaften liegen den Amerikanern nicht, gegen Teams, die von ihrer Physis leben, kann das MNT (Men’s National Team) mit Kampfkraft und großem Einsatzwillen dagegenhalten. Die typisch amerikanische Tugend des „Kämpfens bis zum Umfallen“ ist das größte Asset der Nationalelf. Betrachtet man die Defensive der Amerikanischer taktisch, technisch und individuell, muss man davon ausgehen, dass ihr speziell von den Deutschen, aber auch den Portugiesen die Tür eingerannt werden könnte.
Ein großer Vorteil der USA ist die hohe Flexibilität der Einzelspieler. Die Säulen des Teams sind eher Spezialisten, so etwa Bradley und Jones auf der Zentralachse. Aber gerade die Außenspieler, sowie fast alle Verteidiger im US-Team können auf unterschiedlichen Positionen eingesetzt werden und so wird es Jürgen Klinsmann nicht schwer fallen, situativ das System zu ändern, oder überraschende Wechsel zu vollziehen. Zwar mangelt es dennoch an individueller, spielerischer Klasse, aber für taktische Überraschungsmomente ist das flexible Team dennoch immer gut.
Seit 1990 waren die USA immer bei der WM-Endrunde dabei und die Amerikaner verfolgten dabei eine nicht zu übersehende Serie: Vorrundenaus – Achtelfinale – Vorrundenaus – Viertelfinale – Vorrundenaus – Achtelfinale. Nach dem Gesetz dieser Serie wäre in Brasilien wieder das Aus in der Vorrunde dran. So einfach ist es aber natürlich nicht und man muss davon ausgehen, dass die mental guten „Amis“ in Brasilien wieder über sich hinauswachsen werden und ihr letztes Hemd geben werden. In Wahrheit ist die Mannschaft aber nicht besonders gut drauf und verabsäumte es, die großartige Form vom Gold Cup 2013, ins Jahr 2014 zu übertragen.
Die Nationalmannschaft der Vereinigten Staaten war schon mal interessanter. Wenn man die Gruppengegner der Nordamerikaner bedenkt, muss man die diesjährige Mannschaft als krassen Außenseiter betrachten, der maximal das Zünglein an der Waage in der Aufstiegsschlacht der anderen drei Teams sein kann.
Das Basissystem der USA ist ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute, in dem einer der Angreifer, nämlich Clint Dempsey, sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen lässt. Der offensivste zentrale Mittelfeldspieler nimmt eher eine Rolle als Achter ein – nicht als Zehner.
Die zweite Mannschaft beinhaltet zwar auch einige interessante und flexible Spieler, aber viel darf bei den Amerikanern im Laufe der Vorrunde nicht passieren, sofern man einigermaßen konkurrenzfähig bleiben will.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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