Chiles Top-Team: Díaz, Vidal und starke Flügel als tragende Säulen
WM 2014 | Mannschaftsanalyse 4.Juni.2014 Alexander Semeliker 0
Im Kader des chilenischen Teams findet man Spieler, die in zehn verschiedenen Ländern ihr Geld verdienen. Herauszustreichen sind dabei die beiden Superstars Alexis Sanchez und Arturo Vidal. Aber auch die große Anzahl an Länderspielen sticht heraus. Im vorläufigen 25-Mann-Kader gibt es nur drei Spieler, die weniger als zehn Länderspiele am Buckel haben.
Der erfahrenste Akteur ist dabei Claudio Bravo. Der 31-jährige Schlussmann spielte in den letzten acht Jahren in Spanien bei Real Sociedad und soll nun vor einem Wechsel zum FC Barcelona stehen, wohl um dort als erfahrener Backup für Marc-Andre ter Stegen zu fungieren. Trotz seines Alters ist der Kapitän der Chilenen ein mitspielender Tormann, den man regelmäßig jenseits des Strafraums findet um sich auch ins Aufbauspiel einzubringen und der auch unter Druck anspielbar ist. Die Ersatzleute spielen in der heimischen Liga und heißen Johnny Herrera und Cristopher Toselli, der Österreichern vermutlich aufgrund seiner bärenstarken Leistung bei der U20-WM 2007 ein Begriff ist.
Die Innenverteidigung wird von Gary Medel und Marcos Gonzalez gebildet, wobei Erster bei seinem Klub Cardiff City im defensiven Mittelfeld eingesetzt wird. Aufgrund des hohen Pressings und seiner Beweglichkeit und Aggressivität spielt er im Nationalteam aber trotz seiner kleinen Körpergröße (1,71m) im Abwehrzentrum. Gonzalez ist hingegen ein eher klassisch veranlagter Innenverteidiger mit Fokus auf die Zweikampfführung. Spielt Chile nominell mit einer Dreierkette so findet man zusätzlich Gonzalo Jara in der Startelf. Auch er ist unter 1,80m groß und würde die linke Position besetzen. Der vierte Innenverteidiger, Jose Rojas, ist ebenfalls klein (1,74m), womit das Fazit wie folgt lauten könnte: am Boden hui, in der Luft pfui.
Auf der rechten Außenverteidigerposition ist Mauricio Isla gesetzt. Der Juve-Akteur ist in seinem Spiel flexibel und aufgrund seiner Dynamik für das Spiel der Chilenen sehr gut geeignet. Jedoch neigt der 25-Jährige immer wieder zu Unkonzentriertheit, weswegen er bei seinem Verein auch nicht gesetzt ist. Ersetzt kann Isla mit José Fuenzalida werden. Links gibt es zwei Anwärter auf die Position in der Startelf, wobei es dabei auf deren Grundformation ankommt. Spielt man mit einer Viererkette darf man mit Eugenio Mena rechnen, bei einer Dreierkette hat auch der offensiver ausgerichtete Jean Beausejour Chancen. Als Ersatz für beide Seiten könnte der in Schweden geborene Miiko Albornoz fungieren, wobei der Kaderplatz des 23-Jährigen wackelt.
Für Jorge Sampaoli ist das Zentrum die strategisch wichtigste Zone im Fußball, weshalb sein Team dementsprechend seinen Fokus auf dieses legt und auch der Kader dahingehend strukturiert ist. Die tragende Säule auf der Sechs ist dabei Marcelo Diaz vom FC Basel, der technisch sehr sauber spielt, kombinationsstark und überaus pressingresistent ist. Im Spiel gegen den Ball hat er einen großen Aktionsradius und glänzt mit seiner intelligenten Orientierung im Raum.
Auf der Halbposition neben Diaz spielt Arturo Vidal – nominell zumindest. Der 27-Jährige ist nämlich überall auf dem Rasen zu finden und bewegt sich zudem je nach Position meist richtig. Vidal wird gerne auf seine Zweikampfstärke und seinen unbändigen Willen reduziert; dabei ist er auch vom Spielverständnis her wohl der „kompletteste“ Spieler der Welt. Egal ob zentrales oder offensives Mittelfeld, Flügel, Außen- oder Innenverteidigung – Vidal fällt überall positiv auf. Dementsprechend schwer würde sein Ausfall wiegen.
Der dritte Zentrumsspieler ist Charles Aranguiz, der zwar Udinese gehört, zuletzt aber für Internacional in Brasilien kickte. Auch der 25-Jährige ist ein intelligenter Spieler, der mit dem Ball klug Verbindungen herstellen und gegen ihn diese unterbrechen kann. Ersatzleute sind Carlos Carmona, ein erfahrener Serie-A-Kicker, der weiträumig agierende Felipe Gutierrez, Francisco Silva, zweikampfstarker Legionär bei Osasuna, und Rodrigo Millar.
Am Flügel findet sich mit Alexis Sanchez der zweite prominente Name im chilenischen Kader. Der athletisch starke 25-Jährige, der sein Geld bei Barca verdient, profitiert von flexiblen Strukturen in der Offensive. Sanchez ist nämlich jemand, der gerne mit diagonalen Läufen von seiner rechten Seite zum Tor zieht, dennoch kein klarer inverser Flügelspieler ist. Auch ihm ist eine aufreibende Spielweise nicht fremd. Vor allem an ihm hängt es, ob die mühsam erarbeiteten Chancen verwertet werden.
Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es mit Eduardo Vargas nämlich einen Akteur, der in seiner Spielweise und Physis ähnlich veranlagt ist, aber im Abschluss oft auslässt. Nachdem sich der 24-Jährige bei Napoli nicht durchsetzen konnte spielte er zuletzt leihweise bei Valencia, wo er in 17 Spielen aber auch nur dreimal traf. Nur zweimal öfter traf Fabian Orellana, der bei Celta Vigo unter Vertrag steht. Auch er ist eher ein Zuarbeiter als Vollstrecker.
Im Angriff gibt es drei Spieler für zwei verschiedene Optionen. Üblicherweise setzt Sampaoli auf ein System mit falscher Neun, wobei diese Rolle von Jorge Valdivia vom brasilianischen Klub Palmeiras übernommen wird. Der 30-Jährige ist in außerordentlich starker Kombinationsspieler und Dribbler, aber dafür kein Torjäger. Durch sein Zurückfallen sollen die Räume für die diagonal nach vorne stoßenden Flügelspieler geöffnet werden. Auch Vidal könnte diese Rolle übernehmen. Klassischere Mittelstürmer sind Mauricio Pinilla und Esteban Paredes, deren Ausbeute in der abgelaufenen Saison aber ebenfalls nicht zweistellig war.
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Alexander Semeliker
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