Die Selecao 2014: Mit Stars gespickt, aber ist Brasilien wirklich ein potentieller Weltmeister?
WM 2014 | Mannschaftsanalyse 10.Juni.2014 Tobias Robl 2
Unter Scolari spielt die Selecao ein 4-2-3-1-System, das phasenweise relativ frei und fluide interpretiert wird, in dem es aber hauptsächlich feste Strukturen gibt. Aus einem tiefen Ballbesitz heraus baut die Mannschaft viel über die Halbräume oder die Außen auf und überbrückt das Mittelfeld relativ zügig.
Im Tor ist Julio Cesar vom Toronto FC gesetzt. Der ehemalige Torwart von Inter Mailand – mit dem er unter Jose Mourinho die Champions League gewann – hat nach einer weniger guten Phase bei den Queens Park Rangers seine Form wieder gefunden, erreicht aber nicht mehr ganz die Klasse der vergangenen Tage, als er an der Weltspitze kratzte. Die beiden Ersatzkeeper Jefferson (Botafogo) und Victor (Atletico Mineiro) sind eher unbekannte Namen.
In der Innenverteidigung agieren Thiago Silva von PSG und David Luiz, der nach der WM auch in die französische Hauptstadt wechseln wird.
Thiago Silva gilt derzeit als einer der besten Abwehrspieler der Welt. Neben seiner körperlich starken Verfassung, seiner Sprintschnelligkeit und seiner Zweikampfstärke besticht er vor allem durch sein gutes Aufbauspiel, bei dem er zwischen anspruchsvollen langen Bällen ins Mittelfeld und Dribblings abwechselt.
David Luiz fällt in seinen Spielmacherqualitäten gegenüber seinem Pendant etwas ab, streut ab und an lange Bälle ein, überlässt die Aufbauarbeit über das Zentrum aber eher einem der beiden Sechser. Seine Stärken liegen im Spiel Mann gegen Mann, wobei er gerade wenn es darum geht, aus der Kette herauszurücken, oft ungestüm agiert und zu taktischen Fouls greifen muss.
Auf Platz drei in der internen Liste für die Innenverteidigung rangiert Bayern-Spieler Dante. Zu seinen Qualitäten gegen den Ball kommt sein starker linker Fuß, mit dem er immer wieder Pässe in den Zwischenlinienraum aus der Abwehr heraus spielt, ein wichtiges Stilmittel der Brasilianer.
Die beiden Außenverteidiger Marcelo und Dani Alves werden beide viel in das Aufbauspiel eingebaut. Dabei beteiligen sie sich beide an der tiefen Ballzirkulation und agieren in dieser Phase etwas eingerückt, um am Flügel nicht isoliert zu werden.
Dabei rückt vor allem Marcelo situativ weiter zur Mitte ein, um so den Passweg aus der Innenverteidigung auf den Flügel zu öffnen, und vorderläuft Neymar dann immer wieder. In anderen Situationen kommt aber auch Neymar kurz, wohingegen Marcelo dann weiter nach vorne schiebt, um dessen Position zu übernehmen.
Dani Alves agiert hier anders, auch weil die Strukturen auf seiner Seite anders sind. Er schiebt im Aufbau dann nach vorne, wenn er für einen Sechser Platz im Halbraum schaffen oder der Übergangs- und Endphase der Angriffe Breite geben möchte.
Auch die Ersatzleute für die Außenverteidigung sind keine Unbekannten: Maxwell von PSG, der routinierte Maicon von der AS Roma und Henrique vom SSC Napoli, der eigentlich ein Innenverteidiger ist, aber im Klub auch immer wieder als rechter Verteidiger zum Einsatz kam.
Im zentralen Mittelfeld gibt es eine relativ klassische Rollenverteilung. Die beiden Sechser Luiz Gustavo und Paulinho agieren sowohl in der Höhe als auch bezüglich der Horizontale versetzt zueinander. Dazu kommt mit Oscar ein Zehner, der in Aufbauphasen viel zurückfällt und auch ansonsten relativ frei agiert.
In den erwähnten Aufbauphasen spielt Luiz Gustavo vom VfL Wolfsburg seine Rolle ähnlich wie im Verein. Er ist der tiefere, aber auch zentralere Aufbauspieler der beiden Sechser. Seine Passstärke bindet er so geschickt ein, kippt dabei phasenweise immer wieder zwischen die Innenverteidiger ab und hat von dort eine gute Position, um das Spiel zu steuern.
Paulinho, der zweite Sechser, agiert vermehrt aus dem rechten Halbraum und den Räumen hinter Alves, wenn dieser nach vorne schiebt. Dort ist er etwas weiter von seinem direkten Gegenspieler entfernt und kann freier agieren. Im Aufbau schiebt er dann auch immer wieder weiter nach vorne in den Zwischenlinienraum, wenn Oscar von dort zurückfällt. Beide erzeugen somit viele Übergabemomente und mehr Dynamik im Aufbauspiel. Kommt Flügelspieler Hulk zur Mitte bzw. muss diese etwas geöffnet werden, kann es durchaus vorkommen, dass Paulinho auch auf den Flügel schiebt.
In der Spielfeldmitte spielt mit Oscar der zurzeit vielleicht modernste Zehner der Welt. In seiner Funktion ist er ein Mädchen für alles. Er unterstützt Aufbauszenen, wenn Gustavo abgekippt ist, schafft Verbindungen am Flügel, öffnet Räume in der Zentrale und beteiligt sich am Anlaufen der Schnittstellen der gegnerischen Viererkette. Auch Hulks Einrücken vom Flügel balanciert er wenn nötig aus.
Ersatzleute für die brasilianische Mittelfeldzentrale sind Manchester Citys Fernandinho und Ramires, der beim FC Chelsea seine Brötchen verdient. Hernanes von Inter Mailand würde die offensivere Option abgeben.
Mit Neymar vom FC Barcelona und Hulk von St. Petersburg ist Brasilien auch auf dem Flügel außerordentlich stark besetzt – und auch hier ergeben sich unterschiedliche Rollenverteilungen.
Hulk spielt dabei die breiter angelegte Rolle, lässt seine Seite aber immer wieder phasenweise verwaisen. Dann hilft er dabei die linke Seite des Spielfeldes zu überladen und schafft dort Überzahlsituationen.
Neymar hingegen ist in seinem Fähigkeitsprofil als Raumöffner für den Zwischenlinienraum und dynamisch zur Mitte kommender Flügelspieler eingebunden. Er erhält häufig Anspiele aus der Innenverteidigung in zentralen Räumen, die er dort behaupten soll.
Übernimmt Hulk diese Rolle – was dieser in der Regel dann tut, wenn Gustavo abgekippt ist – und hilft Oscar im Spielaufbau aus, besetzt Neymar den Zehnerraum. Von dort aus kann er frei agieren und orientiert sich immer wieder in Richtung des rechten Flügels. Oftmals wird er dann nach Spielverlagerungen auf den tiefen Dani Alves von selbigem weit und steil angespielt, also in Situationen geschickt, in denen er seine Dynamik ausspielen kann.
Wenn sich die Flügelspieler der Selecao auf ihre Offensivaufgaben konzentrieren können, sind die einsame Spitzenklasse – die wahre Stärke der beiden wird sich aber erst zeigen, wenn sie auch defensiv stark gefordert werden. Ihre Ersatzleute sind Willian vom FC Chelsea und der hochtalentierte Bernard von Shakhtar Donetsk.
Probleme könnte Brasilien während dieses Turniers im Sturm bekommen. Fred, die nominelle Nummer eins, wurde während der Saison immer wieder von Verletzungssorgen geplagt, sodass er zu äußerst wenigen Einsätzen kam. Der einzige nominelle Ersatz für das Sturmzentrum ist Jo von Atletico Mineiro.
Der 30 Jahre alte Fred ist ein lauf- und kopfballstarker Stürmer, der die Position im Sturm relativ zentrumsorientiert interpretiert und sich viel an den Innenverteidigern orientiert. Jo hingegen agiert oftmals leicht nach rechts versetzt und nimmt am hohen Kombinationsspiel teil, was Fred eher weniger tut. Er unterstützt dieses eher indirekt über kleine, raumöffnende Bewegungen aus dem Zentrum heraus, mit denen er Innenverteidiger bindet. Beim Confederations Cup im vergangenen Jahr zeigte sich aber auch schon, dass Fred brandgefährlich sein kann, wenn er sich in einer guten körperlichen Verfassung befindet.
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