Finde eine Rolle für Wayne Rooney! Englands WM-Kader unter der Lupe
WM 2014 | Mannschaftsanalyse 5.Juni.2014 Marcel Ludwig 1
Insgesamt lässt sich die Qualität in Englands Mannschaft durchaus sehen, aber dennoch wirkt der englische Kader etwas überholt. Die schwierige Gruppe mit Italien, Uruguay und Costa Rica hinterlässt den Weltmeister von 1966 nicht unbedingt in einer Favoritenrolle. Wir werfen einen Blick auf den Kader der „Three Lions“.
Joe Hart, Keeper in Diensten von Manchester City, wird zum dritten Mal nach der WM 2010 und der EURO 2012 das englische Tor bei einem Großereignis hüten. Mit Hart fanden die Three Lions zwar nach einigen Jahren wieder einen Stammkeeper, so richtig glücklich mit ihrem Tormann waren sie aber auf der Insel schon lange nicht mehr. Zwar stets mit guten Reflexen und starkem Stellungsspiel, ist Hart jedoch auch immer für einen Patzer gut und nicht der so dringend benötigte Ruhepol. Dahinter warten mit Fraser Forster von Celtic und Ben Foster zwei international komplett unerfahrene Schlussleute, die zwar im Verein solide Leistungen abrufen konnte, jedoch eher mangels brauchbarer Alternativen, denn wegen konstanten Performances auf hohem Niveau in den Kader gerutscht sind.
Ein großes Fragezeichen steht hinter der englischen Innenverteidigung. Waren im letzten Jahrzehnt fast ständig entweder John Terry oder Rio Ferdinand, über weite Strecken sogar gemeinsam, gesetzt, sind nur erstmals beide nicht im Turnier-Aufgebot. Teamchef Roy Hodgson dürfte wohl mit der Einser-Paarung Phil Jagielka (FC Everton) und Gary Cahill (FC Chelsea) planen. Beide sind vor allem in der Luft eine Bank, haben aber bei schnellem Kombinations- und Konterfußball ihre Defizite. Als Alternative stehen mit Phil Jones und Chris Smalling zwei Abwehrspieler von Manchester United bereit, die einander zwar gut kennen aber gemeinsam lediglich 20 Länderspiele in den Beinen haben. Zudem laborierte Jones im Vorfeld der WM an einer hartnäckigen Schulterverletzung.
Zwo, drei, Risiko. Nur drei Außenverteidiger haben die Engländer in Brasilien zur Verfügung. Dabei sind Glen Johnson von Liverpool auf der rechten und Everton-Abwehrmann Leighton Baines auf der linken Seite gesetzt. Beide Spieler punkten mit hohem Laufpensum, guten Ideen im Aufbauspiel und präzisen Flanken. In der Rückwärtsbewegung ist Baines einen Tick stärker einzuschätzen als Johnson, da dieser vor allem mit flinken Stürmern so seine Probleme. Mit dem erst 18-jährigen Shootingstar Luke Shaw hat man lediglich einen Spieler für diese Positionen in petto, die Streichung von Altmeister Ashley Cole aus dem WM-Aufgebot könnte für die Hodgson-Truppe noch zum Boomerang werden.
Vor allem auf der Sechser-Position findet sich die gesamte Kader-Routine gebündelt wieder. Dabei spielt Kapitän Steven Gerrard als Spielgestalter, Herz und Kopf der Mannschaft die wohl wichtigste Rolle. Der noch ein Jahr ältere Frank Lampard wird dafür wohl auf der Bank platz nehmen müssen, zumal die Vergangenheit gezeigt hat, dass England mit beiden Akteuren gleichzeitig auf dem Platz auch keinen Blumentopf gewinnen konnte. Gerrards Vereinskollege in Liverpool, Jordan Henderson, hat wohl die größten Chancen auf Einsatzzeiten in der Three-Lions-Zentrale, zumal beide eingespielt sind und er durch großes Laufpensum und Arbeitseifer Gerrards nicht mehr ganz so großen Aktionsradius gut zu kaschieren vermag. Ob und wie viel Spielzeit Arsenals Jack Wilshere bekommt, wird wohl stark von Gegner und Formation abhängen. Im Falle eines 4-3-3 wäre der Gunner wohl die erste Alternative im Mittelfeld. Der junge Ross Barkley wird sich indes mit der Zuschauerrolle begnügen müssen.
Auf eine gute Kadertiefe kann Hodgson dagegen am Flügel bauen. Mit Alex Oxlade-Chamberlain, Raheem Sterling, James Milner und Adam Lallana stehen vier nominelle Flügelspieler im Aufgebot. Einziges Problem – mit Lallana kommt lediglich einer im Verein über die linke Seite. Vor alle der trickreiche Sterling könnte jedoch gemeinsam mit Rooney zentral hinter einer Solospitze agieren. Oxlade-Chamberlain und Lallana wären Optionen für eine flinke Flügelzange. Milner steht gibt dem Quartett die nötige Routine, ist von diesen vier Spielern aber wohl am vielseitigsten einsetzbar.
Finde einen Platz für Wayne Rooney. Der Angreifer von Manchester United ist gesetzt. Allerdings ist seine Position als hängende Spitze nur bedingt in die von Teamchef Roy Hodgson angedachte Systemvarianten integrierbar. Davor dürfte Liverpool-Striker Daniel Sturridge den Vorzug vor ManUtd-Angreifer Danny Welbeck bekommen. Beide Spieler zeichnen sich durch hohen Aktionsradius, gute Technik und starken Abschluss aus – Sturridge zeigte zuletzt jedoch deutlich bessere Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Mit dem Neo-Liverpooler Ricky Lambert hat man zusätzlich noch einen Knipser in der Hinterhand, dessen internationale Erfahrung sich jedoch – freundlich gesagt – mehr als in Grenzen hält.
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