Kameruns Nationalteam im Schatten seines umstrittenen, ungeliebten Starspielers Eto’o
WM 2014 | Mannschaftsanalyse 7.Juni.2014 Stefan Karger 0
Der Star der Mannschaft ist ohne Frage Samuel Eto´o, der jedoch in Kamerun von den Fans nicht so heiß geliebt wird, wie man es annehmen möchte. Viele Fans werfen dem Stürmer vor, dass er auf Vereinsebene weit mehr Einsatz zeigt als im Nationalteam und seine Leistungen in der Auswahl waren tatsächlich des Öfteren mehr als bescheiden. Trainer Volker Finke erwartet von seiner Mannschaft jedenfalls eine hohe Laufbereitschaft und setzt dabei auf ein flexibles 4-3-3-System.
Im Tor dürfte der in Frankreich geborene Charles Itandje die Nummer Eins sein. Der 1,94m große Schlussmann war sechs Jahre lang Stammkeeper bei Lens, wechselte dann zum FC Liverpool, wo er jedoch nur in der Amateurmannschaft zum Zug kam. Nachdem er sich im Rahmen einer Gedenkfeier zum 20. Jahrestag der Hillsborough-Katastrophe danebenbenahm, wurde er vom Klub 14 Tage suspendiert und von den Fans in weiterer Folge angefeindet, sodass er den Verein verließ und später in Griechenland bei Atromitos Athen das Tor hütete. PAOK verpflichtete den Schlussmann und verlieh ihn an Konyaspor. Er stand in der heurigen Saison in 33 Meisterschaftsspielen im Tor und zeigte auch in den Qualifikationsspielen zur Weltmeisterschaft recht gute Leistungen. Nichtsdestotrotz ist er kein überragender Schlussmann und ist immer wieder für Fehler gut. An starken Tagen kann er zwar auch einige „Unhaltbare“ herausziehen, aber seine Leistungen schlagen in beide Richtungen aus.
Finke testete zudem auch Sammy N’Djock, der in dieser Saison leihweise bei Fethiyespor in der zweiten türkischen Liga spielte und einen Vertrag bei Antalyaspor hat. Loic Feudjou von Coton Sport ist der dritte Keeper der Afrikaner.
Im Abwehrzentrum werden voraussichtlich Nicolas Nkoulou und Aurélien Chedjou in der Startaufstellung stehen. Nkoulou wechselte nach drei Saisonen beim AS Monaco in der Saison 2011/12 zu Olympique Marseille, wo er seit drei Jahren Stammspieler ist. Besonders in den ersten beiden Saisonen zeigte er sehr gute Leistungen, in der heurigen Saison blieb er jedoch hinter den Erwartungen und produzierte den einen oder anderen Schnitzer. Wenn er sich in Form befindet überzeugt er jedoch mit seiner extrem starken physischen Präsenz, seinem tollen Antritt und seiner Schnelligkeit. Dadurch dass er früher im zentralen Mittelfeld spielte, verfügt er auch über eine gute Technik und ein tolles Passspiel. Da er nur 1,80m groß ist, sollte ein großgewachsener Innenverteidiger neben ihm spielen, der bei Flanken aushelfen kann, wobei Nkoulou mit seiner Sprungkraft einiges wettmacht. Sein Partner im Abwehrzentrum der Nationalmannschaft ist jedoch auch kein Riese, aber mit 1,84m immerhin um vier Zentimeter größer als der Marseille-Verteidiger.
Aurélien Chedjou spielt momentan bei Galatasaray und kam in der Meisterschaft in 21 Partien von Beginn an zum Einsatz. Wie Nkoulou spielte er früher auch im defensiven Mittelfeld und kann ein Spiel von hinten aufbauen. Der 28-Jährige kann als Spätstarter angesehen werden, denn er zündete erst so richtig in der Saison 2009/10, als er sich in Lille zum ersten Mal in einem Profiteam einen Stammplatz erkämpfte. Eine starke Alternative im Abwehrzentrum wäre Schalke-Spieler Joël Matip, den Volker Finke im Nationalteam jedoch eher im Mittelfeld sieht. Viele Fans denken aber, dass die Abwehr stabiler wäre, wenn er mit Nkoulou die Innenverteidigung bilden würde.
Auf der linken Abwehrseite hat momentan Benoît Assou-Ekotto die besten Karten auf Einsätze. Der langjährige Tottenham-Hotspur-Spieler (155 Einsätze, 4 Tore) verlor nach einer Knieverletzung seinen Stammplatz an der White Hart Lane und spielte in der abgelaufenen Saison bei den Queens Park Rangers, für die er 31 Meisterschaftsspiele absolvierte. Assou-Ekotto interpretiert die Rolle des Linksverteidigers offensiv, verfügt über eine gute Technik und ist recht schnell. Im taktischen Bereich zeigen sich manchmal Mängel, wenn er durch seine Offensivbemühungen Lücken hinterlässt und trotz seiner Geschwindigkeit im Umschaltspiel nach Ballverlusten nicht mehr schließen kann. Er ist ein interessanter Spieler, der sich auch abseits des Fußballs Gedanken um die Welt rund um ihn herum macht. Er betonte, dass er Fußballspielen nur als einen Job ansieht, der ihm hilft seine Familie zu unterstützen. Er benutzt in London regelmäßig öffentliche Transportmittel und schlendert vor Heimspielen schon einmal gemeinsam mit den Fans zum Stadion.
Eine interessante Alternative zu Assou-Ekotto wäre Lyon-Legionär Henri Bedimo, der sich momentan insgesamt in einer besseren Verfassung befindet. Bedimo ist noch offensiver als Assou-Ekotto und bei seinen Flankenläufen effektiver. Er ist enorm stark in Eins-gegen-Eins-Duellen und hat ein gutes Auge für seine Mitspieler, die von seinen zahlreichen Assists enorm profitieren. In der Liga bereitete der Abwehrspieler heuer gleich acht Tore vor.
Rechts in der Abwehr spielt Granada-Legionär Allan Nyom, der seit vier Saisonen leihweise bei seinem Klub tätig ist. Der Verteidiger unterschrieb 2009/10 ursprünglich bei Udinese, die den Kameruner jedoch gleich nach Spanien weiterverliehen. Nyom gilt als verlässlicher Verteidiger und absolvierte in den vier Saisonen immer mindestens 30 Meisterschaftsspiele. Er ist kein spektakulärer Spieler, macht aber seinen Job recht gut und arbeitet viel für seine Mannschaft.
Alternativ ist Sevilla-Spieler Stephane Mbia eine Option. Mbia spielt zwar lieber im Mittelfeld, aber dort scheint Coach Volker Finke mit anderen Spielern zu planen, obwohl er bei seinem Verein in dieser Saison absolut überzeugte.
Die defensiven Aufgaben im Mittelfeld übernimmt in erster Linie der FC-Barcelona-Spieler Alex Song, der bei seinem Verein in dieser Saison in zwölf Meisterschaftsspielen in der Startaufstellung stand und sieben Mal eingewechselt wurde. Der ehemalige Arsenal-Spieler bereitet in seiner letzten Spielzeit in der Premier League unglaubliche 13 Treffer vor, von denen in erster Linie Robin van Persie profitierte, der den Mittelfeldspieler auch in höchsten Tönen lobte. Beim FC Barcelona gab es im defensiven Mittelfeld mit Sergio Busquets aber einen Spieler, an dem es kein Vorbeikommen gab, sodass sich viele über die Absichten der Katalanen wunderten, als sie Song verpflichteten. Tito Vilanova setzte ihn in der Champions League dann als Innenverteidiger ein und gestand, dass sie ihn eher für diese Position nach Barcelona holten. Im Abwehrzentrum blieb er jedoch unter den Erwartungen, sodass er wieder im Mittelfeld eingesetzt wurde – allerdings nur sporadisch, weshalb der Kameruner mehrmals laut über einen Vereinswechsel nachdachte.
Der ehemalige Ajax-Spieler Eyong Enoh könnte neben Alex Song die Defensive verstärken. Der 28-Jährige ist ein äußerst robuster Spieler, dessen Stärken bei der Balleroberung zu Tage treten. Der ehemalige Ajax-Legionär spielte eine Saison lang leihweise beim FC Fulham und wechselte Anfang 2014 zu Antalyaspor. Ende März verletzte er sich und fiel rund zwei Monate lang aus. Eine weitere Option im zentralen Mittelfeld ist Joël Matip, der bei Schalke seinen Platz jedoch in der Innenverteidigung gefunden hat. Finke meint, dass der zweikampf- und kopfballstarke Spieler seiner Mannschaft eher im Mittelfeld helfen kann, auch weil er im Spiel nach vorne auf dieser Position mehr Risiko nehmen darf.
Eine weitere Alternative ist Bordeaux-Spieler Landry N’Guémo, der momentan eher Außenseiterchancen auf einen Stammplatz hat. Der 28-Jährige spielte lange Zeit bei Nancy und absolvierte 2009/10 eine Saison bei Celtic, wo er auf 30 Einsätze kam. Seit 2011/12 spielt er bei Bordeaux, wo er bislang in 67 Meisterschaftsspielen eingesetzt wurde. Bessere Chancen auf einen Einsatz hat Stade-Rennes-Legionär Jean Makoun, dessen Leistungen in der abgelaufenen Saison jedoch eher mittmäßig waren, weshalb viele Fans nicht verstehen, weshalb Stephane Mbia keinen Platz im Mittelfeld hat. In der Nationalmannschaft zeigte Makoun jedoch zumeist ansprechende Leistungen.
Auf den Flügeln besitzt Volker Finke mehrere Alternativen. Eric Maxim Choupo-Moting erzielte in der abgelaufenen Saison für den 1. FSV Mainz 05 zehn Tore in der deutschen Bundesliga und zeigte nach seiner Verletzung in der vergangenen Saison starke Leistungen. Aufgrund seiner Leistungssteigerung in den letzten Monaten könnte er einen Platz in der Startelf haben, wobei Finke weiß, dass der 25-Jährige auch als Joker der Partie neue Impulse geben kann.
Fenerbahce-Legionär Pierre Webó verletzte sich zwar im Freundschaftsspiel gegen Mazedonien an der Schulter, allerdings sollte er ohne größere Probleme rechtzeitig wieder fit werden. Für seinen Klub erzielte er in der abgelaufenen Saison in 26 Spielen 9 Tore, wobei er ganze 13-mal erst als Joker ins Spiel kam. Eine interessante Option ist Vincent Aboubakar, der eine starke Saison beim FC Lorient spielte. Der schnelle Flügelstürmer erzielte in der vergangenen Saison in 35 Meisterschaftsspielen 16 Tore und traf auch als einziger Kameruner bei der 5:1-Niederlage im Testspiel gegen Portugal. Benjamin Moukandjo (AS Nancy) hat nur Außenseiterchancen auf einen Platz.
Samuel Eto´o ist der bekannteste Akteur in Kameruns Kader, stößt aber in seiner Heimat auf wenig Gegenliebe, da seine Leistungen in der Nationalmannschaft meist dürftig waren und ihm eine mangelnde Einstellung vorgeworfen wird. Der Stürmer sorgt zudem immer wieder mit merkwürdigen bis paranoiden Aussagen für Gesprächsstoff – unlängst erst äußerte er die Vermutung, dass man ihn vergiften wolle, weshalb er auf Nahrungsaufnahmen zusammen mit seinen Mannschaftskollegen verzichtete. Coach Volker Finke scheute sich jedoch nicht den Star zurechtzuweisen und Klartext zu sprechen. Der Kameruner erzielte in der abgelaufenen Saison neun Treffer, wobei seine drei Tore beim 3:1-Sieg gegen Manchester United am stärksten in Erinnerung bleiben. Finke setzte Eto´o in der Vergangenheit auch ab und zu als Flügelstürmer ein, wird ihn in Brasilien jedoch vermutlich ins Sturmzentrum stellen. Alternativ wäre es auch möglich, dass Choupo-Moting oder Pierre Webó den Platz als Mittelstürmer einnehmen.
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Stefan Karger
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