Konkurrenz belebt das Geschäft: Die ausgeglichene Mannschaft Japans
WM 2014 | Mannschaftsanalyse 10.Juni.2014 Tobias Robl 1
Der italienische Trainer Alberto Zaccheroni lässt meistens mit einem 4-2-3-1 spielen, das gut zu den japanischen Spielercharakteren passt. Man agiert mit einem strukturierten Aufbauspiel, viel Kurzpassspiel und fluiden Bewegungen in der Offensive. Der hohe Fokus auf die Halb- und zentralen Räume kommt den eher kleinen, wendigen und technisch gut ausgebildeten Spielern sehr entgegen.
Im Tor ist Eiji Kawashima die klare Nummer eins. Der Tormann von Standard Lüttich gilt dabei als durchaus solide, wenn es darum geht, die Torlinie zu bewachen. Immer wieder zeigt er spektakuläre Paraden, die oftmals nach mehr aussehen, als eigentlich notwendig wäre. Grund hierfür ist die wenig saubere Tormanntechnik, die auch immer wieder dazu führt, dass der 31-Jährige den einen oder anderen leichteren Ball nicht festhalten kann. Seine beiden Konkurrenten Nishikawa und Gonda spielen jeweils in der japanischen J-League.
In der Innenverteidigung dürften vermutlich Yasuyuki Konno und Maya Yoshida zum Einsatz kommen. Beide sind viel in das Aufbauspiel ihrer Mannschaft eingebunden und agieren sehr aktiv und raumgreifend. Dabei kommen beide eher weniger über ein langes Passspiel als über weites Aufrücken mit Ball am Fuß. Vor allem der gelernte Sechser Konno schiebt immer weit ins Mittelfeld und dient dort im weiteren Angriffsverlauf oft als direkte Absicherung und sichere Rückpassoption.
Defensiv sind beide Innenverteidiger sehr zweikampfstark, wobei Konno schwächen im Kopfballspiel aufweist. Die Ersatzleute für diese Position sind mit Masahiko Inoha (Jubilo Iwata) und Masato Morishige (FC Tokyo) zwei eher kleine Innenverteidiger, die zwar durchaus flexibel einsetzbar, aber nur um die 180cm groß sind.
Mit Uchida und Nagatomo agieren zwei Prototypen linearer Außenverteidiger auf den Flügeln. Beide agieren breit und kommen immer wieder weit mit nach vorne.
Dabei unterscheiden sich ihre Verhaltensweisen aber etwas. Während Nagatomo den jeweiligen Flügelspieler viel hinterläuft, diesem so Raum verschafft und generell für Tiefe und Durchschlagskraft in letzter Linie sorgt, was sich in einer hohen Anzahl an Flanken von der Grundlinie äußert, dient Uchida eher als Verlagerungsoption im weiteren Angriffsverlauf, wenn der Flügel vom einrückenden Flügelspieler geöffnet wird.
Die Ersatzleute sind Stammspieler aus der deutschen Bundesliga: Der 23-jährige Gotoku Sakai spielt seit 2 ½ Jahren beim VfB Stuttgart, der ein Jahr ältere Hiroki Sakai kickt bei Hannover 96.
In den letzten Testspielen hat sich gezeigt, dass auf der Doppelsechs aller Wahrscheinlichkeit nach Yasuhito Endo und Hotaru Yamaguchi zum Einsatz kommen werden.
Yamaguchi verkörpert eher den defensiven Part einer Doppelsechs und könnte zur Not auch alleine vor der Abwehr spielen. Er ist passstark und agiert gerne aus den Räumen hinter den hohen Außenverteidigern.
Dahingegen ist Kapitän Endo eher offensiv veranlagt, schiebt viel mit nach vorne und unterstützt die Angriffsbemühungen seines Teams in der Endphase der Angriffe. Dabei agiert er auch ausweichend und lässt sich auf die Flügel treiben, um die Mitte nicht zu sehr zu verdichten.
Auf der Zehn spielt mit Keisuke Honda ein Akteur, dessen Spielerprofil sich gut mit dem der einrückenden Flügelspieler ergänzt. Der etwas linearer veranlagte Mann vom AC Mailand dient viel als Verbindungsspieler in und aus den Halbräumen, agiert in manchen Aufbauszenen aber auch raumöffnend und lässt sich im Zwischenlinienraum anspielen. Seine taktischen Stärken liegen in der Positionsfindung und einem guten Gefühl für raumöffnende Bewegungen, mit denen er immer wieder Räume für die zur Mitte kommenden Flügelspieler vor der gegnerischen Abwehrkette öffnet.
Mögliche Ersatzleute sind Toshihiro Aoyama von Sanfreece Hiroshima und der routinierte Makoto Hasebe, der ab der neuen Saison bei Eintracht Frankfurt spielen wird und bereits seit 2008 in Deutschland unter Vertrag steht (Wolfsburg, Nürnberg).
Auf rechts ist Shinji Okazaki der Mann für die Startaufstellung. Der agile und wendige Mainzer agiert dabei relativ flexibel und situationsorientiert. Wenn notwendig gibt er dem Spiel auf dem Flügel Breite, schiebt aber auch viel nach vorne in die letzte Reihe, um dort Verteidiger zu binden. So schafft er immer wieder Raum für aufrückende Bewegungen von Uchida oder die leicht ausweichenden Bewegungen von Honda.
Am linken Flügel kommen mit Shinji Kagawa und Hiroshi Kiyotake vom Spielerprofil eher zentralere Mittelfeldakteure zum Einsatz. Beide sind, ähnlich wie Okazaki, klein, wendig und technisch stark, finden sich aber besser im Engenspiel zurecht. Dementsprechend interpretieren sie ihre Position auch weit zur Mitte gezogen und spielmachend.
Der Mann von Manchester United ist hier gesetzt, Kiyotake vom 1.FC Nürnberg wird sich hinten anstellen müssen und kann sich eventuell noch Hoffnungen machen, als offensiver Part auf der Doppelsechs spielen zu dürfen.
Außenseiterchancen auf Einsätze hat der 165cm kleine Manabu Saito von den Yokohama F-Marinos, der als Einfädler gilt.
Passend zu den Mustern des Mittelfeldes bietet sich im Sturm ein eher ausweichend agierender Stürmertypus an, der seine Stärken im Kombinationsspiel hat. Obwohl Yoichiro Kakitani und Yuya Osaka vom 1.FC Köln (wechselte gerade erst von den Münchner Löwen nach Köln) erst einige Einsätze im Nationaldress vorweisen können, wird wohl einer der beiden den Platz im Sturm bekleiden.
Dabei hat Kakitani, der in der heimischen Liga bei Cerezo Osaka spielt, vermutlich die Nase vorne, geht man nach den Startaufstellungen der letzten Spiele. Der 24-Jährige kommt in der Liga meistens vom linken Flügel und erzielte in der abgelaufenen Saison 2013 gleich 21 Saisontore für das Team aus Osaka.
Aber auch Yoshito Okubo von Kawasaki Frontale darf man nicht vergessen. Der routinierte 32-Jährige heizt den heißen Konkurrenzkampf im recht ausgeglichenen japanischen Sturm noch weiter an.
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Tobias Robl
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