Kamerun, Ghana, die Elfenbeinküste, Nigeria und Algerien schickten sich bei der WM in Brasilien an, nach den Sternen zu greifen. Nicht nur, um ihr... Afrika: Ein (Fußball)-Kontinent steht sich selbst im Weg (1) – Kamerun

Kamerun - FlaggeKamerun, Ghana, die Elfenbeinküste, Nigeria und Algerien schickten sich bei der WM in Brasilien an, nach den Sternen zu greifen. Nicht nur, um ihr Land, nein gewissermaßen um einen gesamten Kontinent in Ekstase zu versetzen. Gewissermaßen fühlt man sich jedoch an die Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erinnert. Vor jeder WM wird afrikanischen Teams das Potenzial zugesprochen, den ganz großen Coup zu landen, stattdessen folgt beinahe wie das Amen im Gebet die unsanfte Landung am Boden der Realität.

Dabei ist die Qualität Heroisches zu leisten weder den „Elefanten“ rund um Didier Drogba und das Brüderpaar Touré, noch den nigerianischen „Super Eagles“ oder den „Black Stars“ aus Ghana abzusprechen. Vor allem letztere werden nur allzu oft als das beste afrikanische Team betitelt. Die Gründe für das verhältnismäßig frühe Scheitern der Nationalauswahlen aus Afrika sind vielschichtig und nicht selten tragen auch Umstände, die außerhalb des Platzes zu finden sind, ihren Teil dazu bei.

Kamerun: Von schlechter Außendarstellung, Skandalen und inferioren Darbietungen

So standen die diesjährigen WM-Auftritte Kameruns von Beginn an unter keinem guten Stern. Unmittelbar vor dem Turnierauftakt weigerten sich Stürmerstar Eto‘o und Kollegen die Reise nach Brasilien anzutreten, stiegen kurzerhand nicht in die abflugbereite Chartermaschine. Manch einer mag natürlich verleitet sein, zu argumentieren, dass Chaos und Verstimmtheit der Spieler ob der zu erhaltenden Prämien bei den „unzähmbaren Löwen“ wahrlich keine Sensation darstellen. Derart entzweit hat dies die Nation allerdings noch nie. Insbesondere der Eklat rund um die zurückgewiesene Übergabe der Nationalflagge durch Ministerpräsident Philemon Yang an Kapitän Eto’o, der sich später in einem offenen Brief an seine Landsleute wendete, sorgte für Unmut. Die Tatsache, dass das kolportierte Monatsgehalt von 104.000 Dollar von den Spielern als unangemessen angesehen wurde, vermochte nicht gerade dazu beizutragen, die Beliebtheitswerte der Kicker bei der Bevölkerung in der Heimat in die Höhe schnellen zu lassen. Dies erscheint bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von rund € 150 auch nicht weiter verwunderlich.

Volker Finke, Kameruns Coach, zeigte sich hinsichtlich dieser Causa gewohnt diplomatisch. Seine Erleichterung, nach Beilegung des Prämienstreits, dürfte dennoch spürbar gewesen sein. Finke hatte seit seinem Amtsantritt ohnehin keinen leichten Stand, vor allem zu Beginn blies ihm rauer Gegenwind entgegen. Vor allem da die streitbare Lichtgestalt Eto’o immer wieder Anspruch auf ein Vetorecht hinsichtlich der Aufstellung erhob. Roger Milla, bis vor kurzem noch der älteste jemals bei einer WM eingesetzte Akteur und lebende Legende Kameruns, gilt ebenso nicht als ausgesprochener Befürworter Finkes.

Inferiore Auftritte offenbaren tiefe Risse im Teamgefüge

Ob des mehr als nur blamablen Auftretens seiner Elf gilt es wohl stark zu bezweifeln, dass der ehemalige Freiburger Erfolgscoach nun noch fest im Sattel sitzt.

Im Auftaktmatch gegen Mexiko konnte der Körpersprache seiner Equipe nicht entnommen werden, dass diesem Duell schon vorentscheidende Bedeutung um den Aufstieg ins Achtelfinale zukam. Spielwitz und Kreativität blieben völlig auf der Strecke, die Spielanlage der einst „unzähmbaren Löwen“ erweckte einen inspirationslosen und trägen Eindruck. Finkes taktische Umstellungen zeigten ebenfalls nicht die gewünschte Wirkung, so dass es selbst nach dem 0:1-Rückstand nie wirklich glückte, Mexikos Keeper Ochoa ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Im zweiten Gruppenspiel offenbarte sich die ganze Tragweite der Probleme Kameruns. Zu einer völlig inferioren spielerischen Leistung gesellten sich Undiszipliniertheiten en masse. Eine hatte eine völlig berechtigte rote Karte gegen Barca-Akteur Song zur Folge. In der Schlussphase, die Messe war längst gelesen, sorgte Assou-Ekotto für ein absolutes Kuriosum: Dem QPR-Spieler brannten die Sicherungen völlig durch, der aufgestaute Frust entlud sich und Teamkollege Moukandjo musste einen Kopfstoß einstecken. Eindeutiger Beleg dafür, wie schlecht es um die Chemie innerhalb des Teams bestellt ist.

Das abschließende Gruppenspiel verkam zum Schaulaufen von Gastgeber Brasilien, der Kamerun, ohne dabei zu glänzen, mit 4:1 aus dem Stadion fegte. 3 Spiele, 0 Punkte, 1:9-Tore – diese Bilanz spiegelt die chaotischen Verhältnisse im und rund um das Team Kameruns wider.

Das Brüllen der „unzähmbaren Löwen“ ist zu einem Schnurren verkommen und versetzt schon längst niemanden mehr in Angst und Schrecken.

David Kühhas, abseits.at

David Kühhas

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