Die Hoffnung auf eine andere kroatische Elf als in Quali und Testspielen
WM 2014 | Taktikanalyse 6.Juni.2014 Rene Maric 0
Wegen des Trainerwechsels ist Kroatien in gewisser Weise die große Unbekannte. In der Qualifikation wirkte vieles improvisiert, ein wirkliches Konzept war nicht zu erkennen. Ein etwas unpassender Flügelfokus sowie Verbesserung in allen Bereichen waren unter Kovac zu erkennen, doch der ehemalige RB-Juniors-Trainer dürfte sich im Vorfeld der Weltmeisterschaft etwas Neues überlegt haben; darauf lassen zumindest die Testspiele und seine Aussagen schließen.
In den bisherigen Partien spielten die Kroaten unter Kovac mit einem großen Flügelfokus; gegen Island gab es in den beiden Playoff-Partien insgesamt 64 Flanken. Die Effektivität einer solchen Spielweise ist gering, allerdings kann sich bis zur Weltmeisterschaft einiges ändern. Wenn die Kroaten ihr enormes Potenzial im zentralen Mittelfeld ordentlich einbinden, könnten sie sich sogar zu einer der spielstärksten Mannschaften entwickeln.
Gegen den Ball dürften sie sich vermutlich in einem 4-4-2 formieren. Geht man von einem wahrscheinlichen 4-2-3-1 als Grundformation aus, dürfte sich der Zehner Mateo Kovacic (oder alternativ Ivan Rakitic) als zweiter Stürmer neben dem Mittelstürmer positionieren. Mandzukic ist zwar im Eröffnungsspiel gesperrt, doch mit Olic steht ein pressingstarker Ersatz bereit, falls man die Brasilianer schon früh unter Druck setzen möchte.
Durch ihre körperlich starken und spielintelligenten Innenverteidiger dürften sie in der Spielfeldmitte gut stehen. Unterstützt werden sie hierbei natürlich auch durch die drei sehr intelligenten Mittelfeldspieler im Zentrum vor sich. Ob Modric, Rakitic oder Kovacic: Alle drei sind trotz ihrer Fähigkeiten in der Offensive auch defensiv gut bis sehr gut. Probleme dürfte es am ehesten auf den Flügeln geben. Hier sind die Kroaten nur mäßig besetzt und anfällig in 1-gegen-1-Situationen aber auch im kollektiven Verschieben.
Vom reinen Spielermaterial sind die Kroaten sehr variabel, doch es bestehen Zweifel, dass die enormen Fähigkeiten des Kaders und speziell der zentralen Mittelfeldspieler wirklich dafür genutzt werden. Allenfalls scheinen eine Umstellung auf ein System mit zwei Stürmern, einige personelle Umstellungen und eine damit veränderte Rollenverteilung sowie ein 4-1-4-1 möglich. Dadurch könnte man allerdings einige Gegner ärgern, wenn diese Umstellungen genutzt und – noch wichtiger – richtig eingesetzt werden.
Nach dem Rauswurf/Rücktritt Stimacs gab es eine kleine Euphorie um den früheren Kapitän und Publikumsliebling Niko Kovac als neuen Trainer, doch diese hat sich etwas gelegt. Die Verletzungen von z.B. Ivo Ilicevic oder auch Milan Badelj schränken die Vorfreude ebenso ein wie die mittelmäßigen Ergebnisse in den Testspielen. Dennoch ist die Stimmung alles in allem eher positiv. Kovac und die erfolgreichen Spanienlegionäre Rakitic und Modric sorgen fast in Alleingang dafür.
Wunderdinge wie 1998, wo man Dritter wurde, kann man den Kroaten dieses Mal nicht zutrauen, obwohl das Mittelfeld ähnlich hochwertig besetzt ist. Allerdings leidet man taktisch und spielerisch noch unter der Ära Stimac, desweiteren fallen wichtige Ersatzspieler durch Verletzungen aus und generell gibt es einige Probleme. Das Achtelfinale ist dennoch drin.
Mögliche Aufstellungen
Vermutlich wird Kroatien in einem 4-2-3-1 spielen, in dem sich die Flügelstürmer sehr tororientiert verhalten und für die nötige Durchschlagskraft sorgen. Der Zehner – ob Kovacic oder Rakitic – kümmert sich dann um Dribblings und tödliche Pässe, dient als Verbindungsspieler und als zusätzlicher Mittelfeldspieler, der den Spielaufbau unterstützt. Gegen Brasilien ist Mandzukic gesperrt, hier könnte es auf ein 4-2-3-1/4-2-1-3 mit Rebic, Perisic und Olic auf den Offensivpositionen hinauslaufen. Eduardo da Silva hat Außenseiterchancen. Ansonsten ist Mandzukic gesetzt und Olic dürfte mit Perisic die Flügelzange bilden. Wer den Innenverteidiger gibt, ist noch unklar, Schildenfeld und Corluka streiten sich hier um den Platz, ebenso wie Vida und Pranjic auf links.
Eine Alternative für dieses System wäre das 4-1-4-1. Hier würde man Kovacic zurückziehen und vielleicht sogar auf die Sechs stellen, so wie es gegen Serbien in der ersten Partie in der Qualifikation praktiziert wurde. In dieser Formation spielt der Zehner tiefer, sichert die Flügelstürmer ab und sorgt für mehr zentrale Kompaktheit. Außerdem sind Positionswechsel der zentralen Mittelfeldspieler deutlich einfacher möglich.
Theoretisch könnte sich Niko Kovac speziell für das Spiel gegen Brasilien auch für mehr Stabilität entscheiden. Ein 4-3-1-2 mit vier Mittelfeldspielern und Perisic als Option für ganz vorne neben Mandzukic oder Olic (in der ersten Partie) wäre eine Möglichkeit. Mocinic oder Vukojevic könnten dann ins Mittelfeldzentrum rücken.
Vrsaljko, Brozovic, die zwei Torhüter und Jelavic haben nur sehr geringe Einsatzchancen. Sammir könnte als dribbelstarke Option noch eine Rolle von der Bank aus spielen, ist aber von Beginn an zu instabil und inkonstant.
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Rene Maric
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