Dem Pressing Ghanas liegt eine 4-4-2-Grundformation zugrunde, die größtenteils als tiefes Mittelfeldpressing interpretiert wird. Dafür rückt immer wieder der Zehner (oder eben der zweite... Die instabilen Ghanaer, oder wieso man mit dem selbstauferlegten Druck nicht zurecht kommen wird…

Ghana - FlaggeDem Pressing Ghanas liegt eine 4-4-2-Grundformation zugrunde, die größtenteils als tiefes Mittelfeldpressing interpretiert wird. Dafür rückt immer wieder der Zehner (oder eben der zweite Stürmer) nach vorne und erzeugt 4-4-2-Stellungen, die den Fokus auf ein geschlossenes Zentrum legen und den Gegner auf die Außenpositionen lenken. Dabei wird der Pass auf den Flügel nur passiv provoziert, aktives Anlaufen gibt es eher wenig.

Wird der Ball anschließend vom Gegner zum Flügel gespielt, rückt der ballnahe, ghanaische Flügelspieler auf und der nahe Stürmer lässt sich fallen, um Spielverlagerungen über den Sechserraum zu blockieren. Dadurch entsteht eine Pressingfalle im Halbraum hinter dem Stürmer und vor den Sechsern, die diesen Raum zunächst offen lassen und mit dem Zuspiel an ihren Gegenspieler heranrücken.

Neben dieser eher passiveren Pressingvariante spielt die Mannschaft auch immer mal wieder phasenweise ein deutlich aggressiveres Pressing mit hohem Anlaufen der Innenverteidiger und vielen klaren Zuordnungen in der Spielfeldmitte. Tiefe aufbauende Spieler des Gegners werden dabei von den ghanaischen Sechsern angelaufen und verfolgt.

Pressing-6

Bezüglich der defensiven Stabilität offenbart Ghana immer wieder Schwächen. Vor allem, wenn das Pressing überspielt ist und man passiv zurückweicht, werden die Schwächen der Innenverteidigung sichtbar, der eben einfach die individuelle Klasse abgeht. Auch der Rest der Viererkette hat defensiv individuell die einen oder anderen Probleme. Dabei sind die taktischen Abläufe eigentlich in Ordnung und die Verschiebebewegungen sauber, trotzdem dürfte die Defensive nicht immer ganz den Anforderungen bei dieser WM genügen, es sei denn, der eine oder andere Spieler verkauft sich deutlich über Wert.

Stabilität-3

Die Tatsache, dass Ghana in einem 4-4-2-System mit zwei eher klaren Stürmern agiert, sagt schon fast alles darüber, wie flexibel die Mannschaft ist: nämlich wenig. Das liegt hauptsächlich daran, dass das 4-4-2 gerade bei Ghana einige formative Schwächen hat. Eine dieser Schwächen wäre z.B. die Problematik um die geschickte Besetzung des Zehnerraums, wofür sowieso schon kreative Lösungen gefragt sind. Auf Rückstände könnte Ghana demnach vermutlich nicht wahnsinnig gut reagieren, kleine Anpassungen in den gruppentaktischen Bewegungen sind aber durchaus möglich und werden auch immer wieder durchgeführt, um die Spieldynamik zu ändern oder kleinere Probleme abzustellen.

Flexibilität-4

Eigentlich müsste die Stimmung im Team der Ghanaer relativ gut sein. Im letzten Testspiel vor der WM gegen Südkorea gelang endlich der Befreiungsschlag und die Torflaute konnte beim 4:0-Sieg beendet werden. Inwieweit die übersteigerten Erwartungen die Stimmung während des Turniers dann allerdings dämpfen und Druck auf die Mannschaft ausüben, bleibt abzuwarten. Bei einer Auftaktniederlage gegen die USA stünde die Mannschaft schon gehörig unter Zugzwang.

Stimmung-4

Geht es nach Verbandspräsident Nyantakyi wäre alles andere als der Einzug ins Halbfinale eine Enttäuschung und der Gewinn des Turniers wäre zumindest wünschenswert. Dabei sind diese Erwartungen im Normalfall deutlich zu hoch gegriffen. Für Ghana wird es in erster Linie darum gehen, das erste Spiel gegen die USA zu gewinnen und anschließend irgendwie gegen Portugal oder Deutschland zu punkten. Dabei ist die Form des Teams kritisch: Man spielt zwar nie wirklich schlecht und steht defensiv auch relativ stabil, aber mit dem Tore schießen will es eben nicht klappen. Können die Probleme beim Spiel ins letzte Drittel und um die Durchschlagskraft in letzter Reihe nicht behoben werden, kann der Traum von einer erfolgreichen WM relativ schnell ausgeträumt sein.

Gesamtwertung_Ghana

Mögliche Aufstellung

Ghana WM 2014

Tobias Robl

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