Die interessante Taktik der Schweiz: Selbstbewusst, ausbalanciert und dennoch etwas wackelig
WM 2014 | Taktikanalyse 2.Juni.2014 Alexander Semeliker 0
Mit dem sogenannten „Riegel“ als Vorgänger des Catenaccio revolutionierte die Schweiz unter Karl Rappan einst die Fußballwelt. Von einem derart destruktiven Spielstil sind die Eidgenossen unter Ottmar Hitzfeld allerdings weit entfernt. Der Spielstil stellt zwar nicht jeden zufrieden, ist aber balanciert angelegt und durchaus durchdacht.
Das Pressing versuchen die Schweizer im Allgemeinen hoch anzusetzen. Einer der beiden Sechser geht nach vorne und der Zehner pendelt zwischen Zehnerraum und Sturmlinie. Allerdings fehlt im Kader ein echter Pressingsstürmer, vor allem Drmic und Mehmedi zeigen unsaubere Bewegungen. Ein weiteres Merkmal ist, dass die Schweizer, ähnlich wie Red Bull Salzburg, eine hohe horizontale Kompaktheit anstreben. Der ballferne Flügelspieler rückt weit ein und die Außenverteidiger drängen schon früh in die defensiven Halbräume. Die Stützen des Umschaltspiels sind vor allem Inler, der die Bälle verteilen soll, und Shaqiri, der diese verarbeitet. Mit Drmic hat man nun auch einen idealen Zielspieler für direkte lange Bälle.
Die anvisierte hohe horizontale Kompaktheit und die aufrückenden Außenverteidiger haben aber auch ihre Nachteile. Sind die Abläufe nicht perfekt aufeinander abgestimmt lässt sich der gesamte Defensivblock mit einer simplen Verlagerung ausspielen. Genau das passiert den Schweizern aber hin und wieder. Ansonsten ist das Zentrum gut geschlossen, was insbesondere wegen der anfälligen Innenverteidigung wichtig ist. Sowohl von Bergen als auch Djourou sind nämlich gemessen am erforderlichen Niveau mögliche Bruchstellen.
In der Qualifikation setzte Hitzfeld weitestgehend auf eine beständige Besetzung. Der Kader lässt auch keine weitreichenden Änderungen zu. Einzig mit Drmic und Mehmedi hat man nun Angreifer dabei, die auch als zielgerichtete Flügelstürmer agieren können. Ansonsten liegt die Flexibilität mehr in der Polyvalenz der einzelnen Akteure. Die drei zentralen Spieler können untereinander problemlos rochieren und Grauzonen bespielen. Die Flügelspieler können situativ einrücken und den Zehnerraum bespielen, aber auch breit bleiben und mit ihrer Dynamik auf der Seite durchbrechen. Einzig ganz vorne fehlt den Schweizern trotz vier nomineller Stürmer ein klassischer Neuner.
Die Schweizer reisen mit viel Selbstvertrauen nach Brasilien, denn die meisten Akteure kommen mit Rückenwind aus der abgelaufenen Saison – vor allem im Offensivbereich. Drmic und Mehmedi zeigten eine tolle Entwicklung in der Rückrunde, Shaqiri konnte mit den Bayern das Double gewinnen. Xhaka fiel am Ende der Saison zwar ab, sein zweites Jahr am Niederrhein war aber positiver als das erste. Einige Spieler konnten zudem den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen, sich das erste Mal so richtig in Szene setzen oder einen verheißungsvollen Transfer abschließen. Mit den Testspielen gegen Jamaika und Peru könnte weiteres Selbstvertrauen dazukommen. Einzig bei der Turnieraffinität muss die Schweiz Abstriche machen.
Unterm Strich stehen die Vorzeichen für die Schweiz also günstig um das ausgegebene Ziel, ins Achtelfinale zu kommen, zu erreichen. In der Gruppe scheint kein Konkurrent außer Reichweite und das eigene Team ist gespickt mit Spielern, die in international anerkannten Ligen akzeptiert sind und teilweise zu den Besten ihres Fachs zählen. Die Ausrichtung ist balanciert, wird aber nicht immer ideal umgesetzt. Als größtes Minus ist neben der fehlenden internationalen Erfahrung – vor allem bei den Offensivkräften – anzuführen, dass einige Stammspieler ihre Qualität noch nicht langfristig nachweisen konnten.
Mögliche Aufstellungen
Ottmar Hitzfeld wird sein Team in einer 4-2-3-1-Grundordnung auf den Rasen schicken. Die Aufgabenverteilung auf der Doppelsechs kann situativ wechseln und die Flügel agieren variabel. Als Solostürmer ist mit Shootingstar Drmic zu rechnen.
Eine Alternative zu diesem eingespielten System könnte ein 4-4-2 sein, wobei am ehesten Mehmedi statt Xhaka in die Startelf rutschen würde. Die Rolle als „schwimmender Neuneinhalber“ kennt er bereits von Freiburg.
Zum Abschluss sehen wir uns an, wie eine hypothetische B-Auswahl aussehen würde. Die Rollenverteilung wäre mit Fernandes als Sechser und Dzemaili klarer abgegrenzt und auch die Flügel würden positionstreuer spielen.
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Alexander Semeliker
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