Ein neuer Titelanwärter? Frankreich nach zwei Siegen so gut wie im Achtelfinale
WM 2014 | Taktikanalyse 21.Juni.2014 Alexander Semeliker 0
Während Spanien und England bereits nach zwei Spielen das Ticket für die Heimreise buchen können, steht Frankreich bei der Weltmeisterschaft in Brasilien in der Ko-Phase. Der Einzug in die Runde der letzten 16 gelang dem Team von Didier Deschamps in beeindruckender Art und Weise.
Kurz vor dem Start der WM-Endrunde musste die Equipe Tricolore noch eine Hiobsbotschaft hinnehmen, denn mit Franck Ribery brach die größte Stütze aufgrund einer Verletzung weg und wurde erst gar nicht in den endgültigen Kader einberufen. In Abwesenheit des Bayern-Stars stellten die Franzosen ihre Ausrichtung etwas um.
Kaum Probleme gegen Honduras
Das Auftaktspiel gegen Honduras dominierte Frankreich in jeder Hinsicht, hatten neben 71% Ballbesitz eine 91-prozentige Passerfolgsquote. Dennoch taten sich Les Bleus zunächst schwer, klare Torchancen herauszuspielen. Im letzten Drittel wirkten sie gegen die kompakten Zentralamerikaner hektisch und gingen erst kurz vor der Pause per Foulelfmeter in Führung. Die zweite Halbzeit bestritten sie in Überzahl und konnten letztlich noch zwei weitere Tore nachlegen.
Den nominellen Platz von Ribery in der Startelf nahm Antoine Griezmann ein. Der 23-Jährige agierte aber weniger als klassischer oder diagonaler Flügelspieler, sondern durchaus flexibel. Er stieß zuweilen auch in die Spitze vor und war dadurch eher ein hängender Stürmer. Unterm Strich hinterließ Griezmann mit drei Schüssen und zwei Schussvorlagen einen durchaus guten Eindruck, war aber nur ein Teil der neuen Offensivmechanismen.
Benzema und Valbuena als Fixpunkte im Angriff
Interessanter waren nämlich die Abläufe im Zentrum der 4-3-3-Grundformation. Yohan Cabaye war als Sechser für die Struktur im Aufbau zuständig, während die beiden Achter, Paul Pogba und Blaise Matuidi, ihre Rolle sehr frei interpretierten und bespielten auch oft die Seiten. Während Matuidi links offensiver agierte und phasenweise das Einrücken von Griezmann kompensierte, war es auf der gegenüberliegenden Seite in erster Linie Rechtsverteidiger Mathieu Debuchy, der die Breite gab. Sein nomineller Vordermann Mathieu Valbuena bespielte nämlich mehrere Zonen, unter anderem auch verstärkt den Zehnerraum, sodass phasenweise eine linksschiefe Rautenformation entstand.
Der OM-Angreifer ist eigentlich jemand, der mit seiner Dynamik in geöffnete Räume Richtung Tor zieht, übernahm aber einige Aufgabe von Ribery. Auch die Rolle von Karim Benzema wurde angepasst. Der Real-Stürmer agiert normalerweise stark horizontal und öffnet Räume für die nachstoßenden Flügelspieler, gegen Honduras beschränkte er sich in dieser Hinsicht aber lediglich auf seltene Überladungen im linken Halbraum. Dafür legte er eine ungewohnte Durchschlagskraft an den Tag und war an sechs Toren entscheidend beteiligt.
Punktuelle Anpassungen gegen die Schweiz
Gegen die Schweiz stellte Deschamps sein Team punktuell um. Anstelle von Griezmann rückte Benzema auf den linken Flügel und Oliver Giroud übernahm die Mittelstürmerposition. Im Mittelfeld begann Moussa Sissoko anstelle von Pogba. Nicht aufgrund der Tatsache, dass die beiden Neuen getroffen haben, waren diese Anpassungen interessant. Die Schweizer hatten in ihrem Spiel nämlich erneut einen starken Fokus auf den rechten Außenverteidiger, der sehr hoch spielte.
Dies eröffnete den Franzosen Freiräume im Umschaltspiel. Mit Benzema hatten sie dort einen tororientierten Spieler, der in diese Räume geschickt wurde. So holte der 26-Jährige auf diese Art und Weise einen Elfmeter heraus, den er dann aber selbst verschoss. Zudem fiel auch das zwischenzeitliche 3:0 nach einer Hereingabe von links infolge eines Konters. Unter Umständen könnte man an dieser Stelle auch das 2:0 anführen, wobei dieses in erster Linie auf den individuellen Abspielfehler eines Schweizer Sechsers im zurückzuführen ist.
Hohes Pressing der Achter
Was die Franzosen sowohl gegen die Schweiz als auch gegen Honduras äußerst dominant wirken ließ, war ihr Pressing. Die drei Stürmer formierten sich sehr eng, zudem rückten die beiden Achter immer wieder energisch auf und kappten die Verbindungen ins Zentrum. Honduras war mit diesen Gegebenheiten aufgrund ihrer individuellen Nachteile naturgemäß überfordert und griff daher zu langen Bällen. Auch die Konterversuche wurden früh abgewürgt, sodass die Honduraner nur zu Verlegenheitsabschlüssen kamen.
Die Schweizer traf dies ebenfalls empfindlich. Zwar fokussierten sich diese, wie erwähnt, verstärkt auf die Außenverteidiger, eine Entlastung für diese wäre aber vor allem aufgrund der dadurch entstehenden Räume essenziell gewesen. So konnten die Franzosen ihre Vorteile dort ausspielen und finden sich wohl bei immer mehreren auf dem Zettel der Titelanwärter wieder.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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