Mit einem 2:1-Sieg über die Elfenbeinküste sichert sich Kolumbien das Achtelfinale. Den Grundstein für den Erfolg liefert in der ersten Halbzeit vor allem die... Kolumbiens Defensivkonzept als Erfolgsrezept gegen die Elfenbeinküste

Kolumbien - FlaggeMit einem 2:1-Sieg über die Elfenbeinküste sichert sich Kolumbien das Achtelfinale. Den Grundstein für den Erfolg liefert in der ersten Halbzeit vor allem die starke Defensivleistung. Hauptsächlich dieser Tatsache geschuldet, widmet sich nachfolgende Betrachtung ausschließlich dem Defensivkonzept der Mannschaft von Jose Pekerman und einigen grundlegenden Ideen dahinter. Dabei erhebt sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Damit später die grundlegenden Abläufe des kolumbianischen Pressings klar werden, Folgendes zur Elfenbeinküste: Die Ivorer agierten grundsätzlich in einem 4-2-3-1/4-2-1-3. Für den Aufbau waren dabei vor allem die beiden Sechser Serey Die vom FC Basel und Tioté von Newcastle United zuständig. Sie agierten in der Höhe versetzt zueinander, wobei einer immer wieder abkippte und der zweite sich im Halbraum positionierte. Neben flachen Bällen aus der letzten Reihe auf die Stürmer, sah das Aufbauspiel der Afrikaner ebenso kombinativere Ansätze vor, z.B. dann wenn Yaya Toure von der Zehn zurückfiel.

Das 4-1-4-1 als Grundordnung

In seinen Grundsätzen entsprach das System mit dem Kolumbien diese Spielweise verteidigte einem 4-1-4-1, bei dem Gutierrez als vorderster Angreifer die spielmachenden Akteure der Elfenbeinküste schon relativ früh – etwa 10 Meter in deren Hälfte – anlief.

Ziel war es, die Afrikaner auf deren linke Seite zu lenken und dort einzelne Spieler in eher ungefährlichen Räumen zu isolieren oder aggressiv unter Druck zu setzten und danach schnell nach vorne umzuschalten. Aus diesem Grund agierten dann auch beide Achter leicht nach vorne gezogen. Das geschah zum einen um ballnahe Spieler zuzustellen. Zum anderen um in passenden Situationen noch weiter nach vorne zu rücken und mit dem eigenen Deckungsschatten den Sechserraum nicht bespielbar zu machen, wenn der Ball zu einem der breiten ivorischen Innenverteidiger kam. Dieses Herausrücken geschah dabei aber nicht besonders aggressiv, sondern immer bedacht und sauber abgestimmt. Gab es dann doch einmal Lücken zwischen Gutierrez und einem der beiden Achter, über die das Pressing hätte überspielt werden können, wurden diese meistens von Aguilar, dem tieferen und gegen den Ball auch einzigen Sechser abgesichert.

Weites Verschieben zum Flügel und die Konsequenzen daraus

Um die Elfenbeinküste am Flügel maximal unter Druck zu setzen und eine Balleroberung anzustreben wies Pekerman ein extrem weites Verschieben an. Um den Druck dann, in für die Elfenbeinküste sowieso schon engen Situationen, weiter zu erhöhen, schob auch Aguilar immer wieder mit seinem Gegenspieler Yaya Toure zur Seite oder rückte in ein 4-0-5-1 auf, wenn Toure in Aufbausituationen nach hinten gefallen war um die Ballzirkulation zu fördern.

Solange der Druck auf die gegnerischen Akteure am Flügel auch nur genügend hoch war, bedeutete der offene Zwischenlinienraum kein Problem für die Viererkette um Yepes und Zapata. Um dieses potentielle Risiko aber etwas zu minimieren, hatte sich Pekerman etwas ausgedacht.

Ibarbos Einrücken vom Flügel und der Aufbau von Pressingfallen

Um den Zwischenlinienraum für den Fall zu sichern, dass es der Elfenbeinküste gelingen würde, die isolierten und engen Situationen am Flügel zur Mitte zu verbinden, rückte immer wieder der ballferne Flügelspieler Ibarbo in den Raum vor der Abwehr ein und war dann der tiefste der nominellen Mittelfeldspieler. Mit seinem Einrücken öffnete er zwar den Flügel, der aber war in Situationen, in denen der Ball sich auf der rechten kolumbianischen Seite befand, gar nicht bespielbar.

Vielmehr entstanden dann, wenn die Elfenbeinküste Angriffe über links wieder abbrach, um anschließend das Spiel auf rechts zu verlagern, sogar immer wieder unangenehme Situationen für die Elefanten. Des Öfteren versuchten diese nach der Verlagerung direkt den Flügel herunter zu spielen, konnten dann aber keine Verbindungen mehr zur Mitte herstellen, weil Ibarbo diese beim Herauslaufen aus dem Zentrum auf den Flügel abdeckte.

Dazu wurde Bällen, die über die rechte kolumbianische Seite in den Zwischenlinienraum gespielt wurden, viel von ihrer eigentlichen Wirkung genommen, weil die Kombinationen, die dort stattfanden, auf relativ vertikale Art und Weise fertig gespielt werden mussten, was daran lag, dass Ibarbo im Zentrum Querpässen schlicht und einfach im Weg stand.

Absicherung gegen Konter

Zum Schluss sei noch kurz angemerkt, dass auch die Absicherung gegen Konter gut funktionierte. Die Basis dafür wurde allerdings auch schon während des Spielaufbaus und in den Phasen des weiteren Angriffsverlaufs dadurch angelegt, dass die beiden Sechser Sanchez und Aguilar kaum mit nach vorne aufrückten. In Aufbausituationen blieben beide sowieso tief, später dienten sie als Verlagerungsoption in den Halbräumen oder einfach als Passspieler, die den Erhalt der Ballzirkulation zur Aufgabe hatte.

Trotz der teilweise extrem hohen Außenverteidiger hatte Kolumbien so mit den Innenverteidigern immer mindestens drei, eher sogar vier Spieler, die das defensive Zentrum besetzten und in Umschaltmomenten das Spiel verzögern, bzw. den Gegner aus gefährlichen Räumen abdrängen konnten.

Fazit

In der zweiten Halbzeit stellte Pekerman das Pressing dann auf ein 4-4-2 mit flacher Mittelfeldkette um, sodass die hier genannten Aspekte größtenteils nicht mehr zum tragen kamen. Bei der Darstellung des kolumbianischen Pressings sollte außerdem beachtet werden, dass die beschriebenen Effekte, vor allem die 4-0-5-1-Stellungen oder ein weites Einrücken von Ibarbo, nicht gerade häufig vorkamen, aber eben zur Grundidee gehören. Auch hier gilt, wie immer bei Analysen: Nicht überinterpretierten, sondern lieber das nächste Spiel der Kolumbianer gegen Japan anschauen und selber beobachten.

Tobias Robl, abseits.at

Tobias Robl

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