{"id":12538,"date":"2012-10-28T09:26:58","date_gmt":"2012-10-28T08:26:58","guid":{"rendered":"http:\/\/www.abseits.at\/?p=12538"},"modified":"2015-03-16T13:53:11","modified_gmt":"2015-03-16T12:53:11","slug":"champions-league-in-danemark-groundhoppingbericht-zu-nordsjaelland-vs-juventus","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/in-depth\/fankurve\/champions-league-in-danemark-groundhoppingbericht-zu-nordsjaelland-vs-juventus\/","title":{"rendered":"Champions League in D\u00e4nemark: Groundhoppingbericht zu Nordsjaelland vs. Juventus"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"<\/a>Das Positive daran, ein wandelndes Fu\u00dfball-Lexikon als Fanklub-Pr\u00e4sidenten (Gr\u00fcn-Weiss-Amstel) zu haben, ist, dass man sich um so l\u00e4stige Details wie Spieltermine nicht mehr gro\u00dfartig k\u00fcmmern braucht. Man wirft einfach ins Gespr\u00e4ch ein, wann man wo ist und wei\u00df sogleich, wer da wo wann gegen wen in welcher Liga spielt. So auch vorige Woche, als sich in etwa folgender Dialog abspielte: \u201eDu, wegen NFL schauen am Montag, ich bin bis Mittwoch in Kopenhagen zur Schulung. Leider keine Zeit.\u201c- \u201eKopenhagen\u2026 Moment, da ist doch was. Die spielen doch am Dienstag Champions League gegen Juventus im Parken Stadion. Hast schon ein Ticket?\u201cEin Dank an den Herrn Pr\u00e4sidenten.<\/em><\/p>\n

Ein paar Mausklicks und 550 d\u00e4nische Kronen sp\u00e4ter (ich hebe mir das Schockerlebnis, wie viel das in Euro ist, f\u00fcr die Kreditkartenabrechnung auf) ist eine der letzten Karten im d\u00e4nischen Fansektor gesichert, das Ticket wird ans B\u00fcro in Kopenhagen geschickt. Letzteres hatte zur Folge, dass die d\u00e4nischen Kollegen schwerstens begeistert davon waren, dass der \u00d6sterreicher, der da zur Schulung einfliegt, sich den d\u00e4nischen Meister in der Champions League live im Nationalstadion anschaut. \u201eBist Du etwa ein Juve-Fan?\u201c \u2013 Nein, nur ein Fu\u00dfball-Begeisterter.\u201c \u2013 \u201eWahnsinn, super, ich bin begeistert. Viel Spa\u00df dabei, wird sicher ein tolles Spiel.\u201c So waren die Reaktionen der gar nicht k\u00fchlen Skandinavier. Aufgrund des dichten beruflichen Terminplans blieb f\u00fcr Sightseeing leider keine Zeit, um 19.45 wurde der etwa 35-min\u00fctige Fu\u00dfmarsch Richtung Parken Stadion gestartet. Da waren bereits 45 Minuten Liveberichterstattung im d\u00e4nischen Fernsehen zu sehen, die fangen da wirklich schon um 19 Uhr mit Vorberichten, taktischen Analysen, Portr\u00e4ts, Expertenmeinungen und Interviews an \u2013ORF und Co. k\u00f6nnen sich da was Abschauen.<\/p>\n

Gute Stimmung im Stadion<\/strong><\/p>\n

Der Fansektor von Nordsjaelland im Parken Stadion befindet sich nicht hinter dem Tor, wie man vermuten k\u00f6nnte, sondern auf der L\u00e4ngsseite in der N\u00e4he der Cornerfahne. 22.404 f\u00fcllten den unteren Rang, der Obere wurde nicht aufgemacht. Die Fans von Juventus bev\u00f6lkerten die komplette Trib\u00fcne hinter dem Tor auf der Gegenseite, es waren auch viele in D\u00e4nemark lebende Italiener zugegen. Als Choreographie wurden beim Einlaufen der beiden Mannschaften Fahnen in den Klubfarben gelb und rot geschwenkt. Die Stimmung war durchwegs gut bei den d\u00e4nischen Fans, Einpeitscher sorgten immer wieder f\u00fcr Sprechges\u00e4nge und stimmten Lieder an. Von den Tifosi war weniger zu h\u00f6ren, erst beim Ausgleich kam im G\u00e4steblock Stimmung auf.<\/p>\n

Verhaltener Beginn und starke Defensivleistung der Heimmannschaft<\/strong><\/p>\n

Im d\u00e4nischen Fernsehen wurden beide Mannschaften mit einem klassischen 4-4-2 pr\u00e4sentiert. Auf dem Feld zeigte sich der d\u00e4nische Meister eher mit einem 4-2-3-1 mit Beckmann in der Spitze und Andreas Laudrup, dem Sohn des ehemaligen Weltklasse-Mittelfeldspielers Michael Laudrup, als Fl\u00fcgelspieler \u00fcber rechts. Die Italiener mit der Doppelspitze Matri und Giovinco spielten die erste Halbzeit sehr verhalten, die acht Unentschieden in Folge im Europacup blockierten wohl im Unterbewusstsein allzu heftige Angriffsbem\u00fchungen zu Beginn. Torchancen waren Mangelware in H\u00e4lfte eins, ein weiter Abschlag von Keeper Jesper Hansen f\u00fchrte zu einer guten Chance von Joshua John, die aber Buffon mit der Brust au\u00dferhalb des Strafraums parieren konnte. Auf der Gegenseite umkurvte Giovinco den Goalie, setzte den Ball aber aus spitzem Winkel ins Au\u00dfennetz. Ein weiteres Mal wird ein Schuss des Juve-St\u00fcrmers von knapp au\u00dferhalb des Strafraums pariert.<\/p>\n

Bei den Italienern war wie nicht anders zu erwarten Andrea Pirlo der Dreh- und Angelpunkt des Offensivspiels. Er verzeichnete gef\u00fchlte null Fehlp\u00e4sse, sch\u00fcttelte dabei immer wieder gef\u00fchlvolle weite B\u00e4lle in Richtung De Ceglie und Isla auf die Flanken aus dem Fu\u00dfgelenk und lie\u00df sich sogar dann nicht in Verlegenheit bringen, wenn er von seinen Mitspielern mit schlechten Anspielen in solche gebracht werden h\u00e4tte k\u00f6nnen. Ein toller Freisto\u00df von ihm in nach der Pause wurde von Hansen in Klassemanier abgewehrt. Auff\u00e4llig war bei den Angriffen der Italiener vor allem, dass viel \u00fcber die Flanken probiert wurde, hohe B\u00e4lle in den Strafraum aber bis auf zwei Szenen immer von den d\u00e4nischen Verteidigern abgefangen wurden. Einmal kam der kleine Giovinco zum Kopfball \u2013 Hansen h\u00e4lt erneut fantastisch, gegen Ende scherzelte Bendtner, der bei seiner Einwechslung mit Pfiffen empfangen wurde, aus aussichtsreicher Position weit neben das Tor. Es hatte den Anschein, als g\u00e4ben die d\u00e4nischen Au\u00dfenverteidiger Mtiliga und Parkhurst den Platz an der Flanke entlang der Linie frei. Sie orientierten sich eher nach innen, um das Eindringen der Italiener in den Strafraum zu vereiteln bzw. das Zentrum zuzumachen, was bis auf wenige Situationen sehr gut klappte.<\/p>\n

Torpremiere und kein Ende der Remis-Serie<\/strong><\/p>\n

In H\u00e4lfte zwei gelang Nordsjaelland nach einem aus Juventus-Sicht v\u00f6llig unn\u00f6tigen Freisto\u00df der umjubelte erste Treffer in der Champions League. Bei einem hohen Ball Richtung Strafraum suchte Laudrup den Kontakt zu Chiellini, weil der Ball au\u00dfer Reichweite gewesen w\u00e4re; der tat ihm den Gefallen mit einem Rempler, sah daf\u00fcr gelb und der bisher schwache Beckmann traf ins Kreuzeck. Die Angriffsbem\u00fchungen der Italiener wurden folglich intensiviert. Pirlo trieb das Spiel weiter mit seinen Klassep\u00e4ssen an, \u00fcber die Mitte ging aber recht wenig und f\u00fcr die zahllosen Flanken fehlte ein Brecher in der Mitte. Chancen gab es aus Distanzsch\u00fcssen, teils recht gef\u00e4hrlich, die aber alle von Hansen pariert wurden, der an diesem Abend eine herausragende Leistung zeigte. Der zweite herausragende Mann war Enoch Adu auf der Sechserposition, der mit Kapit\u00e4n Nicolai Stockholm vor der Abwehr abr\u00e4umte und eine Vielzahl seiner Zweik\u00e4mpfe im Zentrum souver\u00e4n gewann.<\/p>\n

Mit der Einwechslung des grippegeschw\u00e4chten Vucinic und von Bendtner wurde das Spiel der Italiener variabler, aber deswegen noch nicht gleich erfolgreicher. Die D\u00e4nen verlegten sich komplett auf die Abwehr wurden in Minute 81 aber Opfer ihrer bisher erfolgreichen Taktik. Die Aufgabe der Flanken r\u00e4chte sich, als \u00fcber die linke Defensivseite ausnahmsweise kein hoher, sondern ein halbhoher Ball von Isla in den Strafraum kommt. An zwei Abwehrspielern vorbei kommt das Leder zu Vucinic, der \u00fcbernimmt direkt und l\u00e4sst Hansen keine Chance.<\/p>\n

Fazit<\/strong><\/p>\n

30:8 Sch\u00fcsse gesamt, 15:5 Sch\u00fcsse aufs Tor f\u00fcr Juventus, 18:5 Eckb\u00e4lle, neunmal Abseits. Die Zahlen deuten auf einen dr\u00fcckend \u00fcberlegenen italienischen Meister hin, das war auf dem Platz aber nicht so. Es gab viel Leerlauf, harmlose Flankenl\u00e4ufe und \u00fcber die Mitte ging relativ wenig. Nordsjaelland hielt vor allem dank Keeper Hansen und Adu fantastisch dagegen, hatte immerhin 48% Ballbesitz, h\u00e4tte aber aus dem Spiel wohl kein Tor erzielt. Bei Juventus war Pirlo der \u00fcberragende Mann, er leitete mit dem Pass auf die Seite auch den Ausgleich vor. Es war ein ausgesprochenes Vergn\u00fcgen, einem solchen Ballzauberer live zusehen zu d\u00fcrfen.<\/p>\n

Christian Ditz, abseits.at<\/p>\n\n\t\t