{"id":26337,"date":"2014-06-10T15:00:00","date_gmt":"2014-06-10T13:00:00","guid":{"rendered":"http:\/\/www.abseits.at\/?p=26337"},"modified":"2015-03-16T11:45:22","modified_gmt":"2015-03-16T10:45:22","slug":"wm-2002-ronaldo-erledigt-deutschland-und-sichert-brasilien-den-fuenften-wm-titel","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/wm-2014\/wm-2014-geschichte-der-wm\/wm-2002-ronaldo-erledigt-deutschland-und-sichert-brasilien-den-fuenften-wm-titel\/","title":{"rendered":"WM 2002: Ronaldo erledigt Deutschland und sichert Brasilien den f\u00fcnften WM-Titel"},"content":{"rendered":"\n\n
\n\"\"\/\n<\/div>\n\n

\"Oliver<\/a>Heute blicken wir auf das Weltmeisterschaftsfinale 2002 in Yokohama, das Brasilien 2:0 gewann. Das Spiel wurde durch einen Schnitzer Oliver Kahns, des wohl besten Turnierspielers, entschieden. <\/em><\/p>\n

Der Weg ins Finale<\/h2>\n

Deutschland hatte im Turnierverlauf, bis auf das 8:0 gegen Saudi-Arabien, blo\u00df biedere Vorstellungen abgeliefert. Die ganze Mannschaft trat sehr destruktiv auf, zumal mit Scholl einer der wenigen Kreativspieler fehlte. Dass sie trotz ihrer Inspirationslosigkeit das Finale erreicht hatten, lag an mehreren Gr\u00fcnden. Zum einen hatte sich Deutschland nur mit verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kleinen Kalibern auseinandersetzen m\u00fcssen. Zum anderen stellte Deutschland eine stabile Defensive, die bis zum Finale nur ein Gegentor kassiert hatte. Gepaart mit etwas Gl\u00fcck und der individuellen Qualit\u00e4t von Ballack und Kahn hatte das dazu gef\u00fchrt, dass sie Paraguay, USA und S\u00fcdkorea jeweils mit 1:0 bezwangen. Allerdings mussten sie auf Ballack im Finale ob einer Gelbsperre verzichten.<\/p>\n

Auch Brasilien hatte sich, in einem von Sicherheit gepr\u00e4gten Turnier, nicht durchgehend \u00fcberzeugend pr\u00e4sentiert. Dennoch verspr\u00fchten sie mehr kreatives Esprit als ihr Finalgegner, weswegen sie als Favoriten galten. Sie erzielten die meisten Tore, allein Ronaldo hatte die Kugel bis dato sechsmal im Kasten versenkt. Gegen Belgien hatten sie 2:0 gesiegt. England war trotz des Platzverweises f\u00fcr Ronaldinho 2:1 geschlagen worden und im Halbfinale hatte dann die T\u00fcrkei mit 0:1 die Segel gestrichen.<\/p>\n

Die Aufstellungen<\/h2>\n

Brasilien formierte sich in einem 3-4-2-1-System. Sie setzten auf den zuverl\u00e4ssigen Marcos im Tor. Die Dreierkette bildeten Lucio, Edmilson und Roque Junior. W\u00e4hrend Cafu rechts und Roberto Carlos links die Au\u00dfenbahnen beackerten, r\u00e4umte Gilberto Silva vor der Abwehr ab. Im zentralen Mittelfeld erf\u00fcllte Kleberson eine variable Rolle, vor ihm agierten Ronaldinho und Rivaldo. Nat\u00fcrlich besetzte Ronaldo, Brasiliens Topstar, die Sturmspitze. Luiz Felipe Scolari war der Trainer.<\/p>\n

Rudi V\u00f6ller hatte sich ebenfalls f\u00fcr eine Dreierkette entschieden, jedoch lief Deutschland mit einem offensiven Mittelfeldspieler und zwei St\u00fcrmern auf. Kahn, der ihnen schon einige Siege gerettet hatte, h\u00fctete das Tor. Davor durften sich Linke, Ramelow, der sich \u00fcberraschend pressingresistent pr\u00e4sentierte, und Metzelder beweisen. Das defensive Mittelfeld bestand aus Hamann und Jeremies, Frings bespielte den rechten Fl\u00fcgel und Bode spielte links. Schneider fungierte im offensiven Zentrum als Kreativspieler, der Neuville und Klose einsetzen sollte.<\/p>\n

Deutschland \u00fcbernimmt das Steuer<\/h2>\n

Der Au\u00dfenseiter erwischte den besseren Start. Die DFB-Auswahl spielte schnell in die Spitze, dabei suchten sie vor allem den Weg \u00fcber die Fl\u00fcgel. Nach knapp zehn Minuten kreierten sie die erste passable Torchance. Nachdem sie \u00fcber den rechten Fl\u00fcgel durchgebrochen waren, konnte Brasilien die anschlie\u00dfende Flanke noch gerade so kl\u00e4ren. Sie \u00fcberwanden die Manndeckungen der Brasilianer mit recht einfachen Mitteln. Ein Spieler bot sich kurz an, zog damit den Innenverteidiger mit aus der Abwehrkette und versuchte nach anschlie\u00dfender Ballabgabe, seinen Kontrahenten zu \u00fcberlaufen.<\/p>\n

Obwohl Deutschland anfangs den Ton angab, geriet Brasilien nicht in eminente Bedr\u00e4ngnis. Das lag zum einen daran, dass Deutschlands Offensivspieler nicht ausreichend von ihren Hinterm\u00e4nnern unterst\u00fctzt wurden. Da Hamann und Jeremies sich ihre Daseinsberechtigung prim\u00e4r in der Defensive verdienten, war das deutsche Offensivtrio immer einer Unterzahlsituation ausgesetzt.<\/p>\n

Dazu kommt, dass Bode und Frings auf den Fl\u00fcgeln allgemein keine herausragenden Techniker waren, wobei Letzterer ein gutes Spiel ablieferte, so dass viele Fl\u00fcgelangriffe keine gro\u00dfe Gefahr ausstrahlten. Hingegen misslangen Bode viele einfache Aktionen wegen technischer Unzul\u00e4nglichkeiten. Zum anderen hatten es die St\u00fcrmer schwer, sich in der Luft gegen die brasilianischen Verteidiger durchzusetzen. Diesbez\u00fcglich mangelte es an der Kopfballst\u00e4rke Ballacks.<\/p>\n

Brasilien wird st\u00e4rker<\/h2>\n

Im zweiten Abschnitt der ersten Halbzeit diktierte die Sele\u00e7\u00e3o zunehmend das Tempo, obwohl sie, mit einer Ausnahme, keine guten Torchancen kreierten. Brasilien war im Offensivspiel variabler, weil sich ihre Offensivspieler freier bewegten. Sie profitierten davon, dass sie mit Ronaldo nur einen St\u00fcrmer hatten, zumal dieser sich immer wieder in den linken Halbraum absetzte. Ronaldinho und Rivaldo hielten nicht starr ihre Positionen, sondern tauschten sie immer wieder miteinander. Manchmal ballten sie sich auch beide in einem Halbraum. Obgleich ihre Bewegungen nicht perfekt aufeinander abgestimmt waren, stifteten sie zumindest Verwirrung.<\/p>\n

Ronaldinho zeigt eine sehr ansprechende Leistung. Er bewegte sich gut und spielte pr\u00e4zise P\u00e4sse, um das Spiel zu verlagern. Damit verband er die Mannschaftsteile besonders horizontal untereinander, was Kombinationsm\u00f6glichkeiten er\u00f6ffnete. Anders als in sp\u00e4teren Jahren versuchte er keine extravaganten Aktionen, sondern gl\u00e4nzte durch Einfachheit und Effektivit\u00e4t. Er brachte auch Cafu mit seinen P\u00e4ssen ins Spiel, der sich nach unauff\u00e4lliger Anfangsphase besserte. Des Weiteren spielte Ronaldinho in der 19. Minute den Traumpass auf Ronaldo, der die erste Gro\u00dfchance der Sele\u00e7\u00e3o einleitete. Der St\u00fcrmer spitzelte den Ball allerdings am Geh\u00e4use vorbei.<\/p>\n

Deutschland im Gl\u00fcck<\/h2>\n

Gegen Ende der ersten Halbzeit brach die DFB-Elf ein. Brasilien schuf in vier Minuten drei gro\u00dfe Torgelegenheiten. Jedoch scheiterte Ronaldo am exzellent parierenden Kahn, Kleberson traf mit einem fantastischen Fernschuss nur die Latte. Kleberson war \u00fcberhaupt der Spieler, den Deutschland vermisste. W\u00e4hrend bei Deutschland die vorderen drei Akteure h\u00e4ufig von ihren Mitspielern isoliert waren, stie\u00df Kleberson immer wieder vor, um eine vertikale Verbindung herzustellen. Er frequentierte dabei neben der Zentrale verst\u00e4rkt den rechten Fl\u00fcgel. Durch seine Dynamik und Kreativit\u00e4t aus tiefen Zonen gelang es Brasilien endg\u00fcltig, Mittel zu finden, um Deutschlands Manndeckungen zu \u00fcberwinden.<\/p>\n

Das kluge \u00d6ffnen von R\u00e4umen, das Brasilien vorweisen konnte, fehlte Deutschland ebenfalls. Die Offensivspieler lie\u00dfen sich immer wieder etwas fallen, um ihren Gegenspieler aus der Verteidigung herauszulocken, so dass ein Mitspieler den Freiraum nutzen konnte. In einer anderen Szene in der 42. Minute driftete Ronaldinho auf die rechte Seite, womit er den linken defensiven Mittelfeldspieler mit auf den Fl\u00fcgel zog. Dieser \u00f6ffnete somit den Passweg durch die Schnittstelle zwischen Metzelder und Ramelow, wodurch ein Steilpass auf den heranst\u00fcrmenden Kleberson erm\u00f6glicht wurde. Auf diese Weise provozierte Brasilien Stellungsfehler.<\/p>\n

Indes hatte sich die Sele\u00e7\u00e3o besser auf Deutschlands Spielaufbau eingestellt. Deutschland forcierte vor allem direkte P\u00e4sse aus der Innenverteidigung auf die St\u00fcrmer, die von Brasiliens Innenverteidigern nun konsequent bei der Ballannahme gest\u00f6rt wurden. Wenn Klose oder Neuville den Ball behaupten konnten, mangelte es an den Passverbindungen, um den Angriff auszuspielen. Schneider erbrachte eine gute Leistung, dennoch war die B\u00fcrde als einziger deutscher Kreativspieler zu schwer. Technische Fehler trugen ihr \u00dcbriges dazu bei, dass Brasilien spielerischer, ruhiger und reifer wirkte.<\/p>\n

Brasilien erringt den Titel<\/h2>\n

Dennoch gingen die ersten Torchancen nah der Halbzeitpause auf Deutschlands Konto. Jeremies‘ Kopfball nach einer Ecke blockte Edmilson ab, anschlie\u00dfend lenkte Marcos Neuvilles Freisto\u00df mit einer Glanzparade an den Pfosten. Deutschland stabilisierte sich nun wieder, doch an der taktischen und individuellen Dominanz ihres Gegners \u00e4nderte das nichts. In der 67. Minute geschah es dann: Hamann verlor den Ball 20 Meter vor dem eigenen Tor. Rivaldo lie\u00df sich nicht zweimal bitten und scho\u00df, woraufhin Kahn den Ball abklatschen lie\u00df, weshalb Ronaldo abstaubte. Zu Kahns Ehrenrettung sollte man aber hinzuf\u00fcgen, dass er sich in der 52. Minute am Finger verletzt hatte.<\/p>\n

Vor dem 2:0 \u00fcberquerte Kleberson ungest\u00f6rt fast das halbe Feld, ehe er querlegte. Rivaldo lie\u00df den Ball passieren, Ronaldo vollstreckte erneut. Weil es V\u00f6ller misslang, von der Bank frische Impulse zu setzen, konnte Deutschland nicht mehr zur\u00fcckschlagen. Er verf\u00fcgte \u00fcber keine hochkar\u00e4tige Auswahl, dennoch w\u00e4re wohl etwas mehr m\u00f6glich gewesen. Er h\u00e4tte Ricken einwechseln k\u00f6nnen, um die Kreativit\u00e4t zu erh\u00f6hen, oder Jancker f\u00fcr einen Defensivspieler, um sich \u00fcber die Brechstange ins Spiel zur\u00fcckzuk\u00e4mpfen. Stattdessen behielt er die eher defensive Grundordnung bei.<\/p>\n

Obwohl die deutsche Mannschaft ihre wom\u00f6glich beste Turnierleistung zeigte, konnten sie ihre generelle Unterlegenheit nicht kompensieren. Brasilien hatte bessere Verbindungen in der Offensive und handhabte die gegnerischen Manndeckungen raffinierter. Deutschland produzierte zwar einige Torsch\u00fcsse, diese stammten jedoch meistens aus gr\u00f6\u00dferer Entfernung. Brasilien spielte seine Angriffe konsequenter aus. Zudem erwischten seine Stars den besseren Tag. Kleberson spielte \u00fcberragend und Ronaldo schoss nach guter Leistung die entscheidenden Tore. Indes verschuldeten die Schwarzwei\u00dfen das 0:1 durch zwei kapitale individuelle Fehler. Da Brasilien diese beiden Faktoren, ihre spielerische und ihre individuelle St\u00e4rke, gut einsetzte, gewannen sie folglich verdient in einem unterhaltsamen und spannenden WM-Finale.<\/p>\n

Leonard Dung, abseits.at<\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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