{"id":3494,"date":"2011-11-28T10:55:01","date_gmt":"2011-11-28T09:55:01","guid":{"rendered":"http:\/\/www.abseits.at\/?p=3494"},"modified":"2011-11-28T02:57:36","modified_gmt":"2011-11-28T01:57:36","slug":"die-fusballwelt-trauert-um-den-walisischen-teamchef-gary-speed-aber-trauer-alleine-ist-nicht-genug","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/in-depth\/gesellschaft-ethik\/die-fusballwelt-trauert-um-den-walisischen-teamchef-gary-speed-aber-trauer-alleine-ist-nicht-genug\/","title":{"rendered":"Die Fu\u00dfballwelt trauert um Gary Speed – aber Trauer alleine ist nicht genug!"},"content":{"rendered":"

\"\"<\/a>Der aktuelle walisische Teamchef und 85-fache Nationalspieler seines Landes, Gary Speed, nahm sich gestern 42-j\u00e4hrig das Leben. Der allseits respektierte und bewunderte, erfahrene Sportsmann Speed hinterl\u00e4sst eine Frau und zwei Kinder. Das R\u00e4tselraten um die Gr\u00fcnde seines Selbstmordes begann umgehend \u2013 auch weil Speed Stunden zuvor einen sympathischen Auftritt in der BBC hatte.<\/em><\/p>\n

Moderator Dan Walker, der Speed mehrmals traf und einen guten Draht zum ehemaligen walisischen Teamspieler hatte, beschreibt, dass Speed angenehm und lustig wie immer war, als er am Samstag im BBC Studio zu einer Fu\u00dfballdiskussion eingeladen war. Speed scherzte, erkundigte sich \u00fcber das Wohlergehen von Walkers Familie und plauderte abseits der Sendung \u00fcber seine Tr\u00e4ume das walisische Nationalteam 2014 zur Weltmeisterschaft nach Brasilien zu f\u00fchren. Auch mit seinem ehemaligen Teamkollegen Gary McAllister scherzte Speed \u2013 nach der Sendung besuchte er noch Alan Shearer einige Stockwerke weiter oben, mit dem er sich ausmachte, wann man sich das n\u00e4chste Mal treffen w\u00fcrde. Gary Speed verlie\u00df die BBC, indem er Dan Walker die Hand sch\u00fcttelte und ihm f\u00fcr einen guten Tag dankte. Dan Walker f\u00fcgte hinzu, dass Speed sicher bald wieder eingeladen w\u00fcrde und sch\u00fcttelte die Hand des walisischen Teamchefs. Dann verlie\u00df Speed das Geb\u00e4ude.<\/p>\n

Die Anteilnahme der Fu\u00dfballwelt, speziell nat\u00fcrlich in Gro\u00dfbritannien, nachdem Speeds Tod bekannt wurde, ist \u00fcberw\u00e4ltigend. Mit Robbie Savage und Ryan Giggs meldeten sich zwei ehemalige Teamkollegen Speeds sehr schnell zu Wort. Merklich betroffen betonten sie, dass Speed, der in zahlreichen Interviews immer wieder \u00fcber die Zukunft des walisischen Nationalteams sprach, das Leben und den Sport liebte. Niemand kann verstehen, wieso sich Speed v\u00f6llig unerwartet und ohne jedwede Vorzeichen das Leben nahm.<\/p>\n

Die FA reagierte umgehend auf den Tod der walisischen Fu\u00dfballlegende: Das Premier-League-Spiel zwischen Aston Villa und Swansea Stunden nach seinem Tod wurde Gary Speed gewidmet. Die angeordnete Trauerminute wurde von den Fans ignoriert: Sie applaudierten und riefen Speeds Name. Bei diesem Aufeinandertreffen standen mit Ashley Williams, Neil Taylor, Joe Allen und James Collins vier Akteure auf dem Platz, die unter Speed im walisischen Team spielten. Aston-Villa-Torh\u00fcter Shay Given, mit dem Speed bei Newcastle United spielte, k\u00e4mpfte vor dem Anpfiff mit seinen Tr\u00e4nen. Der walisische Internationale Craig Bellamy (Liverpool) wurde aus dem Matchkader gegen Manchester City gestrichen, weil ihn die Nachricht von Speeds Tod zu sehr schockierte.<\/p>\n

Viele Trauernde m\u00fcssen sich nach dem Ableben von Gary Speed an die Worte des Ex-Profis Stan Collymore erinnern, der einmal sagte, dass es sehr wichtig ist nicht au\u00dfer Acht zu lassen, dass selbst diejenigen, die nach au\u00dfen am St\u00e4rksten erscheinen, eine gro\u00dfe B\u00fcrde mit sich tragen k\u00f6nnen. Stan Collymore muss es wissen, denn er ist einer der wenigen ehemaligen Profifu\u00dfballer, die sich \u00f6ffentlich zu ihren Depressionen bekannten und darauf aufmerksam machten. Der tragische Tod von Gary Speed ist ein weiteres Ausrufezeichen, um der Welt zu zeigen, dass der Fu\u00dfballsport viel mehr im Kopf abl\u00e4uft, als in den Beinen. Es ist wichtig f\u00fcr professionelle Sportler, dass sie ihre Probleme nicht in sich hineinfressen, sondern rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Dass gro\u00dfe Sportsm\u00e4nner wie Robert Enke oder Gary Speed sterben mussten, damit dies endlich in den K\u00f6pfen der Menschen Einzug findet, macht die Fu\u00dfballwelt sprachlos, \u00f6ffnet aber f\u00fcr die Zukunft Augen und Ohren der aktiv und passiv Beteiligten.<\/p>\n

Der vorhin erw\u00e4hnte Stan Collymore schreibt einen eigenen Blog auf Twitlonger<\/a>, in dem er die Symptome eines depressiven Menschen erkl\u00e4rt. Seine eigenen Symptome. Die Art wie Collymore mit seinen psychischen Problemen an die \u00d6ffentlichkeit geht, ist durchaus beeindruckend und es sei jedem empfohlen, seine Blogbeitr\u00e4gen zu lesen und sie aufmerksam zu verfolgen. In zahlreichen englischen Diskussionsforen werden die Nachrichten rund um Gary Speed, aber auch die Schilderungen von Stan Collymore ausgiebig besprochen. Und zahlreiche Fans outen sich bereits als \u201eFellow Sufferer\u201c \u2013 also Menschen, die ebenfalls unter Depressionen leiden.<\/p>\n

Beschlie\u00dfen m\u00f6chten wir den Artikel mit dem, was von Gary Speed in Erinnerung bleiben soll: Tore und tolle Spiele. Gary Speed absolvierte mehr als 750 Spiele auf Klubebene, spielte 85mal f\u00fcr das walisische Nationalteam und erzielte in seiner Karriere 120 Tore.<\/p>\n

Klassischer Kommentar beim ersten Tor im Video: \u201eGo on Gary Speed, get one yourself, son.\u201d<\/em><\/p>\n