{"id":37146,"date":"2015-07-16T11:05:18","date_gmt":"2015-07-16T09:05:18","guid":{"rendered":"http:\/\/www.abseits.at\/?p=37146"},"modified":"2015-07-16T11:05:41","modified_gmt":"2015-07-16T09:05:41","slug":"kebab-statt-schnitzelsemmerl-galatasaray-und-der-imbiss-ali-baba-siegen-in-ried","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/in-depth\/fankurve\/kebab-statt-schnitzelsemmerl-galatasaray-und-der-imbiss-ali-baba-siegen-in-ried\/","title":{"rendered":"Kebab statt Schnitzelsemmerl: Galatasaray und der Imbiss „Ali Baba“ siegen in Ried"},"content":{"rendered":"\n\n
\n\"\"\/\n<\/div>\n\n

\"Galatasaray<\/a>Der t\u00fcrkische Meister Galatasaray Istanbul verlie\u00df das Innviertel als angenehmer Testspielgegner. Jedoch war der sp\u00e4te 3:2-Erfolg \u00fcber die SV Ried nicht das Einzige, das am Dienstagabend in Erinnerung blieb. Ein Erfahrungsbericht<\/em><\/p>\n

Vedat Bayrak wusste, worauf er sich eingelassen hatte. Auf hektische Minuten, dichtes Gedr\u00e4nge, hungrige M\u00e4uler. Dem Inhaber des \u201ePizza und Kebap Haus Ali Baba\u201c im Zentrum von Ried im Innkreis war jedoch auch klar, dass dieses eine Spiel seine Kasse klingeln lassen w\u00fcrde. So kam es dann auch. Die Fans belagerten regelrecht seinen provisorisch errichteten Imbissstand gleich neben der Nordtrib\u00fcne der Keine-Sorgen-Arena. Zwei Kebab ohne Tomaten, einer extra scharf, ein anderer mit viel Sauce, Restgeld geben, Kunden m\u00f6glichst schnell abfertigen \u2013 die zwei Mitarbeiter, die das brutzelnde Fleisch vom D\u00f6nerspie\u00df schnitten und dann damit die warmen Weckerl f\u00fcllten, hatten alle H\u00e4nde voll zu tun.<\/p>\n

Der t\u00fcrkische Spitzenverein Galatasaray Spor Kul\u00fcb\u00fc, hierzulande besser bekannt als Galatasaray Istanbul, stattete dem Innviertel Dienstagabend einen freundschaftlichen Besuch ab. Und verfehlte seine Wirkung als Publikumsmagnet wahrlich nicht. Bei 5.000 Zusehern bedankte sich Rieds Stadionsprecher Thomas Wimleitner in der zweiten Halbzeit des Spiels SV Ried \u2013 Galatasaray. Gef\u00fchlte 75 Prozent des Publikums trugen ein Trikot des t\u00fcrkischen Rekordmeisters. Die Nordtrib\u00fcne, sie bot das imposante Bild eines rot-gelben Fahnenmeers. \u201eWahnsinn! Ich glaube, die Gala-Fans w\u00fcrden ihr Team \u00fcberall hin begleiten\u201c<\/em>, sagte Mustafa, 21. Auch er war gekommen, um \u201eseine\u201c Mannschaft lautstark anzufeuern.<\/p>\n

Schon ein paar Wochen weilt der Meister der S\u00fcper Lig im Trainingslager in Windischgarsten in Ober\u00f6sterreich, um sich bestm\u00f6glich auf die kommende Saison vorzubereiten. Ziele gibt\u2019s genug. Etwa den Titel in der Liga zu verteidigen und die Erzrivalen Besiktas und Fenerbahce auf Distanz zu halten. Oder wiederum den Cupsieg zu erringen, wie in den vergangenen beiden Spielzeiten. Und auf internationaler Ebene f\u00fcr Furore zu sorgen. 2012\/13 hatten die T\u00fcrken erst im Viertelfinale der Champions League gegen Real Madrid die Segel gestrichen, zu Hause sogar 3:2 gesiegt. Im Jahr darauf dann das knappe Aus im Achtelfinale gegen den FC Chelsea. Die letzte Saison in der K\u00f6nigsklasse war jedoch eine zum Vergessen. Nur ein Punkt in der Gruppenphase, herbe Niederlagen gegen Arsenal und Dortmund. Das Torverh\u00e4ltnis von 4:19 sprach B\u00e4nde.<\/p>\n

Nun keimt neue Hoffnung am Bosporus auf. Verantwortlich daf\u00fcr: Hamza Hamzaoglu. Von 1991-1995 spielte er f\u00fcr Galatasaray, erzielte als linker Mittelfeldakteur in 104 Partien zw\u00f6lf Treffer. Im Dezember vergangenen Jahres hatte er das Erbe von Cesare Prandelli angetreten \u2013 und die Gelb-Roten zu Meistertitel und Pokaltriumph gef\u00fchrt. Er genie\u00dfe das Vertrauen der Fans, was in Istanbul nicht immer \u00fcblich sei, sagte Mustafa. Ebenjenen Fans schien es auch egal zu sein, dass der Coach in Ried eine bessere B- oder C-Mannschaft aufs Feld schickte. Kein Wesley Sneijder, der noch im Urlaub weilte. Kein Felipe Melo, an dem angeblich Inter gro\u00dfes Interesse zeigt. Kein Fernando Muslera, der f\u00fcr Uruguay noch bei der Copa America seine H\u00e4nde hingehalten hatte und erst vor kurzem ins Trainingslager stie\u00df. Und schon gar kein Lukas Podolski, dem sie eigentlich alle beim m\u00f6glichen Deb\u00fct auf die Beine blicken wollten. Der deutsche Weltmeister gilt als Transfercoup. Zuletzt kursierten in den Gazetten gar Ger\u00fcchte, Galatasaray wolle Zlatan Ibrahimovic locken.<\/p>\n

\u201eDas w\u00e4re der absolute Wahnsinn\u201c<\/em>, meinte Mustafa, w\u00e4hrend er den mehrheitlich aus Jugendspielern bestehenden Akteuren beim Aufw\u00e4rmen zujubelte. Lockeres Ballgeschiebe hier, ein paar halbherzige Sprints da, dazwischen ein Blick zu den Fans samt obligatem Applaus, wie es sich halt geh\u00f6rt. Es erweckte den Eindruck, als wolle sich bei diesem Probegalopp ja niemand verletzen. Au\u00dferdem stehen f\u00fcr Gala ja noch Testspiele gegen namhaftere Gegner wie Celta Vigo (ESP) oder Udinese Calcio (ITA) an. Nach 20 Minuten war das Warmmachen bei den G\u00e4sten schon wieder vorbei. Die Rieder zogen indes ein paar Sprint\u00fcbungen auf, vor dem Cupspiel am Freitag beim Viertligisten SV Innsbruck beteiligten sich auch alle Spieler daran. Keine schlechte Idee, denn nach den zuletzt herben Pleiten in den Testspielen gegen Mlada Boleslav (0:5) und Sparta Prag (1:8) war Rehabilitation angesagt. Manager Stefan Reiter stellte Neo-Coach Helgi Kolvidsson zwar noch nicht die Rute ins Fenster, mahnte aber dennoch, dass es \u201ein dieser Tonart nicht weitergehen\u201c k\u00f6nne.<\/p>\n

Nachdem ein eigens engagierter t\u00fcrkischer Sprecher die Mannschaftsaufstellung von Galatasaray unter tosendem Applaus der gesamten Nordtrib\u00fcne und anschlie\u00dfendem G\u00e4stesektor verlautbart hatte und sich auch die letzten Anh\u00e4nger mit erfrischenden Getr\u00e4nken und \u201eAli Babas\u201c Kebabs versorgt hatten, pfiff Schiedsrichter Andreas Feichtinger die Begegnung an. In den Augen der t\u00fcrkischen Fans: Vorfreude auf ein m\u00f6gliches Spektakel, darauf, dass sie ihre Mannschaft zum Sieg peitschen k\u00f6nnen. Aber auch ein bisschen Unverst\u00e4ndnis, weil eine komplett neu zusammengew\u00fcrfelte Truppe auf dem Rasen stand. Hervorzuheben aus der sonst unbekannten Startelf war da noch der von einer Leihe zur\u00fcckgekehrte Innenverteidiger Dany Nounkeu, der an der Seite des Ex-Dortmunders Koray G\u00fcnter zum Einsatz kam. Viel erhofften sich die Fans auch vom Linksfu\u00df Lionel Carole, Neuzugang vom franz\u00f6sischen Aufsteiger ES Troyes.<\/p>\n

Das Spiel pl\u00e4tscherte indes vor sich hin. F\u00fcr Stimmung sorgten sowohl die heimische als auch die ausl\u00e4ndische Fangruppierung, die abwechselnd Schlachtges\u00e4nge zum Besten gaben. \u201eUnd daf\u00fcr zahle ich 15 Euro Eintritt?\u201c, wunderten sich nicht wenige Gala-Anh\u00e4nger auf den Trib\u00fcnen \u00fcber das, was sich auf dem Rasen abspielte. Dann ging ein Raunen durchs Publikum: Carole gab Walch auf der Seite ein \u201eGurkerl\u201c. Bezeichnend, dass diese eine Szene der H\u00f6hepunkt vor dem Pausentee gewesen sein sollte.<\/p>\n

Zur Halbzeit: Wiederum dichtes Gedr\u00e4nge vor dem t\u00fcrkischen Imbissstand. Kaum einer steuerte in Richtung der Rieder Standln<\/em>, die Schnitzelsemmerl warteten umsonst auf Abnehmer. Wie auch das gro\u00dfz\u00fcgige Polizeiaufgebot, das man im Innviertel zu diesem Match entsandte, potentielle Gefahrenherde vergeblich suchte. \u201eHochsicherheitsspiel\u201c, hatte es aus Kreisen der Exekutive vor dem Spiel gehei\u00dfen. Den einzigen Risikofaktor an diesem lauschigen Abend sollte die permanente Unsicherheit des G\u00e4stetormanns darstellen. Keine Bengalos, keine sturzbetrunkenen Fans, keine Gewalt \u2013 friedliche Familien, die sich ein nettes Fu\u00dfballspiel zu Gem\u00fcte f\u00fchren wollten. Und die zum Gro\u00dfteil den Wiederanpfiff verpassten, da den Kebabverk\u00e4ufern keine weiteren H\u00e4nde wuchsen und sie gut daran taten, alle Kunden zu deren Zufriedenheit m\u00f6glichst rasch zu bedienen.<\/p>\n

\u201eHoffentlich fallen jetzt einige Tore!\u201c<\/em>, sprach ein \u00e4lterer Fan samt \u00fcberdimensional gro\u00dfer Galatasaray-Flagge das aus, was wohl in vielen K\u00f6pfen in der Halbzeitpause herumgegeistert war. Die Tore fielen schlie\u00dflich auch. Allerdings erst auf Seiten der Innviertler, die nur sieben Minuten ben\u00f6tigten, um dem Favoriten zwei Treffer einzuschenken. Erst profitierte der ins Spiel gekommene Fl\u00fcgelflitzer Luca David Mayr von einem Missgeschick des t\u00fcrkischen Goalies, der einen Flachschuss vom ebenfalls eingewechselten Thomas Murg wieder ausgelassen hatte \u2013 Mayr umkurvte Eray Iscan und schoss trocken ein. Augenblicklich verstummten die Gala-Fans, schlugen die H\u00e4nde \u00fcber die K\u00f6pfe, trauten ihren Augen nicht.<\/p>\n

\u201eZum Gl\u00fcck ist das nicht unser Einser-Goalie\u201c<\/em>, scherzte Mustafa. Er lag mit seiner Aussage goldrichtig. Denn nur wenig sp\u00e4ter untermauerte Iscan s\u00e4mtliche Ambitionen auf sein Platzerl auf der Ersatzbank, als er einen harmlos getretenen Eckball durch seine Finger gleiten lie\u00df und verwundert hinterherblickte, wie Gernot Trauner das Leder \u00fcber die Linie rollte. Sp\u00e4testens jetzt trieb es einigen im Publikum die Zornesr\u00f6te ins Gesicht. 0:2 zur\u00fcck, und das gegen einen Gegner, den sie zuvor nicht einmal gekannt, geschweige denn ernst genommen hatten? Die T\u00fcrken schienen in ihrem Stolz gekr\u00e4nkt zu sein. Nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Spieler, die mit h\u00e4ngenden K\u00f6pfen auf dem Rasen umherschlichen.<\/p>\n

Trainer Hamzaoglu tat, was er tun musste. Er krempelte seine Offensive um, brachte zudem mit Sabri den einzigen echten Star, der sich \u00fcberhaupt im Kader befunden hatte. Seit seiner Jugend spielt der nur 170cm kleine Verteidiger bei Galatasaray, bei den Fans geh\u00f6rt der 30-J\u00e4hrige auf Grund seiner Loyalit\u00e4t zu den Lieblingen. Fu\u00dfball spielen, das kann er auch ziemlich gut. Pl\u00f6tzlich waren die Gala-Anh\u00e4nger wieder lautstark da. Und mit ihnen die Zuversicht, das Spiel zu ihren Gunsten kippen zu k\u00f6nnen. \u201eDa geht noch was!\u201c<\/em>, lautete der einhellige Tenor von der Nordtrib\u00fcne. Und es ging noch was. Minute 80: 1:2. Minute 83: 2:2. Minute 90: 3:2. Dazwischen: Bangen, hoffen, zittern. F\u00fcr viele eine Achterbahnfahrt der Gef\u00fchle. Auch deshalb, weil Rieds Torwart Markus Sch\u00f6ller Angreifer Sercan Yildirim nach einem langen Ball mit dem Fu\u00df regelrecht niederstreckte. Zum Unmut der T\u00fcrken bekam Sch\u00f6ller nur Gelb \u2013 wohl deswegen, da es sich nicht um ein Pflichtspiel handelte. Der f\u00e4llige und auch sch\u00f6n verwandelte Freisto\u00df lie\u00df dann alle D\u00e4mme brechen.<\/p>\n

Sie ballten die F\u00e4uste, schrien ihre Begeisterung hinaus, lagen sich in den Armen \u2013 f\u00fcr die Galatasaray-Fans gab es nach einer \u00fcber weite Strecken \u00e4u\u00dferst d\u00fcrftigen Vorstellung ihres Teams doch noch Grund zum Jubeln. \u201eDas war heute zum Teil echt schwach\u201c<\/em>, gestand sich auch Mustafa ein. Doch auch auf Seiten der Rieder gab es trotz einer erneuten Niederlage positive Reaktionen. Es sei ein \u201eAchtungserfolg, viel besser, als sie in den letzten Partien agiert haben\u201c<\/em>, best\u00e4tigte ein Fan. Und obwohl die Gala-Stars das Testspiel links liegen gelassen hatten, kamen 5.000 Zuseher trotzdem auf ihre Kosten.<\/p>\n

Einen deutlichen Gewinner gab es an diesem Abend in Ried, der mit dem eigentlichen Fu\u00dfballspiel eigentlich nichts zu tun hatte: Vedat Bayrak. Der \u201eAli Baba\u201c \u2013 Inhaber brachte unz\u00e4hlige Br\u00f6tchen mit Grillfleisch an die Frau oder an den Mann. Auch an Mustafa, der gen\u00fcsslich in einen von \u201eAli Babas\u201c Kebabs biss. Ein Bissen, der nach Sieg schmeckte.<\/p>\n

Martin Roithner, abseits.at<\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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