{"id":40317,"date":"2015-10-16T10:30:59","date_gmt":"2015-10-16T08:30:59","guid":{"rendered":"http:\/\/abseits.at\/?p=40317"},"modified":"2015-10-16T08:57:19","modified_gmt":"2015-10-16T06:57:19","slug":"statistikanalyse-drei-methoden-zur-quantifizierung-von-stuermertypen-in-der-bundesliga","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/in-depth\/taktik-theorie\/statistikanalyse-drei-methoden-zur-quantifizierung-von-stuermertypen-in-der-bundesliga\/","title":{"rendered":"Statistikanalyse: Drei Methoden zur Quantifizierung von St\u00fcrmertypen in der Bundesliga"},"content":{"rendered":"\n\n
\n\"\"\/\n<\/div>\n\n

\"Bilanz<\/a>Die Datenerfassung im Fu\u00dfball ist mittlerweile extrem weit fortgeschritten, sodass die prim\u00e4re Aufgabe in der Analyse weniger die Erlangung dieser Daten ist, sondern ihre sinnvolle Auswertung. abseits.at zeigt drei Wege, wie man ausgehend von simplen Statistikwerten verschiedene St\u00fcrmertypen identifizieren kann.<\/em><\/p>\n

Ausgangspunkt f\u00fcr diese Analyse sind im Wesentlichen lediglich Pass-, Zweikampf-, Schuss- und Ballaktionsdaten, die die \u00f6sterreichische Bundesliga \u00fcber ihre offizielle Website in Zusammenarbeit mit Statistiklieferant Opta zur Verf\u00fcgung stellt. Ausgehend davon wurden verschiedene Gr\u00f6\u00dfen konstruiert, die zun\u00e4chst n\u00e4her erkl\u00e4rt werden sollen.<\/p>\n

Ziel: Unabh\u00e4ngigkeit von Mannschaftstaktik<\/strong><\/h2>\n

Ein wesentlicher Punkt, der die Einteilung von Spielertypen erschwert, ist die Tatsache, dass Fu\u00dfball ein Mannschaftssport ist. Gerade bei St\u00fcrmern ist das \u00e4u\u00dferst heikel, sind ihre Leistungsdaten doch erheblich mit der Mannschaftstaktik verkn\u00fcpft. Einerseits ist es so, dass ein St\u00fcrmer mit einem speziellen Profil meist nur f\u00fcr eine Auswahl an bestimmten Spielweisen kompatibel ist. Ein klassischer Neuner wird zum Beispiel mehr Probleme haben seine St\u00e4rken einzubringen, wenn sein Team mit einer Kontertaktik spielt, als bei einer Spielweise, die h\u00e4ufige Hereingaben in den Strafraum pr\u00e4feriert. Andererseits spielt auch die Unterst\u00fctzung durch die Mitspieler eine wesentliche Rolle.<\/p>\n

Dies f\u00fchrt dazu, dass absolute Werte wenig Sinn machen. So werden in dieser Analyse nicht P\u00e4sse eines Spielers ausgewertet, sondern sein Anteil an den gesamten P\u00e4ssen seines Teams, aufgerechnet auf 90 Minuten. Dadurch ist sichergestellt, dass zum Beispiel ein mitspielender St\u00fcrmer bei einem Team, das wenig Ballbesitz hat und dementsprechend weniger P\u00e4sse spielt, als solcher identifiziert und von einem Strafraumst\u00fcrmer, der bei einem ballbesitzstarken Team, unterschieden werden kann. Noch repr\u00e4sentativer w\u00e4re der Anteil an den P\u00e4ssen, die gespielt wurden als derjenige am Rasen stand, was aufgrund der fehlenden Daten jedoch nicht bewerkstelligt werden konnte.<\/p>\n

Auch die blo\u00dfe Anzahl an Zweik\u00e4mpfen bringt Schwierigkeiten mit sich. Ein St\u00fcrmer, der in einer Mannschaft mit einer intensiven Defensivtaktik spielt, wird mehr Zweik\u00e4mpfe bestreiten als jemand, dessen Team auf Raumkontrolle durch Verschieben setzt. Die Information \u00fcber die Physis eines St\u00fcrmers liegt vielmehr auf der Verteilung der Zweik\u00e4mpfe. Ein k\u00f6rperlich starker und gro\u00dfer St\u00fcrmer bestreitet zum Beispiel h\u00e4ufig Kopfballduelle. Ein wendiger, dribbelstarker, mitspielender St\u00fcrmer hingegen wird h\u00e4ufiger Zweik\u00e4mpfe am Boden f\u00fchren. Deshalb wurde hier der Anteil an Kopfballduellen an allen gef\u00fchrten Zweik\u00e4mpfen auswegwertet.<\/p>\n

Die dritte Gr\u00f6\u00dfe wurde aus der Anzahl an Ballaktionen und Sch\u00fcssen gebildet. Ein St\u00fcrmer, der als Zuarbeiter eingesetzt wird, wird seltener selbst abschlie\u00dfen als ein St\u00fcrmer, der haupts\u00e4chlich in der Gefahrenzone auf Zuspiele wartet. Dementsprechend wurden f\u00fcr diese Analyse die Anzahl an Ballaktionen pro Schuss ber\u00fccksichtigt. Alle drei Gr\u00f6\u00dfen f\u00fcr sich geben jedoch alleine noch nicht Auskunft \u00fcber die Spielweise. Erst durch ihre Verkn\u00fcpfung zueinander ist die angestrebte Quantisierung m\u00f6glich.<\/p>\n

Aufbau der Grafiken und Stichprobenumfang<\/strong><\/h2>\n

Alle zu sehenden Grafiken sind nach demselben Prinzip aufgebaut. Die beiden jeweiligen Gr\u00f6\u00dfen wurden auf den beiden Achsen aufgetragen und die Punkte entsprechend den Werten gesetzt. Ber\u00fccksichtigt wurden nur St\u00fcrmer, die in der laufenden Saison mindestens 200 Minuten spielten. Das trifft auf insgesamt 33 noch in der Bundesliga aktive St\u00fcrmer zu. Neben dem entsprechenden Klub sind durch vertikale und horizontale Linien auch die Durchschnittswerte gekennzeichnet, die die Quantisierung erm\u00f6glichen. Gleiche bzw. \u00e4hnliche St\u00fcrmertypen finden sich im gleichen Quadrat wieder.<\/p>\n

Kombinationsaffinit\u00e4t und Tororientiertheit<\/strong><\/h2>\n

Zuerst wollen wir die Ballaktionen pro Schuss dem Anteil der P\u00e4sse gegen\u00fcberstellen. Auf diese Weise l\u00e4sst sich feststellen, wie stark sich ein St\u00fcrmer ins Kombinationsspiel einbindet und ob er die Rolle eines Zuarbeiters innehat oder haupts\u00e4chlich selbst abschlie\u00dft. Markante Punkte wollen wir nun genauer analysieren.<\/p>\n

\"\"<\/a><\/p>\n

Am st\u00e4rksten sticht hier Havard Nielsen heraus. Der Salzburger hat w\u00e4hrend knapp 300 Spielminuten erst zweimal auf das gegnerische Tor geschossen. Dennoch war er sehr aktiv, spielte pro 90 Minuten 34 P\u00e4sse, was rund 7,6% des durchschnittlichen Passvolumens der Bullen entspricht. Unter allen St\u00fcrmern in der Bundesliga ist der Norweger, der ab und an auch am Fl\u00fcgel zum Einsatz kommt, derjenige, der seinen Fokus am st\u00e4rksten auf das Einf\u00e4deln legt. 78% seiner Torschussbeteiligungen sind Torschussvorlagen \u2013 kein anderer Bundesligast\u00fcrmer hat einen h\u00f6heren Wert.<\/p>\n

Dass eine hohe Beteiligung am Kombinationsspiel nicht zwingend bedeuten, dass man keine Torgefahr anstrahlt, zeigt Nielsens Teamkollege Jonatan Soriano. Der Spanier hat hinter Toni Vastic und Thorsten R\u00f6cher, die bisher jedoch nicht im Sturmzentrum eingesetzt wurden, den h\u00f6chsten teaminternen Anteil an P\u00e4ssen. Gleichzeitig verbucht er mit ca. jeder zehnten Ballaktion einen Torschuss \u2013 Topwert und eine eindrucksvolle Demonstration f\u00fcr seine Vielseitigkeit auf sehr hohem Niveau.<\/p>\n

Ebenfalls interessant ist die Konzentration der drei Austria-St\u00fcrmer im linken unteren Quadrant. Das bedeutet, dass sie haupts\u00e4chlich f\u00fcr Abschl\u00fcsse eingesetzt werden. Der Spielaufbau der Veilchen wird stark von den zentralen Mittelfeldspielern und Innenverteidigern getragen. Selten wird in die Tiefe gespielt, sodass die Angreifer kaum Ballaktionen haben. Abschlussm\u00f6glichkeiten werden jedoch sofort wahrgenommen. Andererseits suggeriert die obige Grafik, dass die Austria nur \u00fcber gleiche St\u00fcrmertypen verf\u00fcgt. Ziel sollte es jedoch sein, in jedem Quadrant einen Spieler zu haben.<\/p>\n

Der SCR Altach ist daf\u00fcr ein perfektes Beispiel. Hannes Aigner, Louis Ngwat-Mahop, Martin Harrer und Patrick Seeger legen ihren Fokus jeweils auf andere Bereiche. Sie sind aber dennoch nicht an den Enden des Spektrums zu finden, sondern in der N\u00e4he der Durchschnittsmarkierungen. Das erm\u00f6glicht es Trainer Damir Canadi, Spiel f\u00fcr Spiel seine Mannschaft punktuell zu ver\u00e4ndern ohne weitreichende Folgen f\u00fcrchten zu m\u00fcssen. Eine passende Erkenntnis, die zum Bild, das man von den Vorarlbergern hat, passt.<\/p>\n

Kombinationsaffinit\u00e4t und Zweikampfpr\u00e4ferenz<\/strong><\/h2>\n

Als n\u00e4chstes sehen wir uns das Zusammenspiel zwischen der Kombinationsaffinit\u00e4t und der Art der Zweikampff\u00fchrung an. Dabei wird der Einfluss der Mannschaftstaktik noch mehr unterdr\u00fcckt. Als Beispiel daf\u00fcr sei an dieser Stelle Larry Kayode von der Wiener Austria genannt. Die obige Methode identifizierte den Nigerianer als passiven St\u00fcrmer, der seinen Fokus auf den Torabschluss legt.<\/p>\n

Dies liegt, wie ausgef\u00fchrt, daran, dass die Austria das Spiel \u00e4u\u00dferst risikoarm aufbaut. Tats\u00e4chlich ist Kayode n\u00e4mlich ein explosiver Fl\u00fcgelspieler, der oft ins Dribbling geht, viel Zug zum Tor hat und den schnellen Abschluss sucht. Letzteren Punkt belegt die niedrige Anzahl an Ballkontakten pro Schuss und dass er kein klassischer Neuner ist, der lange B\u00e4lle ablegen soll, zeigt die Tatsache, dass sein Anteil an Kopfballduellen unter dem Durchschnitt liegt.<\/p>\n

\"\"<\/a><\/p>\n

Diese Grafik ist vielmehr an die individuellen Anlagen der St\u00fcrmer angelegt. So erkennt man bei Donis Avdijaj sowohl seine starke Einbindung ins Kombinationsspiel als auch seine Affinit\u00e4t, selbst den Durchbruch zu suchen. Wer h\u00e4ufiger in Dribblings geht f\u00fchrt naturgem\u00e4\u00df mehr Zweik\u00e4mpfe am Boden. Ein solcher Spieler wird, wie Avdijaj, selten als klassische Speerspitze sondern vielmehr als h\u00e4ngender St\u00fcrmer eingesetzt. Die anderen beiden St\u00fcrmer im Kader der Grazer sind wie erwartet im Strafraumst\u00fcrmer-Quadrant.<\/p>\n

Neben Avdijaj gibt es noch sechs andere Angreifer, bei denen unter 40% der Zweik\u00e4mpfe Kopfballduelle sind: Yordy Reyna, Takumi Minamino, Karim Onisiwo, Thorsten R\u00f6cher, Dominik Starkl und Patrick Seeger. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn alle diese Spieler werden oft auf den Fl\u00fcgeln eingesetzt. Dadurch fallen vor allem Kopfballduelle infolge von Flanken weg. Au\u00dferdem sind St\u00fcrmer im Angriffszentrum im Allgemeinen h\u00e4ufiger Zielspieler f\u00fcr lange B\u00e4lle.<\/p>\n

Ein weiterer interessanter Punkt ist jener von Silvio. Dieser gilt an und f\u00fcr sich n\u00e4mlich als kleinr\u00e4umiger Spieler, der Alleing\u00e4nge versucht. Dementsprechend m\u00fcsste er einen \u00fcberdurchschnittlichen Anteil am Kombinationsspiel seines Teams haben und die Minderheit seiner Zweik\u00e4mpfe in der Luft f\u00fchren. Ersteres ist der Fall, Letzteres nicht. Auch dies k\u00f6nnte mit der mannschaftlichen Ausrichtung zu tun haben. Beim WAC sieht man selten einen fl\u00fcssige Spielaufbau, sondern h\u00e4ufig lange B\u00e4lle in die Spitze. So d\u00fcrfte auch Silvio regelm\u00e4\u00dfig in Luftzweik\u00e4mpfe verwickelt werden.<\/p>\n

Tororientiertheit und Zweikampfpr\u00e4ferenz<\/strong><\/h2>\n

Zum Abschluss betrachten wir ein Modell, das vor allem klassische Neuner herausfiltert. Dieser wird vor allem dadurch identifiziert, dass er von seinen Mitspielern h\u00e4ufig mit hohen B\u00e4llen gesucht wird und er au\u00dfer eigenen Abschl\u00fcssen kaum andere Aktionen hat. Ersteres wird ausgedr\u00fcckt durch einen hohen Anteil an Kopfballduellen, Letzteres durch ein niedriges Ballaktionen-pro-Schuss-Verh\u00e4ltnis. Dementsprechend sind derartige Spielertypen im rechten unteren Quadrant des Diagramms zu finden.<\/p>\n

\"\"<\/a><\/p>\n

Einen klaren herausragenden Strafraumst\u00fcrmer gibt es in der Bundesliga nicht. Am auff\u00e4lligsten sind Philipp Zulechner und Josip Tadic. W\u00e4hrend Letzterer dem \u201eIdeal\u201c eines solchen St\u00fcrmers wohl am n\u00e4chsten kommt, hat der FAK-Angreifer auch andere F\u00e4higkeiten, die aufgrund der besonderen Ausrichtung unter Thorsten Fink kaum an die Oberfl\u00e4che kommen. Weitere St\u00fcrmer in diesem Quadrant: Markus Pink, Philip Hellquist, Hannes Aigner, Benjamin Sulimani, Bernd Gschweidl, Daniel Sikorski und Toni Vastic. Interessanterweise ist auch Salzburgs \u201eEinser\u201c-Sturmduo Soriano und Omer Damari vertreten \u2013 beide jedoch knapp an der Physis-Durchschnittsgrenze. Gemeinsam mit den anderen Erkenntnissen dieses Artikels ein Hinweis darauf, dass sie\u00a0das gef\u00e4hrlichste Angriffsduo der Bundesliga<\/a>\u00a0bilden.<\/p>\n

Alexander Semeliker, abseits.at<\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Die Datenerfassung im Fu\u00dfball ist mittlerweile extrem weit fortgeschritten, sodass die prim\u00e4re Aufgabe in der Analyse weniger die Erlangung dieser Daten ist, sondern ihre sinnvolle Auswertung. abseits.at zeigt drei Wege, wie man ausgehend von simplen Statistikwerten verschiedene St\u00fcrmertypen identifizieren kann. Ausgangspunkt f\u00fcr diese Analyse sind im Wesentlichen lediglich Pass-, Zweikampf-,…<\/p>\n","protected":false},"author":12,"featured_media":37517,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_expiration-date-status":"","_expiration-date":0,"_expiration-date-type":"","_expiration-date-categories":[],"_expiration-date-options":[]},"categories":[9262],"tags":[9783,2669,9860,124,5861,852,9859],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/40317"}],"collection":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/users\/12"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=40317"}],"version-history":[{"count":2,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/40317\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":40323,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/40317\/revisions\/40323"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media\/37517"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=40317"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=40317"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=40317"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}