{"id":55442,"date":"2017-11-11T10:00:03","date_gmt":"2017-11-11T09:00:03","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=55442"},"modified":"2017-11-14T11:20:34","modified_gmt":"2017-11-14T10:20:34","slug":"der-neo-teamchef-im-portraet-1-die-persoenliche-entwicklung-von-franco-foda","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/nationalteam\/der-neo-teamchef-im-portraet-1-die-persoenliche-entwicklung-von-franco-foda\/","title":{"rendered":"Der Neo-Teamchef im Portr\u00e4t (1): Die pers\u00f6nliche Entwicklung des Franco Foda"},"content":{"rendered":"\n\n
\n\"\"\/\n<\/div>\n\n

\"\"Sehr viel wurde in den letzten Tagen und Wochen \u00fcber die Geschehnisse beim \u00d6FB und die nach dem Aus von Marcel Koller entstandene Teamchef-Suche geschrieben und diskutiert. In den Medien und den sozialen Netzwerken standen dabei leider wieder einmal fast ausschlie\u00dflich emotionale und pers\u00f6nliche Aspekte im Fokus. Die m\u00e4chtigen Landespr\u00e4sidenten wurden dabei ebenso auseinandergenommen wie undurchsichtige Entscheidungsprozesse in \u00d6FB-Gremien, ungl\u00fcckliche Pressekonferenzen und angebliche \u201eTop-Power-Point Pr\u00e4sentationen\u201c von m\u00f6glichen Teamchef-Kandidaten. Und einige suchten noch ganz verzweifelt nach einer Analyse zur missgl\u00fcckten Europameisterschaft 2016. Sportdirektor Willi Ruttensteiner sollte n\u00e4mlich nicht die n\u00f6tigen Schl\u00fcsse daraus gezogen haben. Dabei darf man den entscheidenden Punkt dieser ganzen Debatte nicht \u00fcbersehen: In \u00d6sterreich soll in Zukunft wieder der Fu\u00dfball im Mittelpunkt stehen und nicht die Wissenschaft. <\/em><\/p>\n

All jenen, die davon genug haben, bieten wir ein Kontrastprogramm. Wir richten den Scheinwerfer auf das Spielfeld und analysieren in dieser vierteiligen Serie unter anderem die Entwicklung des Trainers Franco Foda, sein aktuelles Spielmodell mit Sturm Graz und versuchen m\u00f6gliche Modelle f\u00fcr das zuk\u00fcnftige Spiel der Nationalmannschaft unter Foda zu konstruieren. Im ersten Teil widmen wir uns der pers\u00f6nlichen Entwicklung von Franco Foda!<\/em><\/p>\n

Die pers\u00f6nliche Entwicklung des Franco Foda <\/u><\/strong><\/p>\n

Bevor wir das Spiel von Sturm Graz in dieser Saison unter die Lupe nehmen ist es sinnvoll, sich grob die Entwicklung des Trainers Frano Foda vor Augen zu f\u00fchren. Ein mitentscheidender Punkt f\u00fcr seine Bestellung zum Teamchef d\u00fcrfte seine Entwicklung und Arbeit bei Sturm Graz im letzten Jahr gewesen sein. Vor allem von der letztj\u00e4hrigen zur heurigen Saison entwickelte er sich noch einmal enorm weiter und strukturierte das Spiel seiner Mannschaft praktisch g\u00e4nzlich neu. Die sportliche und taktische Entwicklung von Sturm Graz geht daher einher mit der pers\u00f6nlichen Entwicklung des Trainers Franco Foda. Dabei scheute er nicht davor zur\u00fcck, Korrekturen in seiner Arbeit vorzunehmen bzw. sogar ganz neue und moderne Wege einzuschlagen. Diese rasante Entwicklung kam dann doch etwas \u00fcberraschend, galt er doch f\u00fcr viele als \u00e4u\u00dferst pragmatisch und konservativ. Oft vermittelten diesen Eindruck auch seine Mannschaften auf dem Platz.
\nGrob gesagt kann man drei wesentliche Aspekte festhalten, an denen sich die Entwicklung von Franco Foda manifestiert.<\/p>\n

Foda verabschiedete sich von seiner fast schon dogmatischen 4-4-2 Grundordnung und \u00f6ffnete sich hin zu flexiblen Grundordnungen und Systemen. Jahrelang gab es keinen Zweifel daran, mit welcher Grundordnung er seine Mannschaften auf das Spielfeld schickte. Dabei schien es fast egal zu sein, welche Spielertypen er zur Verf\u00fcgung hatte bzw. wie der Gegner eventuell spielen k\u00f6nnte. Franco Foda gab es nur mit einem 4-4-2. Der Erfolg gab ihn aber bereits damals schon Recht. So konnte er mit den Blackies 2010 den Cupsieg und ein Jahr sp\u00e4ter die Meisterschaft holen. Aber wie alle wissen, hat sich der Fu\u00dfball seit dieser Zeit nat\u00fcrlich weiterentwickelt. Vor allem in Bezug auf taktische Variabilit\u00e4t und spezifische Gegneranpassungen inklusive einer umfangreicheren Gegneranalyse hat sich viel getan. Pep Guardiola oder Thomas Tuchel stehen exemplarisch f\u00fcr diese Zeit. Aber auch in \u00d6sterreich und sp\u00e4ter in K\u00f6ln hat Peter St\u00f6ger anhand taktischer Flexibilit\u00e4t bewiesen, dass man mehr aus einer Mannschaft herausholen kann als blo\u00df die Summe ihrer Einzelteile.<\/p>\n

Bei Sturm Graz hatte man in selbiger Zeit oft das Gef\u00fchl, dass individuell mehr in der Mannschaft steckt als dies die mannschaftstaktische Ausrichtung hergibt. Irgendwie hat man sich damit selbst die gr\u00f6\u00dften Zw\u00e4nge auferlegt und die Spieler konnten selten ihr volles Potential aussch\u00f6pfen bzw. sich sogar noch weiterentwickeln. Das d\u00fcrfte Foda erkannt haben und bei ihm ein Umdenken bewirkt haben. Besonders in der heurigen Saison greift Foda immer wieder auf verschiedene Grundordnungen zur\u00fcck und orientiert sich dabei immer wieder klug am Gegner und an den eigenen Spielern. In einem sp\u00e4teren Abschnitt werden wir n\u00e4her darauf eingehen.<\/p>\n

Der n\u00e4chste augenscheinliche Entwicklungsschritt von Foda bestand darin, sich nicht nur auf ein schnelles Umschaltspiel zu fokussieren sondern auch ein sauber strukturiertes Aufbau- und Ballbesitzspiel seiner Mannschaft zu verinnerlichen. Neben der flexiblen Wahl von Grundordnungen ist dies mit Sicherheit ein weiteres Mosaiksteinchen, warum Sturm derzeit an der Tabellenspitze steht und viele Spiele mit mehr Ballbesitz dominiert hat. Wir werden sehen, dass vor allem die h\u00e4ufig genutzte 3-4-3 Grundordnung bei diesem Vorhaben hilfreich ist und dazu die Positionen mit den passenden Spielertypen besetzt werden.<\/p>\n

Ein Statement von Foda selbst dr\u00fcckt diesen Schritt am besten aus: \u201e Im letzten Herbst hatten wir einen guten Start, hatten aber in einigen Spielen etwas Gl\u00fcck gehabt. Wir hatten mehr Wert aufs Umschaltspiel gelegt. Das hatte Gr\u00fcnde, dass wir auch die Spieler dazu hatten. In diesem Jahr haben wir die Mannschaft etwas neu strukturiert. Wir wollten aus dem Ballbesitz mehr zum Erfolg kommen. Das ist uns gelungen, sind jetzt viel ballsicherer. Wir bereiten das Spiel besser vor, k\u00f6nnen aber noch immer gut umschalten.\u201c
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(Das komplette Interview k\u00f6nnt ihr auf blackfm h\u00f6ren<\/a>)<\/p>\n

Diese zwei Punkte erm\u00f6glichen Foda auch den dritten Schritt: bessere Gegneranpassungen und gute Matchpl\u00e4ne. Dank der verschiedenen Grundordnungen und des gut strukturierten Ballbesitzspiels k\u00f6nnen sich die Blackies spezifisch auf jeden Gegner einstellen, ohne dass dabei die Organisation und der rote Faden im Spiel verloren gehen. Von diesen passenden Matchpl\u00e4nen haben wir in der laufenden Saison bereits einige gesehen. H\u00f6hepunkte waren dabei zum Beispiel der 3:0-Ausw\u00e4rtssieg in St. P\u00f6lten oder der klare Heimsieg gegen die Austria. Demzufolge d\u00fcrften die Spieler auch die Vorbereitung unter der Woche auf den n\u00e4chsten Gegner bez\u00fcglich Analyse und Training auf dem Platz sehr gut aufnehmen. Wie wir am Ende dieser Serie sehen werden, k\u00f6nnte dieser ein ganz entscheidender Punkt bei seiner neuen Arbeit als Teamchef sein.<\/p>\n

Zusammengefasst kann man festhalten, dass Franco Foda in den letzten Monaten viele gute Schl\u00fcsse f\u00fcr seine Arbeit gezogen hat. Die Art und Weise, wie Sturm Graz aktuell Fu\u00dfball spielt, ist mit Sicherheit kein Zufall, sondern vielmehr das Ergebnis guter und moderner Trainerarbeit von Foda selbst als auch von seinem Trainerteam und Sportdirektor G\u00fcnter Kreissl.<\/p>\n

Das Grundger\u00fcst des Grazer Erfolgslaufs <\/u><\/strong><\/p>\n

Der Erfolg und der gebotene Fu\u00dfball von Sturm in der heurigen Saison ist wie so oft das Ergebnis von vielen kleinen Puzzleteilen, welche gut aufeinander abgestimmt sind.<\/p>\n

Das f\u00e4ngt damit an, dass Foda von seinem Sportdirektor vor der Saison ideale Verst\u00e4rkungen zur Verf\u00fcgung gestellt bekam. Diesen entscheidenden Punkt darf man bei einer Analyse \u00fcber Sturm auf gar keinen Fall \u00fcbersehen. Foda nahm dies dankend auf und integrierte die Neuzug\u00e4nge rasch und passend in das vorhandene Grundger\u00fcst, welches zum Gro\u00dfteil ebenfalls von Kreissl zusammengestellt wurde.<\/p>\n

Auf alle F\u00e4lle hat der Grazer Sportdirektor auch in der letzten Transferperiode eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er ein Auge hat f\u00fcr (oft untersch\u00e4tzte) entwicklungsf\u00e4hige \u00f6sterreichische Spieler. Allein Zulj, Huspek (kam bereits 2016) und R\u00f6cher bilden mittlerweile das Grundger\u00fcst im Offensivspiel des Tabellenf\u00fchrers. F\u00fcr keinen der drei Spieler hat man im \u00dcbrigen eine Abl\u00f6sesumme bezahlen m\u00fcssen.<\/p>\n

Dazu kamen bereits im Sommer 2016 mit Schulz, Alar und Hierl\u00e4nder aktuelle Leistungstr\u00e4ger und F\u00fchrungsspieler in die Steiermark. Allein diese Namen zeigen, dass in den letzten Transferperioden nicht allzu viel verkehrt gemacht worden ist.<\/p>\n

Diese Kaderst\u00e4rke in Verbindung mit der passenden Einbindung der vorhandenen Spielertypen sind die S\u00e4ulen im aktuellen Grazer Erfolgsgebilde.<\/p>\n

\u201eMan sieht es ja an den Spielern, die wir geholt haben. Uns haben einige Dinge gefehlt. Nach Uros Matic\u2018 Weggang hatten wir im Zentrum keinen Linksfu\u00df mehr. Es ist immer gut, wenn man auf gewissen Positionen einen Rechts- und einen Linksfu\u00df hat. Uns hat zudem einer gefehlt, der die finalen P\u00e4sse wie Matic spielen kann oder der den Ball halten kann. Das sind Faktoren, die Peter Zulj mitgebracht hat. \u00c4hnlich war es bei Thorsten R\u00f6cher. Wir haben mehr eins-gegen-eins-St\u00e4rke auf der Seite gebraucht. Thorsten ist in Dribblings gut und stets unberechenbar. Auch Oliver Filip kommt mit Speed \u00fcber die Seite. Man sieht an den Spielern, die wir verpflichtet haben, welche Schl\u00fcsse wir gezogen haben\u201c.<\/em><\/p>\n

G\u00fcnter Kreissl \u00fcber Scouting und die Analyse der Saison 2016\/2017<\/em><\/p>\n

Dazu hat sich Foda auch nicht davor gescheut, jungen und unerfahrenen Spielern aus den eigenen Reihen eine Chance zu geben und sie ins kalte Wasser zu werfen. So konnte sich zum Beispiel Dario Maresic mit gerade einmal 18 Jahren zum Stabilisator in der Abwehr entwickeln. Neben den routinierten Koch und Schulz (bzw. Lykogiannis), was auch darauf schlie\u00dfen l\u00e4sst, dass die oft von vielen angesprochene Mischung in der Mannschaft stimmen d\u00fcrfte.
\nAuch ein Sandi Lovric kann an dieser Stelle genannt werden, der vor allem zu Saisonbeginn im zentralen Mittefeld neben Zulj sehr starke Leistungen gebracht hat.<\/p>\n

Man kann daher sagen, dass Foda den richtigen Fu\u00dfball mit den richtigen Spielern spielen l\u00e4sst. Klingt zwar etwas eigenartig, aber im Grunde ist es so. Er hat das passende Spielermaterial zur Verf\u00fcgung, um dominanter, ballsicherer und im eigenen Ballbesitz kontrollierter agieren zu k\u00f6nnen. Eine reine Fokussierung auf Umschaltsituationen w\u00fcrde den Qualit\u00e4ten der Spieler nicht (mehr) entsprechen. Daf\u00fcr hat Kreissl in der Sommerpause den richtigen Rahmen gebastelt, innerhalb dessen nun Franco Foda seine Ans\u00e4tze und Ideen umsetzen kann. Ausgangspunkt daf\u00fcr war, wie dem Statement von Kreissl zu entnehmen, eine klare Analyse der eigenen Mannschaft samt deren St\u00e4rken und vor allem Schw\u00e4chen. Ausgehend davon wiederum hat man die passenden Spieler gescoutet und schlie\u00dflich verpflichtet. Noch dazu zum Nulltarif. All das kann man dann wohl ruhigen Gewissens unter dem Begriff kluger Transferpolitik zusammenfassen.<\/p>\n

Morgen folgt Teil 2, wo wir uns das Spielmodell des SK Sturm genauer ansehen werden!<\/em><\/p>\n

Sebastian Ungerank, abseits.at<\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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