{"id":56249,"date":"2017-12-31T10:00:04","date_gmt":"2017-12-31T09:00:04","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=56249"},"modified":"2017-12-30T12:30:25","modified_gmt":"2017-12-30T11:30:25","slug":"anekdote-zum-sonntag-108-einbruch-bei-der-austria","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/anekdote-zum-sonntag-108-einbruch-bei-der-austria\/","title":{"rendered":"Anekdote zum Sonntag (108) \u2013 Einbruch bei der Austria"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"Josef Blum ist nur mehr den Experten unter den Fu\u00dfballnostalgikern bekannt. Dabei war der ehemalige Viennaspieler einst \u00d6sterreichs Rekordinternationaler, Chef der Wunderteam-Abwehr und \u201eW\u00f6dmasta\u201c \u2013 bevor diesen Ehrentitel Ernst Happel zugesprochen bekam.<\/em><\/p>\n

Der am 4. Februar 1898 in Wien geborene Spieler startete seine Karriere beim Nu\u00dfdorfer AC, f\u00fcr den er f\u00fcnf Jahre lang die Knochen hinhielt. Danach wechselte Blum zur Vienna, wo er Meister, Pokalsieger und sogar Mitropacupsieger wurde. Als 22-j\u00e4hriger feierte er sein Deb\u00fct in der Nationalmannschaft und brachte es auf 51 L\u00e4nderspiele. Nach dem Ende seiner Karriere bei seinem blau-gelben Stammverein wurde er sogleich vom Rivalen Austria Wien als Trainer verpflichtet. Blum erreichte in seiner ersten Saison das Endspiel um den Mitropacup \u2013 den Vorl\u00e4ufer der heutigen Champions League \u2013 wo die Austria Inter Mailand schlug. Dieser Auftritt am 8. September 1933 markiert bis heute an legend\u00e4res Datum in der violetten Vereinsgeschichte: Vor 60.000 Zuschauern f\u00fchrten die Veilchen lange mit zwei Sindelar-Toren, ehe Giuseppe Meazza f\u00fcnf Minuten vor Schluss das Hinspielergebnis mit einem Tor egalisierte. Danach folgte der gro\u00dfe Moment des gro\u00dfen Matthias Sindelar: Er erk\u00e4mpfte kurz vor Abpfiff erneut den Ball und erzielte den entscheidenden Treffer. Die Fans trugen den blonden Favoritner auf den Schultern aus dem Stadion. Die Austria war als Mitropacupsieger die damals beste Mannschaft Europas.<\/p>\n

Im Herbst wurden den Wienern jedoch einige Spieler abtr\u00fcnnig: Karl Adamek \u2013 einer von \u201eSindis\u201c besten Freunden – verabschiedete sich nach Frankreich. Der damalige Jungspund war bei den Veilchen noch nicht festgesetzt und witterte in Westeuropa das gro\u00dfe Geld. Er war einer von 60 \u00d6sterreichern, die in dieser Zeit ihr Gl\u00fcck in der \u201eGrande Nation\u201c<\/em> versuchten. Adamek, der wegen seiner gro\u00dfen Ohren auch \u201eWaschi\u201c <\/em>(von \u201eOhrwaschl\u201c) genannt wurde, war zwar eine violette Zukunftshoffnung gewesen, aber da er noch nicht zum Stamm des Teams geh\u00f6rte, hielt sich die Entt\u00e4uschung \u00fcber seinen Abgang doch in Grenzen. Ein gr\u00f6\u00dferer Aderlass w\u00e4re eine unfreiwillige \u201eGeldspende\u201c gewesen, wie sie ein Langfinger zu diesem Zeitpunkt geplant gehabt hatte. Im Herbst 1933 – nur wenige Tage nach dem Mitropacupsieg – stieg ein Unbekannter in das Sekretariat der Violetten, das sich in einem Nebenzimmer des Domcaf\u00e9s befand, ein und schickte sich an den dortigen Tresor aufzubrechen. Der Dieb hatte jedoch Pech: Der Safe war leer. Die durch die internationalen Spiele eingenommenen Gelder hatte man sicherheitshalber in einem Bankschlie\u00dffach verstaut. W\u00fctend durchw\u00fchlte der Einbrecher das B\u00fcro nach anderen Wertgegenst\u00e4nden, fand aber nur eine kleine Handkasse. Darin lag neben einigen nicht besonders wertvollen Plaketten und Medaillen, eine goldene Ehrennadel, die Pr\u00e4sident Dr. Emanuel \u201eMichl\u201c Schwarz\u00a0<\/a>beim Triumph \u00fcber Inter \u00fcberreicht worden war. Dieses Andenken lie\u00df der Dieb als einziges Beutest\u00fcck mitgehen.<\/p>\n

Nur wenige Monate nach dem ungl\u00fccklichen Zwischenfall war die Residenz des Austria-B\u00fcros im Hinterzimmer des Domcaf\u00e9s sowieso Geschichte. Der Sieg im Mitropacup und die damit einhergehende Etablierung als Spitzenverein erforderte professionelle Verh\u00e4ltnisse und so nahm man Geld in die Hand \u2013 das Geld, das der Dieb gerne eingesackelt h\u00e4tte \u2013 und er\u00f6ffnete in der Jasomirgottstra\u00dfe 4 eigene Klubr\u00e4umlichkeiten. \u201eWeil ja die Kaffeehausbesucher zum gr\u00f6\u00dften Teil Freunde der Austria waren, sodass ein ungest\u00f6rtes Arbeiten nicht recht m\u00f6glich war.\u201c<\/em>, begr\u00fcndete der Verein diese Entscheidung. Arbeits-, Kanzlei-, Vorstandszimmer und Archiv leistete man sich im Ersten Wiener Gemeindebezirk. Manager Lang, der sp\u00e4ter vor den Nazis nach Jugoslawien floh und dort von diesen ermordet wurde, und Walter Nausch, der nach Beendigung seiner Spielerlaufbahn als Sekret\u00e4r arbeitete, waren im Kanzleizimmer besch\u00e4ftigt. Dr. Schwarz residierte im Vorstandszimmer unter einem Bild, das ihn selbst portr\u00e4tierte und das w\u00e4hrend der Hitlerzeit von Sekret\u00e4r Ulbrich umgedreht als obligatorisches F\u00fchrerbild benutzt wurde. Michl Schwarz, der sich in Frankreich versteckte, hielt w\u00e4hrend des Krieges mit dem Gesicht zur Wand Stellung in der Jasomirgottstra\u00dfe und auch die ihm gewidmete Replik des Mitropapokals \u201e\u00fcberlebte\u201c die NS-Herrschaft. Sie ist heute im Austria-Museum zu bewundern<\/a>.<\/p>\n

Marie Samstag, abseits.at<\/a><\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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