{"id":65988,"date":"2019-06-30T10:36:26","date_gmt":"2019-06-30T08:36:26","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=65988"},"modified":"2019-06-30T10:36:43","modified_gmt":"2019-06-30T08:36:43","slug":"briefe-an-die-fussballwelt-11-liebe-fc-vatikan-frauen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/in-depth\/gesellschaft-ethik\/briefe-an-die-fussballwelt-11-liebe-fc-vatikan-frauen\/","title":{"rendered":"Briefe an die Fu\u00dfballwelt (11) \u2013 Liebe FC Vatikan-Frauen!"},"content":{"rendered":"\n\n
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Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gru\u00df und Kuss direkt aus der Redaktion \u2013 Zeilen zum Schmunzeln, Schn\u00e4uzen und Nachdenken an Fu\u00dfballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag adressieren wir unseren Brief wieder einmal an einen Verein.<\/em><\/p>\n

Liebe Vatikan-Frauen!<\/p>\n

Das ist wirklich bitter! Da wird man zu einem 20-Jahr-Jubil\u00e4um nach Wien eingeladen, reist an, zieht sich um, w\u00e4rmt sich auf, l\u00e4uft ein und dann?! Man wird von den eigenen Leuten zur\u00fcckgerufen. Abbruch vor dem Ankick. Abfahrt anstatt Anpfiff. Und wieder sind es die M\u00e4nner, die entscheiden: Gesetzte Herren im Dreiteiler mit Stirnglatze. \u201eDas Spiel wurde abgesagt, weil wir wegen des Sportes hier sind und nicht wegen politischer Botschaften.\u201c, so hat es euer Pressesprecher erkl\u00e4rt. Er hat sich mit dem p\u00e4pstlichen Nuntius Erzbischof Petro Lopez Quintana abgesprochen.<\/p>\n

Keine Frage, ein Sportplatz ist nicht gerade der passende Ort f\u00fcr ideologische Grabenk\u00e4mpfe. Fu\u00dfball ist Sport. Fu\u00dfball ist aber auch Teil unserer Gesellschaft, deren pluralistische Vorstellungen von Politik sich auch auf dem Rasen zeigen (k\u00f6nnen). Fu\u00dfball ist deswegen politisch: Bei manchen dr\u00fcckt sich das schon durch die Wahl ihres Lieblingsvereins aus, andere leben ihre Attit\u00fcde neben dem Platz. Aber niemand, der den Rasen betritt legt seine Geisteshaltung vorher ab.<\/p>\n

Die vatikanische Frauenorganisation DiVA hat die Vorf\u00e4lle \u201eh\u00e4sslich\u201c genannt und von \u201einopportunen und bedauernswerten\u201c Provokationen gesprochen. Nat\u00fcrlich ist es nicht angenehm, zu wissen, dass hier fundamental gegens\u00e4tzliche Meinungen aufeinandertreffen. Aber, wer die Bilder gesehen hat, wei\u00df, dass Instrumentalisierung anders aussieht. Es ist schlie\u00dflich kein Geheimnis, dass Frauenvereine aller Art vermehrt linkes Gedankengut leben. Homophobie oder Rassismus sind f\u00fcr Fu\u00dfballerinnen meist kein Thema. Der Verein des Stadtstaates h\u00e4tte es besser wissen m\u00fcssen.<\/p>\n

Was ist \u00fcberhaupt passiert? Harmlose Regenbogenfahnen im Publikum und zwei Spielerinnen, die w\u00e4hrend der Hymne aufgemalte \u201ePro-Choice-Botschaften\u201c auf ihren B\u00e4uchen zeigten. Niemand ist vorgef\u00fchrt oder beleidigt worden. Dieser Protest war nicht laut, aber wichtig. Ihr verfolgt doch sicher auch die Medienberichterstattung, wisst was in der Welt passiert. Und in Zeiten, in denen eine afroamerikanische Frau, die ihr Kind bei einer Schie\u00dferei verliert wegen Totschlags angeklagt wird, ja, in solchen Zeiten, muss man eine derartige stille Meinungsmanifestation schon mal aushalten. Das geh\u00f6rt sich einfach.<\/p>\n

Ihr, liebe Vatikan-Spielerinnen, seid f\u00fcr den Abbruch und die Verweigerung der Toleranz nicht verantwortlich. Ein Problem damit hatten nur \u201eeure\u201c M\u00e4nner. Vielleicht k\u00f6nnt ihr euch jetzt vorstellen, wie es ist, wenn Fremde \u00fcber eure K\u00f6rper entscheiden. Ob in Alabama oder eben beim Gastspiel in Wien.<\/p>\n

Nur das Beste f\u00fcr eure Zukunft w\u00fcnscht euch jedenfalls<\/p>\n

Marie Samstag, abseits.at<\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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