{"id":67428,"date":"2019-10-04T18:27:40","date_gmt":"2019-10-04T16:27:40","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=67428"},"modified":"2019-10-04T18:27:59","modified_gmt":"2019-10-04T16:27:59","slug":"kommentar-worum-es-in-marschs-ansprache-wirklich-ging","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-international\/champions-league\/kommentar-worum-es-in-marschs-ansprache-wirklich-ging\/","title":{"rendered":"Kommentar: Worum es in Marschs Ansprache wirklich ging"},"content":{"rendered":"\n\n
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Einblicke in die Kabine eines Sportvereins sind meistens durchaus interessant und spannend. Zumeist gibt es die seltenen Blicke hinter die Kulissen in Form von Jubelbildern nach gro\u00dfen Erfolgen. Seltener sind Einblicke vor einem Spiel oder in der Halbzeitpause.<\/em><\/p>\n

Im Zuge des geplanten deutschen \u201eSommernachtstraums\u201c bei der WM 2006 ging J\u00fcrgen Klinsmanns Ansprache an seine Mannschaft vor dem Spiel gegen Argentinien viral. Auch aus dem Red-Bull-Universum gibt es Beispiele f\u00fcr viral gegangene Pre-Game-Ansprachen, etwa die emotionale Rede von Ralf Rangnick 2016 bei RB Leipzig. Und aus anderen Sportarten, gerade aus dem US-Sport, kennt man derartige Einblicke ohnehin.<\/p>\n

Nun ging die Halbzeitansprache von Jesse Marsch in Anfield viral \u2013 und zwar weltweit. Beim Stand von 1:3 aus Sicht von Red Bull Salzburg erinnerte er seine Mannschaft zur Pause, dass dies eine Champions-League-Partie und kein \u201efucking Freundschaftsspiel\u201c<\/em> sei. Es ist das Zeugnis f\u00fcr ein nie dagewesenes Selbstverst\u00e4ndnis eines \u00f6sterreichischen Klubs, denn was Marsch von seiner Mannschaft beim Titelverteidiger der K\u00f6nigsklasse forderte, war nat\u00fcrlich nichts Selbstverst\u00e4ndliches.<\/p>\n

In Wahrheit war Marschs Ansprache aber gar nicht so emotional und motivierend, wie sie jetzt dargestellt wird. Es gibt international einfach relativ wenige Vergleichswerte, was zur Halbzeit in den Kabinen von Spitzenklubs vor sich geht. Und das aus gutem Grund, denn die allermeisten Trainer wollen sich wohl auch nicht im Nachhinein in ihre interne Arbeit blicken lassen. Die geht im hartumk\u00e4mpften Fu\u00dfballgesch\u00e4ft niemand Au\u00dfenstehenden etwas an.<\/p>\n

Auch Jesse Marsch will das nicht und s\u00e4mtliche taktische Kniffe und Diskussionen wurden wohl erst nach Ende des Videos mit den Spielern besprochen. Im viral gegangenen Kabinenvideo ging es in Wahrheit um etwas Anderes, n\u00e4mlich um \u00f6ffentliche Pr\u00e4senz. Red Bull hat von allen Unternehmen weltweit wohl das gr\u00f6\u00dfte Gef\u00fchl, was Spektakel, Sinn f\u00fcr Situationen, Inszenierung und last but not least Marketing betrifft.<\/p>\n

Die wenigen taktischen Ausz\u00fcge aus dem Video, etwa als Co-Trainer Ren\u00e9 Aufhauser konkrete Spielhinweise gibt, sind im Internet nur noch sp\u00e4rlich zu finden. Die geschnittenen Videos von Marschs allgemeiner Ansprache, wie sie hunderte oder tausende Trainer der Welt, bis in unterste Ligen Woche f\u00fcr Woche halten, sind noch sichtbar. Und zwar im Vergleich zu zahlreichen anderen ver\u00f6ffentlichten Ansprachen mit richtig gutem Sound, mehreren Kameraeinstellungen und da und dort einen professionellen Kameraschwenk auf die fokussierten Spieler. Hochglanz<\/em> eben, so wie man es von Red Bull seit jeher gew\u00f6hnt ist.<\/p>\n

Inhaltlich wird sich Jesse Marsch von den Kameras nat\u00fcrlich nicht beeindrucken lassen, Red Bull wei\u00df aber sehr wohl, dass man gerade mit Jesse Marsch mehr Menschen beeindrucken kann, als mit jedem anderen Trainer. Ein paar irgendwie sympathisch-k\u00e4mpferische Fl\u00fcche, eine gute K\u00f6rpersprache und dann nat\u00fcrlich noch ausreichend Englisch! Dies ist der wichtigste Faktor daf\u00fcr, dass man auch \u00fcber die Grenzen hinaus viral gehen kann, was unter anderem gerade in England passiert. Der Red-Bull-Spirit wird damit auf verst\u00e4ndliche und gut inszenierte Art und Weise unter die Leute gebracht. Dass ausgerechnet dieses Video in eine unfassbare Kraftleistung an der Anfield Road m\u00fcndet und die knappe Niederlage fast zu einem noch gr\u00f6\u00dferen Heldenepos f\u00fcr die G\u00e4ste macht, ist nat\u00fcrlich auch das Gl\u00fcck des T\u00fcchtigen.<\/p>\n

Ein solch professionelles Video zu gestalten kommt nicht zuf\u00e4llig bzw. von ungef\u00e4hr. Der Verein erwartet sich auch abseits des Platzes etwas davon. Diese Erwartungen wurden schlie\u00dflich \u2013 auch dank der mental enorm starken Mannschaft \u2013 erf\u00fcllt. Es spricht weniger die aktiven Fans an, nicht prim\u00e4r die Stadionbesucher, nicht die mit einem anderen Verein Verwachsenen, sondern eher die so genannten \u201eNormalos\u201c oder die, die bisher mit Fu\u00dfball nicht viel anfangen konnten. Die sind es, die nun sehen: \u201eHoppla, im Fu\u00dfball \u2013 diesem Naja-Spiel, bei dem 22 Leute einem Ball hinterherjagen \u2013 ist ja ordentlich Emotion drin<\/em>\u201c. Und weil Jesse Marsch einer der wenigen ist, die dies auch nach au\u00dfen pr\u00e4sentieren \u201edurften\u201c und die enorm starke Elf der Bullen seinem Ruf folgte, ist es nun (Red Bull!) Salzburg, von denen diese Emotion ausging.<\/p>\n

Unterm Strich darf man also sagen, dass das Drehbuch nicht besser aussehen h\u00e4tte k\u00f6nnen \u2013 au\u00dfer vielleicht mit einem Punktgewinn der Salzburger, aber nicht mal dann w\u00e4r\u2019s au\u00dferordentlich besser gewesen. Red Bull hat mit diesem eben nicht so zuf\u00e4lligen Video mal wieder alles richtig gemacht und die Au\u00dfenwahrnehmung, wom\u00f6glich in Nischen, die bisher eher uninteressiert waren, massiv erh\u00f6ht und die \u00f6ffentliche Meinung positiv beeinflusst (und das trotz dem einen oder anderen \u201efucking\u201c). Das nicht nur wegen Marsch \u201eUS-hafte\u201c Video wird die Beliebtheitswerte von Red Bull Salzburg oder Red Bull Teams im Allgemeinen steigern und naturgem\u00e4\u00df die Abneigung der so genannten \u201eHater\u201c ebenfalls. Daher wie gesagt: Alles richtig gemacht \u2013 und das obwohl das Video, wenn man das Spiel rundherum ausblendet, nicht mal etwas Besonderes oder Au\u00dfergew\u00f6hnliches war\u2026<\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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