{"id":69826,"date":"2020-04-13T13:04:15","date_gmt":"2020-04-13T11:04:15","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=69826"},"modified":"2020-04-13T13:38:02","modified_gmt":"2020-04-13T11:38:02","slug":"analyse-khatlon-kontert-khujand-aus","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-international\/weitere-lander\/analyse-khatlon-kontert-khujand-aus\/","title":{"rendered":"Analyse: Khatlon kontert Khujand aus!"},"content":{"rendered":"\n\n
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In Tadschikistan stand am Osterwochenende, das im zentralasiatischen Land religionsbedingt nicht feierlich begangen<\/a> wird, der zweite Spieltag der neuen Saison an und wir waren bei einem Duell zweier Sieger des Ligaauftakts \u201evor Ort\u201c \u2013 leider nur via Stream. Der klar favorisierte Vizemeister FK Khujand empfing den Vorletzten vom Vorjahr, den FK Khatlon Bokhtar.<\/em><\/p>\n

F\u00fcnf Autostunden von der Hauptstadt Duschanbe<\/a>, fernab des Pamir-Gebirges<\/a>, kam es zu einem ungleichen Duell, das einen unerwarteten Sieger fand. Der FK Khatlon konnte sich ausw\u00e4rts bei Khujand in einer hei\u00dfen (und schlechten) Partie mit 3:2 durchsetzen und schob sich damit mit dem Punktemaximum auf Rang zwei hinter Titelfavorit Istiqlol.<\/p>\n

G\u00e4ste mit blutjungem Team<\/h3>\n

Die G\u00e4ste gingen in einem 4-1-4-1-System mit einem Durchschnittsalter von 20,9 Jahren in die Partie. Das Team, das sich in der vergangenen Saison nur via Relegation vor dem Abstieg rettete, war also ausw\u00e4rts beim hohen Favoriten eine blutjunge Mannschaft, in der der 28-j\u00e4hrige Ekshon Boboev der einzige Routinier war. Allerdings w\u00e4hlte man mit der 4-1-4-1-Ausrichtung ein gutes Mittel gegen das 3-5-2-System der Gastgeber.<\/p>\n

Solides Konterspiel durch den Au\u00dfenseiter<\/h3>\n

Dies war vor allem deswegen der Fall, weil die beiden \u00e4u\u00dferen Mittelfeldspieler, allen voran der erst 19-j\u00e4hrige Teamkapit\u00e4n Umardzhon Sharipov, sich in R\u00fcckw\u00e4rtsbewegung gut in die Mitte fallen lie\u00dfen und die Zentrale damit eng machten. Nach Ballgewinnen folgten schnelle Gegenst\u00f6\u00dfe (bis zum 2:0 \u2013 danach zog man sich nach und nach zur\u00fcck), indem man das Spiel wieder breitmachte und recht schn\u00f6rkellos \u00fcber die Fl\u00fcgel angreifen konnte. Da man in R\u00fcckw\u00e4rtsbewegung tief stand, konnte Khatlon recht gut in Gruppen angreifen, w\u00e4hrend Khujand viel zu hoch stand. Auch dass die Solospitze Parviz Baki-Akhunov sehr ausweichend agierte und sich immer wieder in die Zwischenr\u00e4ume der Dreierkette fallen lie\u00df, erleichterte das Konterspiel f\u00fcr den Au\u00dfenseiter. Nicht nur wegen seines vorentscheidenden Treffers zum 3:1 war er am gestrigen Nachmittag jeden Somoni wert<\/a>.<\/p>\n

F\u00fcr das Heimteam wurde es immer enger<\/h3>\n

Als es bereits 0:2 stand, schoben die Gastgeber ihren Spielaufbau um einige Meter nach vorne und die Dreierkette agierte praktisch auf H\u00f6he der Mittellinie, was sie anf\u00e4llig f\u00fcr Konter machte. Durch den R\u00fcckstand war es praktisch unm\u00f6glich f\u00fcr Khujand<\/a> den Gegner kommen zu lassen, da sich dieser ausschlie\u00dflich auf Konter spezialisierte. Die R\u00e4ume waren dadurch sehr eng und die Heimmannschaft wurde in viele statische Mann-gegen-Mann-Duelle verwickelt, wo man es nicht mal ausnutzen konnte, dass beispielsweise Khatlons Linksverteidiger Khuseyn Nurmatov ganz offensichtlich ein paar Tschebureki zu viel<\/a> auf den H\u00fcften hat.<\/p>\n

Rasen nicht auf englischem Niveau<\/h3>\n

Allgemein war das Spiel aber ohnehin vom au\u00dferordentlich schlechten Rasen gepr\u00e4gt, was auch spielerische L\u00f6sungen erschwerte. H\u00e4tte es sich um ein Europacup-Finale gehandelt, w\u00e4re der \u201eFleckerlteppich von Khujand\u201c in die Geschichte eingegangen. So war es aber ein ganz normaler Arbeitstag mit vielen Schlagl\u00f6chern und einigen Staubwolken, die durch die beiden Khujand-St\u00fcrmer Sidorov und Fatkhulloev im gegnerischen Strafraum aufwirbelten, wenn es zu Duellen knapp vor dem Tor kam. Die Staubwolken vor dem Tor passten aber insgesamt auch gut zum Stadion, wo sich ein unverkennbarer Ost-Flair<\/a> breitmachte.<\/p>\n

Ghanaischer G\u00e4ste-Keeper blieb sicher<\/h3>\n

Hier biss man sich zumeist am recht sicheren Keeper der G\u00e4ste die Z\u00e4hne aus: Der ghanaische Torh\u00fcter Quaye Godson pr\u00e4sentierte sich vor allem bei Flanken und im Abschneiden der Wege gegnerischer St\u00fcrmer stark. Laufkoordinativ sah er dabei zwar etwas seltsam aus, was aber vermutlich dem etwas speziellen Gel\u00e4uf geschuldet war. Mit Sch\u00fcssen aus der Etappe h\u00e4tte Khujand f\u00fcr mehr Gefahr sorgen k\u00f6nnen, allerdings kam man nur selten in Schusspositionen und konnte daher auch die vielen Schlagl\u00f6cher im Strafraum kaum ausnutzen.<\/p>\n

Ausputzerpartie in F\u00fchrung liegend<\/h3>\n

Mit der F\u00fchrung im R\u00fccken besann sich die Mannschaft aus Khatlon aus dem Bezirk Bokhtar<\/a> aufs Zerst\u00f6ren und drosch zahlreiche B\u00e4lle weit nach vorne. In etwa der H\u00e4lfte der F\u00e4lle blieb es beim Versuch, weil die Ausputzer ein Luftloch nach dem anderen schlugen, was beispielsweise auch zum 1:2 f\u00fchrte, in der anderen H\u00e4lfte der F\u00e4lle agierte man zumindest im Nachr\u00fcckverhalten gut und gewann so viele zweite B\u00e4lle. Eine routiniertere Mannschaft h\u00e4tte der Heimmannschaft in derartigen Aktionen wohl noch weitere Tore eingeschenkt, aber die Entscheidungsfindung von Khatlon in allerletzter Instanz war mangelhaft.<\/p>\n

Khujand zu eindimensional<\/h3>\n

Dennoch wurde das Spiel f\u00fcr die jungen G\u00e4ste nicht mehr brenzlig und das 2:3 fiel erst in der f\u00fcnften Minute der Nachspielzeit. Bis dahin hatte man das Spiel durch die Engen in der Zentrale und die konsequente Ausputzertaktik mit anschlie\u00dfendem Laufen um den zweiten Ball weitgehend im Griff. Khujand entt\u00e4uschte allerdings auf der ganzen Linie, brachte wohl auch den routinierten Spielmacher Dilshod Bozorov etwas zu sp\u00e4t und setzte zu lange auf die beiden eher statischen Angreifer, die vor allem koordinativ gro\u00dfe Probleme hatten.<\/p>\n

Was wir sonst noch \u00fcber Tadschikistan lernten<\/h3>\n

Unterm Strich bleibt ein durchaus spannendes Live-Spiel (endlich mal wieder), mit \u00fcberschaubarer technischer Qualit\u00e4t und einem Spielfeld, das in Wimbledon<\/a> f\u00fcr Herzinfarkte gesorgt h\u00e4tte. Weiters fiel auf, dass tadschikische Kommentatoren<\/a> so etwas wie die S\u00fcdamerikaner Zentralasiens sein d\u00fcrften, zumal sie schon bei Ballaktionen in Eckfahnenn\u00e4he einen h\u00f6heren Blutdruck bekommen. Zudem scheint die im Hintergrund immer wieder sichtbare Masjidi Jami Moschee<\/a> ein interessantes Touristenziel f\u00fcr all jene zu sein, die einen Ausflug von Duschanbe zum nahegelegenen Kairakkum-Stausee<\/a> mit einem Fu\u00dfballspiel auf dem vermeintlich schlechtesten Rasen der tadschikischen Liga und ein bisschen Kulturprogramm verbinden wollen. In der Halbzeit gab es leider keine traditionelle Halbzeitshow<\/a>, daf\u00fcr aber wurden wir Zeuge tadschikischer Fernsehwerbung, die f\u00fcr die Sch\u00f6nheit des Landes warb. Ein Kult, der \u00fcbrigens sp\u00e4testens seit 1994 landes\u00fcblich<\/a> ist.<\/p>\n

In der Zusammenfassung des Spiels auf YouTube k\u00f6nnt ihr immerhin drei der f\u00fcnf Tore \u2013 und vor allem den Rasen \u2013 sehen:<\/p>\n