{"id":74990,"date":"2021-05-23T08:00:02","date_gmt":"2021-05-23T06:00:02","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=74990"},"modified":"2021-05-22T00:46:58","modified_gmt":"2021-05-21T22:46:58","slug":"wiederholung-in-zeitlupe-9-der-irre-sprint-zum-pokalsieg-kw-20","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-international\/deutschland\/wiederholung-in-zeitlupe-9-der-irre-sprint-zum-pokalsieg-kw-20\/","title":{"rendered":"Wiederholung in Zeitlupe (9) \u2013 Der irre Sprint zum Pokalsieg (KW 20)"},"content":{"rendered":"\n\n
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Jeden Sonntag wollen wir in dieser neuen Serie einen Blick in die Vergangenheit werfen: Wir spielen sozusagen einen Zuckerpass in den R\u00fcckraum und widmen uns kurz und b\u00fcndig legend\u00e4ren Toren, Spielen, Fu\u00dfballpers\u00f6nlichkeiten, Ereignissen auf oder neben dem Platz und vielem mehr. Wir wollen Momente, Begebenheiten, Biografien \u2013 im Stile von Zeitlupenwiederholungen aus dem TV nochmals Revue passieren lassen. Gedanken machen wir uns dabei \u00fcber Vergangenes, das in der abgelaufenen Kalenderwoche stattgefunden hat. Heute erinnern wir an den 17. Mai 2014, exakt 22:31 Uhr, und an Thomas M\u00fcllers Tor, das dem FC Bayern M\u00fcnchen damals den deutschen Pokal einbrachte\u2026<\/p>\n

M\u00fcller, Maschine, Mentalit\u00e4t.<\/span><\/h3>\n

\u201eIch kann mich noch genau daran erinnern: Diese Distanz. Das war so lang.\u201c<\/i>, analysierte der Finaltorsch\u00fctze f\u00fcnf Jahre nach seinem legend\u00e4ren Treffer eines seiner emotionalsten Tore. M\u00fcller war nach 122 Minuten im Endspiel um den Deutschen Pokal 2014 \u2013 wie auch der Rest der Bayern \u2013 ausgebrannt und erledigt, doch als der eingewechselte Pizarro kurz nach der Mittelauflage den Ball geschickt durchsteckte, gab es f\u00fcr den Offensivallrounder nur eines: Laufen und zwar so schnell wie m\u00f6glich. Der drahtige Oberbayer konnte von Marcel Schmelzer nicht mehr gestoppt werden, umkurvte Roman Weidenfeller und schob zum erl\u00f6senden Tor ein. Der Jubel danach kannte nicht nur bei der Nummer 25 des FC Bayern keine Grenzen: Die M\u00fcnchner hatten das Double 2013\/14 geholt.<\/p>\n

Der Treffer scheint ein typischer \u201eM\u00fcller\u201c zu sein, ein lucky punch<\/i> oder etwa doch nicht? Der mittlerweile 31-j\u00e4hrige ist ein unorthodoxer und oft untersch\u00e4tzter Fu\u00dfballprofi. Seine Erfolge sprechen jedenfalls f\u00fcr sich: Der St\u00fcrmer ist Weltmeister, zweifacher Champions-League-Sieger, zehnfacher Deutscher Meister, sechsfacher Pokalsieger. Er war nicht nur dabei, sondern mittendrin, hat wettbewerbs\u00fcbergreifend \u00fcber 200 Tore erzielt und wurde daf\u00fcr auch individuell ausgezeichnet.<\/p>\n

M\u00fcller kickt seit 2000 f\u00fcr die \u201eRoten\u201c aus M\u00fcnchen. Seine Spezialit\u00e4t: Tore. Sein Erfolgsrezept: \u201eM\u00fcllern\u201c. 2012 erkl\u00e4rte der geb\u00fcrtige Oberbayer freim\u00fctig, er k\u00f6nne einfach keine Tricks und m\u00fcsse insbesondere junge Fans bei Meet-and-greets<\/i> oft entt\u00e4uschen: \u201eDie wollen dann immer irgendwelche Zaubereien sehen, Ball hochhalten, viermal um die eigene Achse und so was. Aber das war noch nie mein Fachgebiet.\u201c<\/i> M\u00fcller ist eine Art Anomalie im Profifu\u00dfball: Kein Supertechniker, kein Kopfballungeheuer, kein Modellathlet und trotzdem Stammspieler bei einem der besten Vereine der Welt. B\u00f6se Zungen nennen ihn \u201eHolzfu\u00df\u201c, er sei \u00fcbersch\u00e4tzt und \u201enudle\u201c seine B\u00e4lle irgendwie ins Netz. Doch das stimmt nicht, daf\u00fcr muss man sich nur ein Best-Of seiner Tore anschauen: Thomas M\u00fcller kann Weitschusstore erzielen, vollbringt einen Fallr\u00fcckzieher in Bedr\u00e4ngnis oder schlie\u00dft direkt mit dem Au\u00dfenrist ab. Er ist keineswegs nur der Nutznie\u00dfer von Abstaubern oder Stochereien, sonst h\u00e4tte er sich nicht jahrelang im Haifischbecken des FC Bayern behauptet oder h\u00e4tte nicht den goldenen und silbernen Schuh bei Weltmeisterschaftsendrunden gewonnen. Was ihn aber vor allem auszeichnet und von anderen Kickern unterscheidet, sind seine Qualit\u00e4ten im Kopf: M\u00fcller antizipiert gut, erkennt R\u00e4ume, hat den Torriecher. Er ist ein klassischer Fu\u00dfballer mit viel \u00dcbersicht und so auch ein hervorragender Vorbereiter.<\/p>\n

Auch privat kultiviert der St\u00fcrmer sein Image vom Lausbuben mit Herz und Hirn: M\u00fcller hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen, wirkt bodenst\u00e4ndig, ehrgeizig, heimatverbunden, aber doch weltoffen. Er verk\u00f6rpert seit Jahren das Gesicht des FC Bayern, gibt sich als verwurzelt, aber doch modern. Der Verein, wei\u00df was er an ihm hat: M\u00fcller f\u00e4llt nicht durch Nobelkarossen und bunte Kleidung auf, sondern zeigt lieber Fotos von seinen Hunden oder spielt bei Fanclubtreffen das bayerische Kartenspiel Schafkopf. Gemeinsam mit seiner Frau, die als Reiterin ebenfalls sehr erfolgreich ist, betreibt er s\u00fcdlich von M\u00fcnchen ein Gest\u00fct und z\u00fcchtet hochklassige Turnierpferde.<\/p>\n

Zur\u00fcck zum Pokalfinale 2014: Es war ein hart umk\u00e4mpftes Spiel, in dem beide Teams unbedingt den Sieg wollten. M\u00fcllers erste Topchance vereitelte Schlussmann Weidenfeller mit dem Kopf, nach der Halbzeitpause scheiterte \u201edie sprechende Lederhose\u201c nach einer Vorlage von Rib\u00e9ry erneut am Dortmunder Keeper. In der 64. Minute gab der Schiedsrichter einen g\u00fcltigen Treffer der Schwarz-Gelben nicht: Lewandowski verl\u00e4ngerte auf Hummels, dieser k\u00f6pfte den Ball hinter die Linie, Dante drosch diesen jedoch ohne, dass die Kugel den Boden ber\u00fchrt hatte, weg. In der Verl\u00e4ngerung konnte Robben nach einer Boateng-Flanke gl\u00fccklich den F\u00fchrungstreffer f\u00fcr die S\u00fcddeutschen erzielen. Obwohl die Bayern statistisch \u00fcberlegen waren und auch die besseren Chancen hatten, war der K\u00e4se noch nicht gegessen: Dortmund zeigte Mentalit\u00e4t und versuchte zu dr\u00fccken, doch sie hatten die Rechnung ohne Thomas M\u00fcller und seinen Mini-Rest im Tank gemacht. In der Verl\u00e4ngerung der Verl\u00e4ngerung holte der Angreifer noch einmal alles aus sich heraus und machte nach einem Monster-Sprint den Deckel drauf. W\u00e4hrend die M\u00fcnchner jubelten, war die Entt\u00e4uschung bei J\u00fcrgen Klopp und seinen Spielern riesig. Da tr\u00f6stete auch nicht, dass \u201eKloppo\u201c einen seiner legend\u00e4rsten Spr\u00fcche bei der anschlie\u00dfenden Pressekonferenz vor laufender Kamera gebar: \u201eWenn der Spieler mit dem rechten Bein auf der Torlinie steht und mit dem linken Bein den Ball wegschl\u00e4gt, dann m\u00fcsste er \u2013 ja, keine Ahnung \u2013 einem Cirque de Soleil angeh\u00f6ren um das machen zu k\u00f6nnen ohne, dass der Ball hinter der Torlinie war [\u2026]\u201c<\/i>, kommentierte der heutige Liverpool-Trainer das nicht-gegebene Tor von Hummels. Des einen Freud, des anderen Leid.<\/p>\n

Marie Samstag, abseits.at<\/i><\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Jeden Sonntag wollen wir in dieser neuen Serie einen Blick in die Vergangenheit werfen: Wir spielen sozusagen einen Zuckerpass in den R\u00fcckraum und widmen uns kurz und b\u00fcndig legend\u00e4ren Toren, Spielen, Fu\u00dfballpers\u00f6nlichkeiten, Ereignissen auf oder neben dem Platz und vielem mehr. Wir wollen Momente, Begebenheiten, Biografien \u2013 im Stile von…<\/p>\n","protected":false},"author":65,"featured_media":50264,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_expiration-date-status":"saved","_expiration-date":0,"_expiration-date-type":"","_expiration-date-categories":[],"_expiration-date-options":[]},"categories":[16],"tags":[1371,37,1581,13951],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/74990"}],"collection":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/users\/65"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=74990"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/74990\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":74991,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/74990\/revisions\/74991"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media\/50264"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=74990"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=74990"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=74990"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}