\u201eBuben und M\u00e4dchen\u201c<\/em> gest\u00f6rt f\u00fchlen w\u00fcrden.<\/p>\nRichtig los ging es im Wiener Frauenfu\u00dfball jedoch erst mit Edith Klinger, die am 26. Oktober 1934 bei der Magistratsabteilung 49 den Antrag auf Gr\u00fcndung des. 1. Damen-Fu\u00dfball-Clubs \u201eKolossal\u201c stellte. Nachdem die Beh\u00f6rde gr\u00fcnes Licht gab, folgte schon beim ersten Platztraining der Eklat und es kam im M\u00e4rz 1935 zu einer Spaltung des Vereins. Klinger lie\u00df sich jedoch nicht entmutigen und absolvierte (als erste Frau) die \u00d6FB-Schiedsrichterpr\u00fcfung (mit Auszeichnung und als erste Frau weltweit nach FIFA-Standards). Der \u00d6FB zeigte sich dar\u00fcber jedoch weniger beeindruckt und \u00e4nderte nach Klingers Abschluss sogleich seine Statuten dahingehend, dass sich nur mehr M\u00e4nner zum Referee ausbilden lassen konnten. Die zierliche Edith Klinger war die Mutter des Wiener Frauenfu\u00dfballs. Sie initiierte im M\u00e4rz 1936 auch die Gr\u00fcndung der \u201e\u00d6sterreichischen Damenfu\u00dfball Union\u201c und war \u2013 trotz der st\u00e4ndigen Hindernisse, die die Herren der Sch\u00f6pfung ihr und ihren Mitspielerinnen in den Weg legten \u2013 die Leitfigur des Wiener Frauenfu\u00dfballs dieser Jahre. Trotzdem zeigte sie Erm\u00fcdungserscheinungen, so trat sie im Februar 1937 aus dem Vorstand ihres Vereins aus und blieb einfaches Mitglied. Am Platz war die geb\u00fcrtige Wienerin zwar eher Erg\u00e4nzungsspielerin, als Funktion\u00e4ren und Schiedsrichterin verstand sie sich aber durchzusetzen. Klinger absolvierte auch einen Lehrgang zur Eishockeyschiedsrichterin. Nach 1938 verliert sich ihre Spur.<\/p>\n
Lehrjahre sind keine Damenjahre<\/h3>\n
Weltweit die ersten Fu\u00dfballfrauen waren die kickenden Wienerinnen allerdings nicht: In Frankreich, Belgien oder den Niederlanden schn\u00fcrten Frauen bereits fr\u00fcher ihre Kickstiefel. Nach Klingers mutigem Vorsto\u00df gr\u00fcndeten sich zahlreiche Damenfu\u00dfball-Vereinigungen in der \u00f6sterreichischen Hauptstadt. F\u00fcr die erste Meisterschaft einigte man sich auf drei Regeln, die sich vom Herrenfu\u00dfball unterschieden: Spielzeit: 2x 40 Minuten; Hands ist zum Schutz vor Verletzungen erlaubt und der Tormann (sic!) darf im Torraum nicht angegangen werden.<\/p>\n
Dreieinhalb Saisonen kickte man im Austrofaschismus nicht nur zum Vergn\u00fcgen, sondern um den Titel der ins Leben gerufenen Meisterschaft. Gespielt wurde am Olympiaplatz im Prater, am Schafbergplatz im 18. Wiener Gemeindebezirk und am Baumgartner Platz nahe der H\u00fctteldorfer Pfarrwiese. Auch am Merkurplatz, wo heute der Wiener Sportclub sein Trainingsgel\u00e4nde hat, sowie am Lehrersportplatz zwischen Rosensteingasse und Roggendorfgasse in Wien 17 traf sich frau zum Fu\u00dfballspielen, nachdem der \u00d6FB dem Frauenfu\u00dfball die Benutzung seiner Pl\u00e4tze versagte. Die Damen veranstalteten Pfingst- und Osterturniere; duellierten sich in der Schweiz und in der damaligen Tschechoslowakei.<\/p>\n
Die Beschreibung der Spiele von Marschik und Faller kann (naturgem\u00e4\u00df) etwas langweilig anmuten; spannender sind aber die eingestreuten Portr\u00e4ts der Protagonist:innen. Unter den Wiener Fu\u00dfballerinnen der 30er-Jahre findet sich z.B. Dolly Wagner, mehrmalige \u00f6sterreichische Meisterin \u00fcber 100 und 200 Meter und im Weitsprung; oder die Handballerin Ilse Zaunrith. Emmy Redl galt als \u201eweiblicher Sindelar\u201c und wurde von den Zeitungen gern gemeinsam mit Bruder Hans, der Tennis-Staatsmeister war, portr\u00e4tiert. Dem \u201ePapiernen\u201c \u00e4hnlich war aber die in Favoriten geborene Josefine Lauterbach, die nicht nur einen verwandten Spielstil hatte, sondern Sindelar schon als Kind auf dem Hertha-Platz auf die F\u00fc\u00dfe sah. Lauterbach trat f\u00fcr \u00d6sterreich beim olympischen 800 Meter-Lauf in Amsterdam an, spielte Handball und eben auch Fu\u00dfball. Die ungekr\u00f6nte Torsch\u00fctzenk\u00f6nigin dieser Zeit ist Leopoldine Kantner, die mit 111 Toren wohl auch eine der besten Kickerinnen ihrer Zeit war.<\/p>\n
Mitte Mai 1938 \u2013 wenige Wochen nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland \u2013 stellten die Zeitungen jeden Bericht \u00fcber Frauenfu\u00dfball ein. Bis in den Sommer l\u00f6sten sich langsam die Vereine auf; der starke Wille der Protagonistinnen auch im Dritten Reich weiter zu kicken, wurde durch ein gesetzliches Verbot gebrochen. Viele \u2013 wie Alice Maibaum \u2013 mussten wegen ihrer j\u00fcdischen Herkunft emigrieren. Der Wiener Frauenfu\u00dfball war Geschichte.<\/p>\n
Warum die Autoren diesen letztendlich so spektakul\u00e4r finden, um ihm ein Buch zu widmen? Die Damen h\u00e4tten sich gegen massive Widerst\u00e4nde aus Politik und Gesellschaft trotzdem zu einem regelm\u00e4\u00dfigen und geordneten Spielbetrieb zusammengefunden. Sie etablierten den \u201eals Kirtagsvergn\u00fcgen\u201c<\/em> geltenden Damenfu\u00dfball als ernsthaften Zeitvertreib und schafften es ihren Sport weitestgehend autonom zu verwalten. Eben eine \u201eKlasse f\u00fcr sich\u201c.<\/p>\n\u201e<\/em>Eine Klasse f\u00fcr sich. Als Wiener Fu\u00dfballerinnen einzig in der Welt waren<\/em>\u201c <\/em>von Helge Faller und Matthias Marschik ist 2020 im Verlagshaus Hernals erschienen und kostet 39,– EUR. <\/em><\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Ein umfangreiches und unhandliches Sachbuch haben Helge Faller und Matthias Marschik \u00fcber den historischen Wiener Frauenfu\u00dfball verfasst. Zwischen 1935 und 1938 trugen die in der \u00f6sterreichischen Hauptstadt beheimateten Damen \u2013 weltweit einzigartig \u2013 eine Fu\u00dfballmeisterschaft aus. Die beiden Historiker haben sich f\u00fcr die Recherchen zu diesem Buch vorrangig durch historische…<\/p>\n","protected":false},"author":65,"featured_media":50010,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_expiration-date-status":"","_expiration-date":0,"_expiration-date-type":"","_expiration-date-categories":[],"_expiration-date-options":[]},"categories":[8],"tags":[7279,28609,28611,28610],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/81687"}],"collection":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/users\/65"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=81687"}],"version-history":[{"count":2,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/81687\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":81689,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/81687\/revisions\/81689"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media\/50010"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=81687"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=81687"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=81687"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}