{"id":84057,"date":"2023-02-18T13:16:52","date_gmt":"2023-02-18T12:16:52","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=84057"},"modified":"2023-02-18T13:17:18","modified_gmt":"2023-02-18T12:17:18","slug":"groundhoppers-diary-das-traditionelle-fruehlingserwachen-in-ungarn","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/in-depth\/fankurve\/groundhoppers-diary-das-traditionelle-fruehlingserwachen-in-ungarn\/","title":{"rendered":"Groundhopper\u00b4s Diary: Das traditionelle Fr\u00fchlingserwachen in Ungarn"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"<\/a>Wenn Mitte Februar die Ligen Ungarns langsam aus ihrem Winterschlaf erwachen, dann ist dies f\u00fcr uns immer eine Reise wert, sind die dortigen Ligen doch die ersten Mitteleuropas, die auch im Unterhaus ins neue Jahr starten. Daher wurde ein lange geplanter Tagesausflug nach Budapest anvisiert, doch dieser sollte kurz vor der Abreise noch einmal ordentlich durcheinander gewirbelt werden.<\/em><\/p>\n

Budapest Honv\u00e9d FC II – Paksi FC II 1:4 (0:1)<\/strong><\/h3>\n

Das Spiel der drittklassigen NB III, K\u00f6z\u00e9p csoport<\/strong> (Gruppe Mitte), zwischen Budapest Honv\u00e9d FC II<\/strong> und dem Paksi FC II<\/strong> wurde n\u00e4mlich kurzerhand von 11.00 Uhr auf 13.00 Uhr verlegt. Ich pers\u00f6nlich habe nichts gegen zwei Stunden mehr Schlaf an einem Sonntag, aber diese Beginnzeit ist nat\u00fcrlich Gift f\u00fcr die weiteren Drittligaspiele, die um allesamt 14.00 Uhr angesetzt waren.<\/p>\n

Die rund 50 Kilometer weite Reise zum Derby Zs\u00e1mbek gegen Buda\u00f6rs konnte ich mir nun aufzeichnen, doch meine Rettung war der Kelen SC, den man innerhalb von 20 Minuten mit einer Fahrt durch die Stadt erreichen konnte. So kam ich dann ein paar Minuten zu sp\u00e4t dorthin und es wurden blo\u00df 45 Minuten auf dem Honv\u00e9d MFA Ut\u00e1np\u00f3tl\u00e1s K\u00f6zpont<\/strong>, dem Nachwuchszentrum von Honv\u00e9d, das sich in der N\u00e4her der origin\u00e4ren Heimst\u00e4tte des Vereins, der Bozsik Ar\u00e9na, befindet. Das Zentrum, das auch die 2007 gegr\u00fcndete Magyar Futball Akad\u00e9mia beheimatet, wurde im Zuge des vor zwei Jahren abgeschlossenen Umbaus der Bozsik Ar\u00e9na errichtet.<\/p>\n

Stebl begleitet mich heute als Mitfahrer ab Schwechat und wir erreichen die Anlage so fr\u00fch, dass wir noch einen kleinen Spaziergang in der Umgebung machen k\u00f6nnen. Kurz vor 13.00 Uhr betreten wir dann das Areal, wo wir am Eingang, so wie jeder andere Besucher auch, eine Freikarte bekommen. Rund 70 Zuschauer finden sich zumeist auf der zweireihigen und \u00fcberdachten L\u00e4ngstrib\u00fcne ein, Einige wenige Besucher folgen dem Spiel von einem Stehplatz hinter dem Tor aus. Eine Kantine gibt es auch. Die bietet sogar (kalte) Schnitzelsemmeln an. Stebl ist dies egal, denn nach einem zuvor erstandenen H\u00fchnerleberwurstsandwich kann ihn dies auch nicht mehr ersch\u00fcttern. Au\u00dferdem hat ein wieder ein Borsodi als Begleitgetr\u00e4nk dabei, sodass man schon fast von einem \u201eEinser Men\u00fc\u201c sprechen kann.<\/p>\n

Das Spiel verl\u00e4uft anfangs ausgeglichen, doch die etwas hantige Art der Linienrichterin Petra Majorn\u00e9 Nagy l\u00e4sst die Nachwuchskicker der Budapester sichtlich verunsichern. Viel abgebr\u00fchter ist da Altstar D\u00e1niel B\u00f6de, der mit seinen 36 Jahren nicht nur die Karriere bei der Zweiermannschaft von Paks ausklingen l\u00e4sst, sondern sich auch von den schroffen Anweisungen einer Linienrichtern nicht aus der Fassung bringen l\u00e4sst und in der 25.MInute den F\u00fchrungstreffer f\u00fcr Paks II erzielt.<\/p>\n

Wir m\u00fcssen es auch mit Fassung tragen, dass hier nach 45 Minuten Schluss f\u00fcr uns ist. So verpassen wir die Torparade der G\u00e4ste, die durch Pesti (61.), G\u00f6r\u00f6g (71.) und Ny\u00e1ri (78.) noch drei weitere Male treffen. Honv\u00e9d II verk\u00fcrzte in der 66.Minute zwischenzeitlich auf 1:2, aber der Treffer von Feh\u00e9r war heute viel zu wenig, um in diesem Duell zweier im oberen Mittelfeld platzierten Teams dieser Liga anschreiben zu k\u00f6nnen.<\/p>\n

Kelen SC – Csornai SE 1:1 (0:0)<\/strong><\/h3>\n

Mit dem Halbzeitpfiff f\u00fcr die Magyar Futball Akad\u00e9mia auch wieder verlassen und nur wenige Kilometer sp\u00e4ter verlie\u00df auch Mitfahrer Stebl an der Nagyk\u00f6r\u00f6si \u00fat mein Auto, um dann per Bus zu ESMTK zu gelangen, die ebenfalls um 14.00 Uhr das Spitzenspiel der NB III in der K\u00f6z\u00e9p csoport gegen Iv\u00e1ncsa hatten. Ich musste hingegen die Gruppe der dritten ungarischen Spielklasse wechseln und so ging es f\u00fcr mich \u00fcber die Donau zur\u00fcck nach Buda. Dort h\u00e4tte der Kelen SC<\/strong> heute ein Heimspiel gegen den Csornai SE<\/strong> in der NB III, Nyugati csoport<\/strong>, also der Westgruppe der dritten Liga.<\/p>\n

Ich erreiche das Sportzentrum um 14:12 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits 14 Minuten des Spiels absolviert, aber es steht immerhin noch 0:0. Kelen ist in der Tabelle als F\u00fcnfzehnter zwar nur drei Pl\u00e4tze vor Csorna, hat aber doppelt so viele Punkte, wie die heutigen G\u00e4ste aus dem Gy\u0151r-Moson-Sopron Megye. Die Favoritenrolle ist daher bei der Mannschaft aus Budapest, die in den ersten 45 Minuten spielerisch dieser auch mehr als gerecht wird. Es gibt zahlreiche gute Chancen f\u00fcr die Gastgeber, doch diese werden allesamt vergeben, sodass vor rund 70 Besucher die Seiten torlos gewechselt werden.<\/p>\n

Nach dem Seitenwechsel sollte dann die mehr als verdiente F\u00fchrung f\u00fcr Kelen durch den eingewechselten Vass erfolgen, der in der 52.Minute eine Flanke per Kopf im Tor Csornas unterbringen kann. Jedoch bringt dieser Treffer keine Sicherheit ins Spiel der Gastgeber. Csorna wird auf einmal viel mutiger und erzielt nur sieben Minuten sp\u00e4ter den Ausgleich. Nach einem Eckball ist Kelens Szalai der Ungl\u00fccksrabe, denn er f\u00e4lscht den Ball ins eigene Tor ab.<\/p>\n

In den letzten 30 Minuten des Spiels gibt Csorna auf der Baustelle des Kelen SC Sportteleps, wo eine neue Haupttrib\u00fcne errichtet wird, den Ton an. Die G\u00e4ste sind nun klar besser und haben viel mehr Spielanteile. Ehrlicherweise muss man sagen, dass dieses Spiel auch keine Offenbarung war, aber wenn man sich den Abstiegskampf in der 3.Liga anschaut, dann kann man sich keine fu\u00dfballerischen Leckerbissen erwarten.<\/p>\n

Die Heimfans unterhalten sich in der Schlussphase des Spiels, dann \u00fcber die Super Bowl und welches Team schmutziger ist als das andere. Da bin ich dann ausgestiegen, denn auf diesem Gebiet bin ich wirklich nicht firm, denn sie reden \u00fcber einen Sch\u00fcsselspieler in NFL-Finale, bei dem ich immer dachte, dass er Basketballer w\u00e4re. Schuster bleib bei deinen Leisten und das ist bei mir eben der Fu\u00dfball. Daran halte ich mich auch und ich begebe mich nach dem Schlusspfiff wieder \u00fcber die Donau zur\u00fcck nach Pest, in den Stadtteil Angy\u00e1lf\u00f6ld.<\/p>\n

Vasas FC Budapest – \u00dajpest FC Budapest 0:1 (0:0)<\/strong><\/h3>\n

Blicke ich in meine Aufzeichnungen zur\u00fcck, dann sagen mir diese, dass ich an diesem Ort bereits Ende September 1999 gewesen bin und hier das Spiel von Vasas Budapest gegen Zalaegerszeg gesehen habe. Es war damals mein drittes Stadion, das ich in Ungarn im Zuge eines Fu\u00dfballspiels besucht habe. Fast 24 Jahre und 323 in Ungarn gesehenen Sportpl\u00e4tzen sp\u00e4ter bin ich erneut bei einem Heimspiel von Vasas. Der Grund daf\u00fcr ist auch leicht erkl\u00e4rt, denn 2019 wurde das neue Illovszky Rudolf Stadion<\/strong> er\u00f6ffnet. Die Lage dieses Neubaus ist nicht mehr ganz an der Stelle des alten Stadions, denn das Feld wurde quasi begradigt und dem Stra\u00dfenverlauf angepasst, sodass es auch keine Zweifel daran gibt, dass man dieses Stadion neu z\u00e4hlen kann.<\/p>\n

W\u00e4hrend die alte Sch\u00fcssel im Ostblock-Stil noch 18.000 Zuschauer fasst, passen in das neue Stadion nur mehr knapp \u00fcber 5.000 Besucher. Die Kapazit\u00e4t ist zwar um einiges geringer als im alten Stadion, aber dennoch mehr als ausreichend f\u00fcr einen Klub, der in Ungarn zwischen erster und zweiter Liga pendelt und im Zuschauerranking der gr\u00f6\u00dferen Budapester Vereine gerade einmal MTK hinter sich lassen kann.<\/p>\n

Heute sollte es in der NB I<\/strong>, der h\u00f6chsten ungarischen Spielklasse, zum Budapester Nordderby zwischen dem Vasas FC<\/strong> und dem \u00dajpest FC<\/strong> kommen. Das klingt aber eindeutig besser, als es die Tabellensituation widerspiegelt, denn beide Vereine stecken mittendrin im Abstiegskampf, wo sie sich mit Honv\u00e9d und Videoton die beiden Absteiger des heurigen Jahres ausmachen werden.<\/p>\n

Aber Derby ist eben Derby und so finden doch 2.980 Zuschauer heute den Weg ins Stadion. Der G\u00e4stesektor ist ausverkauft und auf der Gegengerade finde sich auch einige Fans aus dem Budapester Norden ein, die heute die geringste Anreise zu einem Ausw\u00e4rtsspiel haben, um ihre Lila-Wei\u00dfen zu unterst\u00fctzen.<\/p>\n

Das Gebotene ist in den ersten 45.Minuten auf dem Rasen mehr als d\u00fcrftig. Da ist auf den R\u00e4ngen bei Weiten mehr los, wobei es auch zu erw\u00e4hnen ist, dass beiden Kurven sich gegenseitig supporten. Echte Rivalit\u00e4t sieht da anders aus, man kommt fast schon in Verlegenheit dieses Spiel als „Derby of Love“ zu bezeichnen. Spielerisch hat es jedenfalls zu diesem Zeitpunkt aber noch \u00f6sterreichisches Regionalliganiveau gehabt.<\/p>\n

Doch das sollte sich nach dem Seitenwechsel \u00e4ndern, denn \u00dajpest trifft in der 47.MInute durch Csoboth zur F\u00fchrung. Gefeiert wird dieser Treffer erst f\u00fcnf Minuten sp\u00e4ter, denn er wird VAR \u00fcberpr\u00fcft. Vasas wei\u00df auch, dass dieser Spielstand sehr schlecht ist, denn so w\u00fcrde \u00dajpest dem Team aus Angy\u00e1lf\u00f6ld um f\u00fcnf Punkte entwischen, was auch so viel bedeutet, dass es zu einer Vorentscheidung im Abstiegskampf kommen k\u00f6nnte. Dementsprechend setzt Vasas alles auf eine Karte und erspielt sich zahlreiche Chancen. Die beste von ihnen vergibt der in der 64.Minute eingewechselte Filip Holender, der freistehend aus weniger als zehn Metern einen Abpraller \u00fcber das Tor schie\u00dft.<\/p>\n

In den bangen Minuten der achtmin\u00fctigen Nachspielzeit kommt \u00dajpests serbischen Trainer Kruscics mehrmals die eine oder andere Unmuts\u00e4u\u00dferung in seiner Muttersprache aus. Als in der letzten Spielminute dann auch der Ball in die Bank der \u00dajpester fliegt, kommt es zu einer Rangelei mit den Vasas-Spielern, was zu einem kuriosen Platzverweis vom auf der Bank sitzenden H\u00e1mori f\u00fchrt. Er wird diese rote Karte aber verschmerzen, denn das Spiel ist wenige Augenblicke sp\u00e4ter zu Ende.<\/p>\n

Vasas h\u00e4tte heute wohl noch bis Mitternacht spielen k\u00f6nnen und wohl keinen Treffer erzielt. Doch diese bittere Niederlage, trotz ansprechender Leistung, zementiert den Eisenbahnerverein am Tabellenende der NB I fest. \u00dajpest kann mit diesen drei Punkten etwas durchatmen und steht nach 19 Runden immerhin auf dem neunten Tabellenplatz.<\/p>\n

Es folgen einige Impressionen, die sich per Klick vergr\u00f6\u00dfern lassen:<\/em><\/p>\n\n\t\t