{"id":84658,"date":"2023-03-29T08:00:10","date_gmt":"2023-03-29T06:00:10","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=84658"},"modified":"2023-03-28T18:44:35","modified_gmt":"2023-03-28T16:44:35","slug":"analyse-oesterreich-mueht-sich-gegen-estland-zum-sieg","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/nationalteam\/analyse-oesterreich-mueht-sich-gegen-estland-zum-sieg\/","title":{"rendered":"Analyse: \u00d6sterreich m\u00fcht sich gegen Estland zum Sieg"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"<\/a>Am zweiten Spieltag der EM-Qualifikation empfing die \u00f6sterreichische Nationalmannschaft den Gast aus Estland zum Duell um drei Punkte. Dabei wollten die \u00d6sterreicher <\/em>nach dem klaren Sieg gegen Aserbaidschan<\/em><\/a> direkt mit dem n\u00e4chsten Erfolg nachlegen und die n\u00e4chsten wichtigen Punkte einfahren. Doch Vorsicht sollte vor dem Gegner geboten sein, pr\u00e4sentieren sich die Esten doch in den letzten Spielen sehr ordentlich und verloren recht wenige Spiele.<\/em><\/p>\n

Abwechslungsreicher Beginn dank hoher Dynamik<\/strong><\/h3>\n

Im Vergleich zum Spiel gegen Aserbaidschan musste Teamchef Ralf Rangnick auf drei Positionen die Mannschaft umbauen. In der Innenverteidigung ersetzte etwas \u00fcberraschend Daniluc den Routinier Trauner, Posch rutsche als Rechtsverteidiger ins Team und im Mittelfeld ersetzte K\u00f6ln-Legion\u00e4r Ljubicic den angeschlagenen Kapit\u00e4n Sabitzer.<\/p>\n

Das ergab daher auch jene systematische Anordnung, die man auch nach gut 20 Minuten gegen Aserbaidschan zu sehen bekam \u2013 n\u00e4mlich eine 4-3-3\/4-3-1-2 Mischformation, welche von der Positionierung von Wimmer und Baumgartner abhing und recht flexibel interpretiert wurde. Der Gast aus Estland legte dagegen den Fokus mehr auf die defensive Kompaktheit, weshalb man auch mit einem 5-3-2 im Gep\u00e4ck angereist kam. Viele bekannte Namen waren hier nicht zu finden in der Formation, weshalb die Esten vordergr\u00fcndig \u00fcber das Kollektiv kommen und hier gef\u00e4hrlich werden.<\/p>\n

In der Anfangsphase zeigten die G\u00e4ste dabei auch prompt, dass man sie nicht untersch\u00e4tzen sollte. Der Schweizer Thomas H\u00e4berli brachte in seiner Amtszeit als Teamchef von Estland einiges an Struktur in das Team und das Team wirkt bei den Auftritten gut organisiert. Das demonstrierte man auch gegen \u00d6sterreich, wo man von Beginn weg mutig auftrat. Man presste den Gastgeber sogar situativ h\u00f6her an und aus dem 5-3-2 wurde ein 3-1-4-2, wo man recht weit in die gegnerische H\u00e4lfte vorr\u00fcckte.<\/p>\n

Dadurch wurde es den \u00d6sterreichern schwergemacht spielerische L\u00f6sungen zu finden und in Ruhe das Spiel aufzubauen. Auch nach Ballverlust setzte man sofort nach und ging ins Gegenpressing, um das Spielger\u00e4t wiederzuerobern. Die Esten zeigten also viele moderne Ans\u00e4tze in ihrem Spiel und wirkten bereits nach den ersten Minuten gruppentaktisch wesentlich reifer und weiter, als es der letzte Gegner Aserbaidschan war.<\/p>\n

Allerdings war dies ein zweischneidiges Schwert, denn mit dieser Spielanlage verlangte man von den estnischen Spielern einiges ab. Dementsprechend schlichen sich auch hier und da mal Fehler ein, die bestraft h\u00e4tten werden k\u00f6nnen. So etwa nach bereits zwei Spielminuten, als der Torh\u00fcter auf H\u00f6he der Mittellinie Patrick Wimmer anschoss und dieser aufs leere Tor zog, allerdings aus keinem einfachen Winkel das Tor dann verfehlte.<\/p>\n

Das w\u00e4re nat\u00fcrlich ein Traumstart gewesen und h\u00e4tte den \u00d6sterreichern Auftrieb gegeben. Doch auch danach machten die Gastgeber weiterhin Druck und spielten aggressiv nach vorne. Immer wieder eroberte man in der gegnerischen H\u00e4lfte aufgrund des starken Pressings die B\u00e4lle und versuchte dann mit Tempo vor das Tor zu kommen. So kam man auch zu einigen Chancen, die man jedoch nicht verwerten konnte.<\/p>\n

Die beste fand man nach einem Elfmeter vor, als man im Vorfeld mit einer tollen Kombination sich von hinten bis in den Strafraum kombinierte und St\u00fcrmer Gregoritsch gefoult wurde. Den f\u00e4lligen Elfmeter setzte der Angreifer jedoch an die Latte, weshalb es beim 0:0 blieb. Doch auch die Esten setzten immer wieder Akzente nach vorne und versuchen die Intensit\u00e4t von \u00d6sterreich zu kontern, weshalb eben ein abwechslungsreiches und dynamisches Spielgeschehen entstand. Speziell der Angreifer Sappinen war als Umschaltspieler immer wieder gef\u00e4hrlich und konnte im Konter seine Dynamik ausspielen. Dennoch kam die F\u00fchrung der Esten etwas \u00fcberraschend, fiel diese doch in einer guten Phase der \u00d6sterreicher, wo man das Gef\u00fchl hatte, es w\u00fcrde nicht mehr lange bis zum 1:0 dauern.<\/p>\n

Doch nach einem Freisto\u00df nahe der Mittelauflage, verloren die \u00d6sterreicher trotz klarer \u00dcberzahl zwei Kopfballduelle, stand der umtriebige Sappinen pl\u00f6tzlich v\u00f6llig frei und traf mit einem satten Schuss zum 1:0 f\u00fcr Estland.<\/p>\n

Wenig Durchschlagskraft im letzten Drittel<\/strong><\/h3>\n

Die \u00d6sterreicher versuchten sich davon nicht beirren zu lassen und weiter nach vorne zu spielen. Allerdings wurde es nun schwieriger, da sich die Esten mit der F\u00fchrung im R\u00fccken nat\u00fcrlich nun etwas zur\u00fcckzogen und die die Gastgeber kommen lie\u00dfen. Nun wurde das 5-3-2 zu einer defensiven Festung und alle zehn Feldspieler verteidigten leidenschaftlich das Tor. Die St\u00fcrmer standen hier teilweise schon 30 Meter vor dem eigenen Tor und waren de facto die ersten Verteidiger. Das bedeutete f\u00fcr die \u00d6sterreicher, dass man Geduld aufbringen musste, um diese Menschenmauer zu durchbrechen. Diese fehlte allerdings in einigen F\u00e4llen und man agierte speziell im letzten Drittel viel zu \u00fcberhastet. Man versuchte hier speziell \u00fcber die beiden zentralen Mittelfeldspieler Seiwald und Laimer nach vorne zu kommen und sich \u00fcber die Halbr\u00e4ume nach vorne zu kombinieren und recht direkt und aggressiv zu agieren.<\/p>\n

Doch hier nahm man teilweise zu hohes Risiko, weshalb der Rhythmus immer wieder gest\u00f6rt und durch Ballverluste unterbrochen wurde. Ein weiteres Problem war der hohe Zentrumsfokus des Teams und das man kaum \u00fcber die Fl\u00fcgelzonen versuchte anzugreifen beziehungsweise zu Durchbr\u00fcchen zu kommen. Das war vor allem deshalb problematisch, da sich Estland mit ihrem 5-3-2 Block massiv ins Zentrum zusammenzog und de facto acht Mann nur in dieser Zone zur Verf\u00fcgung hatte. Dementsprechend herrschte auch reger Betrieb in dieser Region und es waren kaum offene R\u00e4ume vorhanden. Daher fand man auch bis zum Ende des ersten Durchgangs kaum M\u00f6glichkeiten mehr vor, da man sich immer wieder an diesem \u201eZentrumsblock\u201c des Gegners die Z\u00e4hne ausbiss und h\u00e4ngen blieb. So ging es mit einem 0:1-R\u00fcckstand in die Halbzeitpause.<\/p>\n

Rangnick \u00fcberrascht mit Adaption<\/h3>\n

Mit dem zweiten Abschnitt des ersten Durchgangs konnte Teamchef Ralf Rangnick nicht zufrieden sein. Und das m\u00fcndete auch letztlich darin, dass zur Pause ein Doppelwechsel vollzogen wurde und mit Kapit\u00e4n Alaba und Adamu zwei frische Kr\u00e4fte ins Spiel kamen. Am interessantesten war hier die Tatsache, dass man mit der Hereinnahme des zweiten St\u00fcrmers Adamu, auch das System anpasste. Aus dem 4-3-3 wurde nun ein klares 4-Raute-2, was eine sehr \u00fcberraschende Entscheidung war. Wie erw\u00e4hnt gab es durch Zentrum f\u00fcr die \u00d6sterreicher kaum ein Durchkommen und der Gegner hatte hier eine massive Pr\u00e4senz aufgebaut. Doch statt die Freir\u00e4ume auf die Fl\u00fcgelzonen anzuvisieren oder zu versuchen, die Esten auseinanderzuziehen und aus dem Zentrum zu locken, wollte man f\u00f6rmlich mit dem Kopf durch die Wand und das Durchkommen weiterhin erzwingen.<\/p>\n

Dementsprechend sah dann auch das Spielgeschehen aus und das gesamte Konstrukt wirkte sehr fahrig und zum Teil kopflos. Vor allem aus dem Aufbau heraus gab es kaum einmal Sequenzen, wo man versuchte den Gegner in Bewegung zu bringen und mal in die Breite zu passen. Es wurde stattdessen st\u00e4ndig versucht den ersten Pass vertikal zu spielen. Doch wenn der Gegner in der eigenen H\u00e4lfte formiert ist und in seiner Position steht, f\u00e4llt es ihm hier nat\u00fcrlich auch leichter, sofort Zugriff zu erlangen und am Gegner dran zu sein.<\/p>\n

Dementsprechend wirkte es st\u00e4ndig so, als w\u00fcrden die Esten an den \u00d6sterreichern kleben und k\u00f6nnen diese weder in Ruhe den Ball annehmen, geschweige denn mal zum Tor aufdrehen. Das war allerdings wie erw\u00e4hnt zum Teil hausgemacht und h\u00e4tten die \u00d6sterreicher mit mehr Ruhe und Geduld l\u00f6sen k\u00f6nnen, indem man die Ketten von Estland in Bewegung gebracht h\u00e4tte \u2013 durch Ausl\u00f6sen der Verschiebebewegungen.<\/p>\n

Daher war die zweite Halbzeit de facto auch kein optischer Leckerbissen und haupts\u00e4chlich von Duellen um den ersten und zweiten Ball gepr\u00e4gt. Immer wieder blieben die \u00d6sterreicher in den dichten Reihen des Gegners h\u00e4ngen und so stockte das Offensivspiel, weshalb Chancen Mangelware waren. Hier muss man nat\u00fcrlich auch Estland ein Kompliment aussprechen, die das im Rahmen ihrer M\u00f6glichkeiten sehr gut machten und gruppentaktisch diszipliniert agierten.<\/p>\n

Bis zur 68. Minute hielt dann auch dieser Defensivverbund, ehe \u00d6sterreich mit etwas Ballgl\u00fcck hinter das Mittelfeld und in den Zwischenlinienraum kam und nach einem abgeblockten Schuss der Ball zum eingewechselten Kainz kam, der mit einem satten Abschluss zum 1:1 traf.<\/p>\n

Mit Fortdauer wurde immer \u00f6fter die Brechstange bei den Gastgebern ausgepackt und lange B\u00e4lle in die Spitze auf die Zielspieler Gregoritsch und Adamu gespielt, um hier auf den zweiten Ball zu gehen. Sp\u00e4testens mit der Hereinnahme von Onisiwo hatte man de facto sogar konstant f\u00fcnf (!) Angreifer in der letzten Linie, um hier f\u00fcr ausreichend Pr\u00e4senz zu sorgen und den Gegner unter Druck zu setzen.<\/p>\n

Dieser Plan ging dann auch tats\u00e4chlich auf und kurz vor Schluss erzielte man das umjubelte 2:1 durch Gregoritsch. Die Ironie war hier sicherlich, dass man es \u00fcber die Fl\u00fcgel und nach einer Flanke tat, wo man dank der hohen Strafraumpr\u00e4senz Gregoritsch freigespielt bekam, dessen Schuss dank Mithilfe der Esten im Kasten landete. Damit belohnten sich die \u00d6sterreicher doch noch f\u00fcr den investierten Aufwand und es blieb letztlich auch beim knappen Erfolg.<\/p>\n

Fazit<\/strong><\/h3>\n

Zusammengefasst kann man konstatieren, dass der Sieg der \u00d6sterreicher sicherlich verdient, wenn auch aufgrund des sp\u00e4ten Zeitpunkts doch etwas gl\u00fccklich war. Im Vergleich zum Spiel gegen Aserbaidschan tat man sich allerdings wesentlich schwerer und fand nicht die richtigen Mittel, um die kompakten Esten knacken und konstant unter Druck setzen zu k\u00f6nnen. Zwar sprechen die statistischen Werte klar f\u00fcr die Gastgeber, allerdings stockte der Motor in vielen Phasen des Spiels und man wollte das Durchkommen oftmals erzwingen und einfach mit dem Kopf durch die Wand gehen.<\/p>\n

Hier h\u00e4tte es mehr Ruhe und Balance im Spiel gebraucht, um die Esten in Bewegung zu bringen und dadurch R\u00e4ume zu kreieren. Allerdings darf man nat\u00fcrlich auch nicht vergessen, dass den \u00d6sterreichern einige wichtige Akteure fehlten und dadurch etwas die Linie im Spiel fehlte. Das sollte sich in den n\u00e4chsten Lehrg\u00e4ngen sicherlich wieder bessern, wenn die verletzten Schl\u00fcsselspieler wieder in die Mannschaft r\u00fccken. Letztendlich z\u00e4hlen aber vordergr\u00fcndig die Punkte und mit sechs Z\u00e4hlern hat man einen tollen Start in die Qualifikation zur Europameisterschaft hingelegt.<\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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