{"id":92103,"date":"2024-05-15T07:50:37","date_gmt":"2024-05-15T05:50:37","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=92103"},"modified":"2024-05-14T08:50:18","modified_gmt":"2024-05-14T06:50:18","slug":"graz-im-titel-fieber-zwischen-angst-und-euphorie","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/bundesliga\/graz-im-titel-fieber-zwischen-angst-und-euphorie\/","title":{"rendered":"Graz im Titel-Fieber: Zwischen Angst und Euphorie"},"content":{"rendered":"\n\n
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Am Sonntag kann Sturm Meister werden. Die steirische Landeshauptstadt hat eine ganz spezielle Stimmung erfasst. Versuch einer Bestandsaufnahme.<\/i><\/p>\n

„Beflaggt eure H\u00e4user!“ Der Aufruf von Sturmtifo.com<\/a>, der Foto- und Videoplattform der organisierten Sturm-Fans, schl\u00e4gt voll ein. Unz\u00e4hlige Foto-Einsendungen erreichen die Website. Schwarzwei\u00dfe Fahnen h\u00e4ngen auf Fahnenstangen im Garten, aus Fenstern, von Balkonen. Und auch wer dieser Tage aufmerksam durch die steirische Landeshauptstadt flaniert, sieht tats\u00e4chlich immer wieder beflaggte H\u00e4userzeilen. Es ist eine ganz besondere Stimmung, die Graz erfasst hat. Generell scheint jeder \u00fcber Fu\u00dfball zu sprechen. Der Aufstieg des GAK in die Bundesliga wird auch seinen Teil dazu beigetragen haben. Das, und dazu muss man keine schwarzwei\u00dfe Brille aufhaben, grassierende Fu\u00dfballfieber ist aber dem SK Sturm zuzuschreiben. Gewinnen die Schwarzen am Sonntag in Liebenau gegen Austria Klagenfurt, steht der vierte Meistertitel der Vereinsgeschichte fest. Ein Remis reicht nur, wenn auch Salzburg gegen den LASK remisiert. Oder beide Titelaspiranten verlieren. Dann ist auch Sturm Meister. Die Entscheidung f\u00e4llt also wie bei den Titeln 1999 und 2011 in der letzten Runde, da die Grazer den ersten Matchball in Linz per 2:2 vergeben haben und beschert Fu\u00dfball-\u00d6sterreich das spannendste Titelrennen seit Jahrzehnten. Und Graz die angesprochene, ganz spezielle Stimmung.<\/p>\n

Sturm ist immer Thema in der Stadt. In den Lokalen. In den B\u00fcros. „Hast Karten f\u00fcr Sonntag?“, „Hast den Latten-K\u00f6pfler vom Jatta in Linz gesehen? Zwei Zentimeter weiter unten und wir h\u00e4tten gefeiert.“, „Glaubst, es geht sich aus am Sonntag?“ Immer wieder wird man mit solchen Fragen konfrontiert oder kriegt Gespr\u00e4chsfetzen im Gastgarten oder der Stra\u00dfenbahn mit. Tr\u00e4gt man Sturm-Leiberl, -Weste oder -Kapperl wird man noch schneller in Konversationen verwickelt. Und es sind nicht wenige, die die schwarzwei\u00dfen Farben am Outfit durch die Grazer Stra\u00dfen tragen dieser Tage. Am Bezirksportplatz sieht man nicht mehr so viele Kinder mit Messi-, Ronaldo- oder Mbappe-Dressen wie fr\u00fcher.\u00a0 Auf den R\u00fccken der Buben und M\u00e4dels prangen Namen wie Hierl\u00e4nder, W\u00fcthrich, Prass oder Biereth. Kritiker m\u00f6gen jetzt einwerfen, dass Sturm scheinbar aufgrund des sportlichen Erfolges eben modern ist und dass sich das beim ersten Einbruch wieder legen wird. Wer aber die Jahre des Vereinskonkurses, des Punkteabzuges in den Nullerjahren erlebt hat, wei\u00df, dass das auch damals, in den dunklen Tagen des Vereins, nicht viel anders war. Man mag es nicht Hype nennen, was momentan in Fu\u00dfball-Graz passiert. Zu viel wird auch gejammert, als dass man es als Positiv-Modeerscheinung titulieren k\u00f6nnte. Denn „Der Titel k\u00f6nnt schon lang fix sein!“ oder „Der Biereth muss in Salzburg das 3:0 machen, dann samma l\u00e4ngst durch“ oder „Wennst gegen Hartberg daheim nicht gewinnst, wirst nicht Meister“. Es wird auch viel kritisiert, bei Gott ist nicht alles super wenn man mit Sturm-Fans \u00fcber ihre Mannschaft spricht. Das war schon immer so. Doch diesmal ist sogar das Jammern anders. Denn egal was war, jeder Kritiker tr\u00e4gt doch auch das in sich, was dieser Tage um sich greift und Skeptiker sowie Euphorisierte eint: Diese enorme Hoffnung, dieses Sich-Sehnen nach dem ersten Titel seit 13 Jahren.<\/p>\n

Da erwischt man sich selbst dabei, wie man ins Nachdenken, ja vielleicht ins Tr\u00e4umen kommt, wenn man in den Tagen vor dem finalen Spiel, dem „Finale daham“ wie es eine steirische Tageszeitung nannte, \u00fcber den Grazer Hauptplatz schlendert. Was wird am kommenden Montag hier los sein? Wird \u00fcberhaupt etwas los sein? Wird der Pfingstmontag einfach so vor\u00fcber gehen oder wird hier ein emotionaler Siedepunkt seiner Explosion entgegenstreben, weil es was zu feiern gibt? Was wird sein? Was passiert in diesen, jetzt schon so aufgeladenen, 90 Minuten am kommenden Sonntag im Liebenauer Stadion? Vor dem geistigen Auge tauchen Bierduschen auf sowie hemmungsloser Jubel, jedoch auch am Rasen kauernde Spieler voller Entt\u00e4uschung. Und diese eine gro\u00dfe Furcht: Vor der Leere. Dem Wir-haben-es-nicht-geschafft. Vor dem pers\u00f6nlichen „Leverkusen-2001-Gef\u00fchl“, dem „Dortmund-2023-Horror“. Dagegen wird angesungen, auch innerlich und leise, nur f\u00fcr sich: „Wir werden Meister“. Kurz: Kopfkino zwischen M\u00e4rchen und Drama, in Dauerschleife. Die Gef\u00fchlslage ist wie das aktuelle Wetter: Wechselhaft. Das wird die Fans bis zum gro\u00dfen Tag begleiten und sie die Stunden z\u00e4hlen lassen bis es los geht. Rainhard Fendrich ist zwar kein Sturm-Fan, doch eine Textpassage von ihm dr\u00fcckt viel aus, was viele solcher gerade empfinden: „…und dann mei Gf\u00fch‘, so zwischen Angst und Euphorie\u2026“<\/p>\n

Graz atmet dieser Tage Fu\u00dfball. Die H\u00e4user, sie sind beflaggt. Die Uhr tickt. Noch vier Tage.<\/p>\n

Philipp Braunegger f\u00fcr abseits.at<\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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