{"id":92380,"date":"2024-06-09T11:50:34","date_gmt":"2024-06-09T09:50:34","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=92380"},"modified":"2024-05-27T09:29:23","modified_gmt":"2024-05-27T07:29:23","slug":"anekdote-zum-sonntag-226-kalorienreicher-abendspaziergang","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/sonstiges\/anekdote-zum-sonntag-226-kalorienreicher-abendspaziergang\/","title":{"rendered":"Anekdote zum Sonntag (226) \u2013 Kalorienreicher Abendspaziergang"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"<\/a>Falco sagte einmal, wenn er aufgefordert werde, deutschen Reportern den Wiener Schm\u00e4h zu erkl\u00e4ren: Es sei ganz einfach: \u201eEntweder man hat ihn oder man hat ihn nicht.\u201c<\/em> Einer, der den Schm\u00e4h hatte und davon profitierte, war Johann \u201eBuffy\u201c Ettmayer: Als schwergewichtiger Offensivspieler mit Pferdeschuss ballerte sich der geb\u00fcrtige Wiener in die Herzen der VfB-Fans. Nachdem er seine Karriere beendet hatte, war Ettmayers humoristisch dargebrachte Meinung Grund genug ihn \u00f6fters ins Fernsehen einzuladen. Angesprochen auf die Qualit\u00e4t des DFB-Teams von vor \u00fcber 15 Jahren meinte \u201eBuffy\u201c z.B., wenn ein Kicker aus f\u00fcnf Metern einen stehenden Bus tr\u00e4fe, sei er heute schon deutscher Nationalspieler. Wenn er den Buschauffeur durch die offene T\u00fcr tr\u00e4fe, dann wechsle er nach England. Wie in seiner Spielerzeit erntete der Offensivspieler daf\u00fcr Lachsalven.<\/p>\n

Als Kicker begegnete der 85\u00a0kg schwere und 1,72\u00a0m gro\u00dfe Sportler den st\u00e4ndigen Spr\u00fcchen \u00fcber sein Gewicht ebenfalls mit Schm\u00e4h; etwas anderes blieb ihm schlie\u00dflich nicht \u00fcber<\/a>. Erste sportliche Erfolge feierte der geb\u00fcrtige Wiener bei Wacker Innsbruck, wo er Meister und Cupsieger wurde. 1971 wechselte er zum VfB Stuttgart, wo Trainer Albert Sing stetig Kritik an seiner Figur \u00e4u\u00dferte. Der Mann mit dem 68cm Oberschenkelumfang lie\u00df sich jedoch nicht beirren, wurde zum Fanliebling und avancierte sogar zum Kapit\u00e4n der Schwaben. Trotzdem blieb \u201eBuffy\u201c nicht unumstritten; auch beim HSV liebten und hassten sie den trickreichen \u00d6sterreicher. Ihm selbst war das egal: \u201eSpiel\u2018 ich gut, dann hab ich abgenommen. Spiel\u2018 ich schlecht, dann hab ich zugenommen.\u201c<\/em> 1983 beendete der Spieler seine Karriere und wurde Trainer bei einem Landesligisten. Ettmayer, der in der N\u00e4he von Stuttgart lebte, starb kurz vor seinem 77. Geburtstag.<\/p>\n

Seinen Spitznamen \u201eBuffy\u201c – \u201eBlader\u201c im ungarischen Dialekt – verlieh ihm Nationaltrainer \u0160\u0165astn\u00fd<\/a>. Auch der damalige Teamchef beabsichtigte mit dieser \u201eTaufe\u201c den Ex-Innsbrucker daran zu erinnern, etwas mehr auf seine Ern\u00e4hrung zu achten. Ettmayers Lieblingsessen war schlie\u00dflich ein Ziegelstein gro\u00dfes Steak, das unter einem Berg Sauce B\u00e9arnaise begraben war. Der von ihm dazu gew\u00fcnschte gemischte Salat war bei so einer Kalorienbombe nur mehr Makulatur.<\/p>\n

Bei einem Teamlehrgang in den 70er-Jahren wollte \u201eBuffy\u201c ein Zeichen setzen und erkl\u00e4rte seinem Coach: \u201eTrainer, ich streich\u2018 das Abendessen und geh\u2019 stattdessen spazieren.\u201c<\/em> \u0160\u0165astn\u00fd stimmte erfreut zu. Hatten seine mahnenden Worte auf Ettmayer etwa doch Eindruck gemacht? Doch nachdem einige Tage vergangen waren, hegte der listige Slowake Zweifel an der Abendbesch\u00e4ftigung des Legion\u00e4rs: Schlie\u00dflich machte \u201eBuffy\u201c nicht gerade den Eindruck Kalorien verbraucht zu haben, wenn er das Teamhotel nach seinem \u201eSpaziergang\u201c wieder betrat. Eines Abends schickte sich der Teamchef daher an seinen Spieler zu verfolgen und musste mit Entsetzten feststellen, dass \u201eBuffys\u201c Ziel nicht entweder ein malerischer Waldweg, sondern die ortseigene Konditorei war.<\/p>\n

Dort angekommen machte es sich der Liebhaber von Mehlspeisen \u2013 sein Favorit: Punschkrapfen \u2013 gem\u00fctlich und orderte Indianer mit Schlag, Cremeschnitte und Co. \u0160\u0165astn\u00fd wusste, dass er einen Schm\u00e4hbruder wie Ettmayer nur mit seinen eigenen Waffen schlagen konnte und weil auch \u0160\u0165astn\u00fd\u00a0 – wie bereits oft berichtet<\/a> \u2013 nicht gerade unkreativ war, ersann er eine List: Am n\u00e4chsten Abend enterte der Teamchef kurz vor dem Eintreffen seinen Spielers die Caf\u00e9-Konditorei und redete mit Engelszungen auf die dortige Serviererin ein. Sie lie\u00df sich schlie\u00dflich erweichen und erlaubte dem \u201ewei\u00dfen Riese\u201c seinen abtr\u00fcnnigen Kicker zu \u201ebedienen\u201c. Nachdem \u201eBuffy\u201c bestellt hatte, schnappte sich \u0160\u0165astn\u00fd das Tablett mit der hausgebackenen K\u00f6stlichkeit und brachte es an Ettmayers Tisch. \u201eBuffy\u201c erschrak furchtbar, als er in das Gesicht seines Trainers blickte. \u0160\u0165astn\u00fd dagegen grinste. Kleinlaut stellte der Offensivspieler daraufhin seine \u201eTortendi\u00e4t\u201c sowie seine n\u00e4chtlichen \u201eSpazierg\u00e4nge\u201c zumindest in diesem Trainingslager ein. \u0160\u0165astn\u00fd hatte gewonnen.<\/p>\n

Leider sollte Ettmayer seine \u201eSucht\u201c nach S\u00fc\u00dfigkeiten sp\u00e4ter mit drei Byp\u00e4ssen und einer Diabeteserkrankung bezahlen. Trotzdem blieb \u201eBuffy\u201c bis zum Schluss ein sonniges Gem\u00fct. Seine Lebensphilosophie brachte er folgenderma\u00dfen auf den Punkt: \u201eIhr Deutschen seid geboren, um zu arbeiten. Wir \u00d6sterreicher sind geboren, um zu leben.\u201c <\/em><\/a><\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Falco sagte einmal, wenn er aufgefordert werde, deutschen Reportern den Wiener Schm\u00e4h zu erkl\u00e4ren: Es sei ganz einfach: \u201eEntweder man hat ihn oder man hat ihn nicht.\u201c Einer, der den Schm\u00e4h hatte und davon profitierte, war Johann \u201eBuffy\u201c Ettmayer: Als schwergewichtiger Offensivspieler mit Pferdeschuss ballerte sich der geb\u00fcrtige Wiener in…<\/p>\n","protected":false},"author":65,"featured_media":50010,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_expiration-date-status":"","_expiration-date":0,"_expiration-date-type":"","_expiration-date-categories":[],"_expiration-date-options":[]},"categories":[12],"tags":[8076,29619,29620,8366],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/92380"}],"collection":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/users\/65"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=92380"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/92380\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":92383,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/92380\/revisions\/92383"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media\/50010"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=92380"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=92380"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=92380"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}